Test: Erica Synths DB-01 Bassline

Test: Erica Synths DB-01 Bassline

Tests. 24. Mai 2020 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Nach der Eurorack-Version der Techno-System-Reihe, gibt’s Erica Synths' Bassline jetzt auch als Desktop-Instrument – den DB-01. Sequenzerbasierte Basssynthesizer existieren in Form von 303-Klonen zuhauf und besonders erschwingliche Synths wie Behringers TD-3 überzeugen durch ein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis. Der DB-01 Bassline fährt hingegen ein anderes Konzept und setzt mehr auf innovative Features sowie hochwertiges Design. Ob sich der Aufpreis lohnt und der Sound am Ende sein Geld wert ist, zeigt dieser Test.

Features im Überblick

Den Kern des DB-01 bildet ein komplett analoger, monophoner Oszillator, der mittels transistorbasiertem Suboszillator, Noise und Detune weiter angereichert werden kann. Gefiltert wird wahlweise mit Lowpass- oder Bandpassfilter, ein LFO, Overdrive und FM verleihen dem Sound Würze. Der 64-Stepsequencer will mit besonders raffiniertem Workflow überzeugen, kann bis zu 64 Patterns speichern und kennt sogar Parameterlocks, wenn auch nur in rudimentärer Form. Ein Arpeggiator, Transpose-Funktion sowie Random Pattern Generator zusammen mit MIDI und CV Konnektivität runden das Arsenal des Bassline ab.

Verarbeitung, Lieferumfang und Anschlüsse

Die Erica Synths Experience geht wie immer bereits beim Unboxing los: Der Karton ist von außen im firmentypischen Schwarz gehalten, innen gibt’s unbehandelte Wellpappe und natürlich den DB-01. Die geschmackvolle Mischung aus organischem und behandeltem Material der Verpackung sorgt einfach für einen tollen Ersteindruck, der richtig Vorfreude aufkommen lässt – also auspacken! Das 74 x 305 x 165 mm Alugehäuse kommt ebenfalls in der Lieblingsfarbe der Letten daher, insgesamt wiegt der DB-01 etwa 1,8 kg und ist nicht nur schick, sondern auch einwandfrei verarbeitet.

Gehäuse, Potis, Buttons und Stecker wirken super stabil, sitzen angenehm fest und das dreistellige Display ist nahtlos in die Oberfläche eingelassen. Apropos Display: Zusammen mit der Beleuchtung der Step Buttons sowie den Anzeige-LEDs für LFO-Tempo, Amp- und Filter-EG sorgt es für ausreichend visuelles Feedback, ohne unnötig den Fokus von der Performance zu nehmen. Der DB-01 kommt mit Netzteil und Manual, wobei Letzteres wieder vorwiegend schwarz ist, was leider die Leserlichkeit beeinträchtigt. Als monophoner Basssynth kommt der DB-01 hervorragend mit nur einem 6,35mm-Audioausgang zurecht.

Alle weiteren Anschlüsse dienen Utility-Zwecken, wie MIDI In und Out in DIN-Norm oder die 1V/Oct Clock, CV und Gate Ein- und Ausgänge im 3,5mm-Klinkenformat. Auch der Cutoff des DB-01 kann extern über CV gesteuert werden und hat seinen eigenen Miniklinkenanschluss. Fehlen nur noch der Powerschalter und der Stecker fürs mitgelieferte 12V-Netzteil.

Anschlüsse des Erica Synths DB-01 Bassline.

Sequenzer

Auch beim DB-01 geschieht die Eingabe der Sequenzen via Lauflichtprogrammierung und trennt dabei Rhythmus und Melodie. Über die Stepbuttons werden in gewohnter Weise die Trigs platziert, wobei zunächst alle denselben Ton spielen – je nachdem, was als Root Note eingestellt ist. Die Tonhöhe einzelner Trigs lässt sich dann bei gehaltenem Stepbutton mit dem BACK/NOTE Encoder einstellen. Ähnlich funktioniert es mit der Länge der Töne: Standardmäßig dauert jeder Trig eine 16tel lang, hält man den gewünschten Step gedrückt, kann der jeweilige Ton mittels SELECT/GATE Encoder verlängert werden.

Dadurch fühlt sich die Programmierung am DB-01 deutlich intuitiver an als bei der Konkurrenz ohne zu viel 303-Idiomatik aufzugeben. Wer das immer noch zu umständlich findet, kann im PLAY Mode einfach live einspielen, was sequenziert werden soll oder sich random Patterns generieren lassen – Top!

Basis-Features

Acid Staples wie Accents und Glides erreicht man über einfache Tastenkürzel aus SHIFT und den Step Buttons, deren Zweitfunktion gut lesbar aufgedruckt ist. SHIFT und der erste Step Button versetzen den DB-01 in den ACCENT Mode, wo einzelne Steps der Sequenz mit Betonung versehen werden können. In dieser Ansicht leuchten alle bisher gesetzten Trigs schwächer, Akzente erkennt man an besonders heller Hintergrundbeleuchtung.

Was den DB-01 von vielen 303-Klonen abhebt, sind die MOD und PITCH Modi. Hier können Pitch- und Filterautomationen in den Sequenzer einprogrammiert werden, um noch mehr Sound aus den Basslines rauszukitzeln. Das Raffinierte beim MOD-Modus ist, dass hier pro Step relative Cutoff-Werte eingestellt werden können, die sich dann im eingestellten Verhältnis der aktuellen Cutoff-Position anpassen.

