Test: Roland DJ-505

Test: Roland DJ-505

Tests. 20. Oktober 2018 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

Der japanische Hersteller Roland komplettiert mit dem DJ-505 seine DJ-Controller-Trilogie und preist diesen als ein „neues Tool für inspirierende Performances“ an. Das Gerät verbindet eine klassische Zweideck-Controller-Ausstattung, die zur Steuerung der Software Serato DJ Pro ausgelegt ist, mit einem Step-Sequenzer und Sounds der legendären Drum Machines TR-808, TR-909, TR-606 und TR-707. Ob digitale DJ-Sets von dieser Zusatzausstattung profitieren, klärt der nachfolgende Testbericht.

Überblick

Viele Controller bieten in etwa die gleiche Ausstattung und erlauben das Mixen von Songs garniert mit Effekten und kreativen Funktionen der Software. Die DJ-Controller DJ-202, DJ-505 und DJ-808 von Roland greifen dieses Konzept auf und erweitern es mit den legendären Drum Machine Sounds, die dem Hersteller ab den 80er-Jahren zu großer Bekanntheit verholfen haben und die auch heute noch in Techno-/House- und Hip-Hop-Produktionen nicht wegzudenken sind. Wir haben uns angeschaut, wie die Verschmelzung der DJ-Sets mit Drum-Sounds in der Praxis gelingt und berichten, ob der DJ-505 zu empfehlen ist.

DJ-Controller

Die Maße des gut verarbeiteten Roland DJ-505 betragen 530 x 402 x 73 mm und sein Gewicht überschaubare 3,5 kg. Der Controller lässt sich damit bequem mit auf Tour nehmen und benötigt keine allzu große Fläche in der DJ-Kanzel. Wer für einen sicheren Transport sorgen möchte, dem sei die Tasche CB-BDJ505 empfohlen, die über die Schultern oder auf dem Rücken getragen werden kann und mit einem Laptopfach ausgestattet ist. Zum Lieferumfang des DJ-505 gehören die Vollversion Serato DJ Pro, Drum-Samples von Roland, Effekt-Samples von Loopmasters, ein Voucher für das Serato Toolkit und natürlich der Controller selbst.

Decks

Der Roland DJ-505 ist ein Zweideck-Controller, mit dem sich vier Decks in Serato DJ Pro kontrollieren lassen. Die gut strukturierten Decks sind mit Transporttastern und berührungsempfindlichen Jogwheels mit einem Durchmesser von 14,5 cm ausgestattet. Die Haptik der Taster und Regler ist ansprechend – nichts wackelt und klappert. Zur Tempomanipulation stehen Pitchfader mit einem Regelweg von sechs Zentimetern parat und ein Tastendruck aktiviert eine optionale Tonartkorrektur. Dank des beiliegenden Vouchers arbeitet hier der hochwertige Pitch-n-Time-Algorithmus, der bei größeren Tempoveränderungen besser klingt als der Standard-Algorithmus von Serato DJ Pro – sehr gut. Separat angeordnete Loop-Taster erlauben das Aktivieren, Verschieben und Verändern von wiederholten Sektionen; 16 Performance Pads die Kontrolle zahlreicher kreativer Funktionen – dazu später mehr im Praxisteil. Oberhalb der Jogwheels befinden sich die Bedienelemente zur Steuerung der Effekte. Die verbauten Drehregler und Taster ermöglichen einen einfachen Zugriff auf das Effektinventar in Serato DJ Pro, ganz gleich ob ein einzelner Effekt oder eine Effektkette gesteuert werden soll.

Controller Draufsicht.
Der Roland DJ-505 bietet einen komfortablen Zugriff auf die kreativen Funktionen in Serato DJ Pro.

Mixer

Die zweikanalige Mixersektion befindet sich in der Mitte des Controllers. Beide Kanäle sind mit griffigen Drehreglern zur Kontrolle der Pegelanhebung, der Dreiband-EQs und der Dualmode-Filter ausgestattet. Gemixt wird mit Kanalfadern und einem leicht gleitenden Crossfader. Zur Konfiguration des Crossfaders befinden sich auf der Vorderseite des Geräts zwei Schiebeschalter, die zwischen verschiedenen Kurvenverläufen umschalten und den Regelweg für Mixtricks umkehren – prima! Sechsstufige LED-Ketten visualisieren die Kanalpegel und den Ausgangspegel des Mastersignals, sodass man Übersteuerungen oder zu niedrige Pegel direkt optisch erkennen kann. Zwischen den Kanalzügen sind Bedienelemente zur Navigation in der Songsammlung untergebracht und Pegelregler für die Master- und Monitorsignale und löblicherweise auch für den Sampler bzw. die Drum Machine.

TR-Drum Machine

Der Roland DJ-505 bietet eine Drum-Machine-Sektion, die gut erreichbar oberhalb der Decks und des Mixers platziert ist. 16 Taster mit Beleuchtung dienen zur Visualisierung des Step-Sequencers, zur Auswahl der Sounds und Programmierung der Beats. Die im Speicher des Controllers befindlichen Sounds lassen sich dank Analog Circuit Behavior individuell durch Attack-, Decay- und Tune-Parameter formen. Auf der linken Seite informiert ein Display über die selektierten Parameterwerte, Taster erlauben die Auswahl der Pattern, Skala, Shuffle-Funktion etc. Die internen Drum-Sounds setzen sich aus gut klingenden Kits der TR-808, -909, -707 und -606 zusammen.

Anschlüsse

Auf der Geräterückseite des DJ-505 gibt es für die Kanäle kombinierte Line-/Phono-Eingängen zum Anschluss von Zuspielern. Zudem befinden sich dort eine 6,3-Millimeter-Buchse für Mikrofone und eine MIDI-DIN-Buchse, die ein MIDI-Clock-Signal ausgibt, um Hardware-Sequencer oder andere Geräte synchronisieren zu können – das erweitert die Anwendungsmöglichkeiten ungemein! Zur Ausgabe des Mastersignals sind professionell nutzbare XLR-Buchsen und Cinch-Buchsen verbaut. Das Monitorsignal verlässt den DJ-505 durch ein Klinkenbuchsen-Paar. Die Spannungsversorgung erfolgt per Netzteil, ein USB-Port erlaubt einen Datenaustausch mit Mac oder Windows. Auf der Vorderseite gibt es eine 6,3-Millimeter- und eine 3,5-Millimeter-Buchse zum Anschluss von Kopfhörern. Unter der Haube arbeitet eine Soundkarte mit vier Ausgängen und zehn Eingängen, die die digitalen Songs mit 24 Bit und 48 Kilohertz verarbeitet. Das Klangbild des Roland Controllers hat uns gut gefallen, es klingt aufgeräumt und liefert ein ordentliches Bassfundament.

Controller-Rückseite
Die rückwärtig verbauten Anschlüsse erlauben den Anschluss von Zuspielern und die Verkabelung des Controllers mit einer professionellen PA.
Controller Vorderseite.
Auf der Vorderseite des Controllers lassen sich die Kopfhörer- und Mikrofonsignale steuern und der Regelweg des Crossfaders bestimmen.

DJ-Action

Die Inbetriebnahme des Roland DJ-505 und der Software Serato DJ Pro ist dank der ab Werk vorgenommenen Abstimmung beider Komponenten sehr schnell erledigt. Der Controller wird beim ersten Starten der Software identifiziert und die entsprechenden Funktionssteuerungen ohne weitere Bedienschritte zugewiesen. Die praxisgerechten Oberflächengestaltungen der Hard- und Software erlauben eine schnelle Einarbeitung und nur für spezielle Handgriffe wie die Aktivierung und Bedienung des Controller-Konfigurationsmenüs oder um die Details zur Programmierung der Drum Machine herauszufinden, muss das verständlich verfasste Handbuch konsultiert werden.

Das Laden der Songs erfolgt bequem mit den Bedienelementen des Controllers und das Beatmatching manuell mit den Pitchfadern oder vollautomatisch und treffsicher per Sync-Funktion. Das Mixen mit zwei Decks ist komfortabel, da man alle Parameter direkt auf der Hardware ablesen kann und Kontrollblicke auf den Monitor nur selten nötig sind. Wer mit vier Decks auflegen möchte, schaltet die Decksteuerungen in den Decks um und muss dabei vor allem im Mixerbereich auf abweichende Regler- und  Faderstellungen achten. Diese sind allerdings durch eine automatisch aktivierte Abholfunktion vor Fehlbedienungen geschützt. In der Mixpraxis kann man sich hiermit durchaus arrangieren, besonders elegant ist das aber nicht.