Dadurch sind auch die Trigs mit Filterautomationen noch von live gespielten Filterfahrten betroffen. Als Kirsche auf der Sahnetorte lassen sich diese MOD-Automationen sogar live einspielen – sehr gelungen, Erica Synths!

Skalen und Arpeggios

Ein weiteres eher exklusives Feature des DB-01 ist der erstaunlich differenzierte Arpeggiator. Mit verschiedenen Kombinationsmöglichkeiten aus Patterns und Laufrichtungen lassen sich im Handumdrehen spannende Tonfolgen generieren und aufnehmen. Sogar bestehende Sequenzen können vom Arpeggiator „begleitet“ werden, wobei der DB-01 automatisch den Arpeggiatorsound priorisiert und bereits bestehende Trigs ersetzt.

Wer das im Hinterkopf behält und seine Sequenzen entsprechend anpasst, kann aber trotzdem den Eindruck erwecken, es seien mehrere Stimmen am Werk. Alternativ lässt sich der Arpeggiator auch als Beatrepeat entfremden. Ein wichtiger Teil der Vielseitigkeit des Arpeggiators kommt jedoch vom SCALE Mode.

Erica Synths hat hier nicht nur eine geschmackvolle Auswahl an Preset Scales spendiert, sondern zusätzlich ein paar Slots für Custom Scales implementiert. Der Clou ist, dass man auch Mikrotonale Skalen programmieren kann, was sich besonders für Techno und Industrial eignet und den Raum für neuartige Tonabfolgen öffnet.

Knobs, Sound und LFO

Okay die Sequenz steht, aber wie klingt das Teil? Ganz einfach: sehr, sehr gut. Egal ob Rechteck-, Sägezahn- oder Dreieckswelle, der analoge Oszillator des DB-01 ist eine Wucht. Schöner, warmer, lebendiger Sound mit jeder Menge Druck und Struktur – so soll analog sein. Gleiches gilt für den regelbaren Rauschanteil, der sich gerade bei längeren Decay-Zeiten nahezu hypnotisch entfaltet. Aber auch der transistorbasierte Suboszillator klingt einfach fett und fällt statt zu stören sogar äußerst positiv auf.

Bei so überragenden Grundsounds können die zusätzlichen Klangfärbungsoptionen des DB-01 ihr volles Potenzial ausschöpfen, was sich in Form von unzähligen Sweetspots bei so ziemlich allen Reglern zeigt. Die verbauten Filter sind die gleichen wie bei Erica Synths' Acidbox und punkten ebenfalls mit erstklassigem Sound und flexibler Hüllkurve. Der extra große Cutoff-Poti ist angenehm in der Handhabung und erlaubt sehr genaue Einstellungen.

Richtig spannend wird’s aber beim LFO: Dieser kann zwar nur den Cutoff des Filters steuern, kennt aber viele nützliche Wellenformen und ist synchronisierbar. Zusammen mit der Reset-Funktion, die den LFO mit jedem Trig neu anschubst, lassen sich also noch mehr rhythmische Nuancen verwirklichen. Zumindest indirekt kann der LFO auch die Tonhöhe des DB-01 modulieren. Das geschieht, wenn der FM-Regler aufgedreht wird und resultiert schnell im Chaos – herrlich!

Zu guter Letzt werden dem Signal über den Detune Knob zwei BBD Delays mit Frequenzmodulation beigemischt, um volle, chorusähnliche Klänge zu erzeugen. Solche Features ermutigen dazu, den DB-01 auch als Dronesynth zu verwenden, was Erica Synths definitiv befürworten würde.

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Mehr Informationen

Fazit

Das Problem bei vielen 303-Klonen oder Acid Bass Synths ist die mangelnde Flexibilität bedingt durch Tradition. Erica Synths schafft es mit dem DB-01, ausreichend Tradition zu wahren und gleichzeitig einen optimierten Workflow zu präsentieren, der perfekt ins Konzept und den Zeitgeist passt. Verarbeitungstechnisch handelt es sich um ein absolut hochwertiges Instrument, dessen stimmiges Design bereits beim Auspacken beeindruckt. Klar gibt es sequenzerbasierte Basssynthesizer für deutlich weniger Geld – jüngst Behringers TD-3 – aber der wichtige Unterschied ist, dass der DB-01 kein Klon ist. Sowohl im Hinblick auf Utility als auch Soundmöglichkeiten hat Erica Synths einige raffinierte Upgrades eingebaut, die den DB-01 zu etwas ganz Besonderem machen. Dazu noch der hervorragende Sound und der Preisunterschied ist gerechtfertigt. Die Frage ist eher, was man vorhat. Für die obligatorische Acid Bassline genügen die preiswerteren Klone allemal und der salopp formuliert generische Sound könnte sogar erwünscht sein. Beim DB-01 wird dafür ein eigenständiges Instrument mit reichlich Charakter geboten, nicht nur inspiriert, sondern auch dazu ermutigt, selbst mal hier und da vom Weg abzukommen und die Schönheit im Chaos zu suchen.

Pro

Hochwertige Verarbeitung
Erstklassiger Sound
Intuitiver, performanceorientierter Workflow

Kontra

-

Preis:

544,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Erica Synths.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit DB-01 Bassline , Erica Synths , Roland , Synthesizer , TB-303 , Test

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