Kreatives

Der Roland DJ-505 lädt zum kreativen Auflegen ein. Mit den Jogwheels lassen sich fortgeschrittene Scratch-Mixtechniken sauber ausführen und dazu das Cut-Lag des Crossfaders auf weniger als einen Millimeter einstellen. Die Performance-Pads erlauben das treffsichere Anfahren und Triggern von HotCue-Punkten, die Aktivierung von Loop-Rolls sowie die Ausführung der Remix-Features Slicer und Flip. Die Flip-Funktion wird durch den beiliegenden Gutschein freigeschaltet und beinhaltet HotCue-Punkt-Sequenzen, die sich speichern und für interessante Remixe nutzen lassen. Die Pads erlauben zudem das Abfeuern von Samples und der TR-Sounds, hierzu lässt sich eine optionale Anschlagdynamik nutzen – prima! Die Basis-Effekte in Serato DJ Pro sind von sehr guter Qualität und werden dank des Vouchers durch das Wolf Pack, Back Pack, Jet Pack und Chip Pack erweitert. Die zusätzlichen Effekte beinhalten Vertreter wie Bitcrusher, Tape Echo, Space Verb, Crush Echo und viele andere und erweitern damit das Kreativ-Arsenal auf beeindruckende Weise.

DJ-505 Drum Beats

Um DJ-Sets lebendig gestalten zu können, ist der Roland DJ-505 mit zwölf Drum- Kits seiner bekanntesten Drum Machines ausgestattet. Jeweils acht Sounds (Bass Drum, Snare Drum, Closed Hi-Hat, Open Hi-Hat, Low Tom, Hand Clap, Rimshot, Ride Cymbal) befinden sich in einem Kit. Bei Bedarf lassen sich die vorgefertigten Kits neu zusammenstellen. Die Sounds sind live spielbar, können aber auch als Pattern aufgenommen werden. Letzteres erfolgt durch Einspielungen oder Step-Sequencer-Eingaben, Ergänzungen durch Samples sind zudem auch möglich – super! Um die festgehaltenen Pattern aufzupeppen, lassen sich Akzentuierungen, Velocity-Werte oder Noten-Rolls programmieren. Die Pattern können per Tastendruck automatisch synchronisiert werden, was in unserem Test auch hervorragend funktioniert hat, und lassen sich per Nudge- und Shuffle-Funktion rhythmisch variieren. Für die Kits stehen die Geräte-internen Effekte Compressor, Drive und Transient parat, die den Sounds eine ordentliche Portion „Punch“ verleihen. Zudem lassen sich die Drum-Sounds aber auch durch die Effekte in Serato DJ Pro jagen und in Delay-Wolken ertränken, mit einem Flanger versehen oder per Shredder-Effekt in kleinste Drum-Partikel zerhacken.

 Controller Draufsicht.
Mit den integrierten Drum Sounds lassen sich DJ-Set individuell gestalten.

Standalone

Die zweikanalige Mixersektion des DJ-505 lässt sich auch standalone ohne Computerkontakt nutzen. Analoge Zuspieler wie CD-/Multimedia-Player aber auch Plattenspieler können angeschlossen und gemixt werden. Zur Bearbeitung der Signale stehen die EQs und Filter parat, die Effekte der Software natürlich nicht. Prima: Die Drum Machine Pattern können im Standalone-Modus ebenfalls als Ergänzung genutzt werden, hier muss man aber auf die ergänzenden Samples verzichten.

Fazit

Der Roland DJ-505 ist ein flexibel nutzbarer Serato DJ-Pro Controller, der durch eine umfassende Ausstattung und gute Verarbeitung punktet. Das Gerät kann zum Mixen digitaler Songs aber auch als Zweikanal-Mixer zum Einsatz kommen und verfügt darüber hinaus über Drum Machine Sounds inklusive Step-Sequencer. Die Bedienung dieses Kreativ-Tools ist zudem recht einfach gehalten und auch klanglich haben wir nichts auszusetzen. Der Einsatz des DJ-505 ist dank der verbauten Ausgänge und der ansprechenden Haptik auch in professionellen Bereichen möglich. Anwender, die allerdings dauerhaft mit vier Decks bzw. vier Kanälen arbeiten möchte, sollten sich den vierkanaligen DJ-808 einmal näher anschauen, der zudem noch detaillierte Features für die Drum Machine bereitstellt.

Pro

Übersichtliches Layout
Gut dosierbare Jogwheels
Performance Pads mit Anschlagdynamik
Große Kreativausstattung
Drum Machine Sounds inklusive Sequencer

Kontra

Vierdeckmodus wenig komfortabel

Preis:

590,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Reloop-Website.

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