Test: Roland TR-08

Test: Roland TR-08

Tests. 20. Juli 2018 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Bastian Erath

Nachdem Roland bereits die TR-909 in der Boutique-Serie neu aufleben ließ, folgte im Oktober des letzten Jahres ein Clone der legendären TR-808. Die Reproduktion des kultigen Rhythm-Composer des japanischen Herstellers, die auf den Namen Roland TR-08 hört, verwendet wie die Mehrzahl der Gerätschaften der geschrumpften Modellreihe auch die ACB-Technologie, mit der die alten analogen Schaltkreise des Klassikers authentisch gemodelt werden sollen. Der druckvolle und knackige Sound der Ikone, die übrigens ursprünglich in den frühen Achtzigerjahren auf den Markt kam, prägte ganze Genren wie beispielsweise Hip Hop, Techno und House. Noch heute erfreut sich die TR-808 größter Beliebtheit, allerdings ist das Urgestein auf dem Gebrauchtmarkt kaum zu bezahlen. Nun erschien die TR-08 – eine preislich attraktive Lösung zum Original, die darüber hinaus über ein paar interessante Zusatzfeatures verfügt.

Design, Workflow & Verarbeitung

Das Farb- und Bedienkonzept der Emulation wurde an das originale Vorbild angelehnt. Allerdings ist die TR-08 auf die Abmessungen von 308 x 130 x 51 mm geschrumpft. Sie präsentiert sich so im sehr kompakten Format, was in meinen Augen hinsichtlich der Reisetauglichkeit und bei Platzmangel Vorteile mit sich bringt. Allerdings sind die Drehregler wie auch bei anderen Vertretern der Boutique-Serie sehr klein ausgefallen und auch den Abstand der Potis untereinander empfinde ich als zu gering. Dies führt leider dazu, dass man keinen optimalen Zugang zum Instrument erfährt. Die Regler und Kippschalter sind aber solide verarbeitet, auch die perforierten Potis sorgen im Gegensatz zur TR-09 für ein griffigeres Gefühl. Womit wir in puncto Verarbeitung auch gleich festhalten können, dass das Frontpanel der TR-08 aus Metall gefertigt ist und die Unterseite des Geräts aus Kunststoff. Mit 1,3 kg bringt das Gerät ein ideales Gewicht auf die Waage, um gleichermaßen in Standsicherheit und Reisetauglichkeit zu punkten. Positiv anzumerken ist auch, dass man das Gerät zusätzlich zur liegenden Grundstellung in zwei Stufen anwinkeln kann, um so je nach Körperhaltung besser agieren zu können.

Instrumente, Parameter und Menü

Das Kit der TR-08 verfügt über 16 unterschiedliche Instrumente:

Kick
Snare
Low Tom / Low Conga
Mid Tom / Mid Conga
Hi Tom / Hi Conga
Rimshot / Claves
Clap / Maracas
Cowbell
Cymbell
Open Hihat
Closed Hihat

Wie beim Original können vom Anwender elf Instrumente gleichzeitig wiedergegeben werden. Die Auswahl der Instrumentengruppen Tom – Conga, Clave – Rimshot, und Maraca – Clap kann über die einzelnen Kippschalter im Bereich der jeweiligen Parameter getroffen werden. In dieser Sektion lässt sich auch ein Großteil der Instrumente in Echtzeit tunen, temperieren und in der Lautstärke bearbeiten. Roland hat der Emulation aber auch ein paar Extras spendiert, so finden sich im Menü der modernen Ausgabe der 808 auch einige Möglichkeiten der zusätzlichen Soundmanipulation, die das Original nicht beinhaltet. So lassen sich beispielsweise mit einem Kompressor Kick und Snare unabhängig voneinander subtil komprimieren. Außerdem kann man zwischen zwei Kick-Algorithmen (Normal und Long Decay) auswählen. Des Weiteren lassen sich die Instrumente zusätzlich in Gain und Panorama feinabstimmen. Zu guter Letzt können im Menü zusätzliche Tune- und Decay-Parameter genutzt werden die man auf der Bedienoberfläche nicht vorfindet.

Alles in allem handelt es sich prinzipiell um sinnvolle Features. Die Kick z.B. auf die Tonart des Songs stimmen zu können ist schon sehr praktisch – bei der originalen 808 gibt es diese Möglichkeit nicht. Allerdings ist der Zugriff über die Menüführung etwas umständlich. Nachdem man das Sub-Menü ausgewählt hat, erfolgt die Auswahl des Parameters, welches man bearbeiten möchte. Daraufhin muss das Instrument, das geändert werden soll, festgelegt werden. Es müssen als zahlreiche Schritte getätigt werden, bis man schließlich die eigentliche Parameter-Veränderung vornehmen kann. Ich kann mir daher beim besten Willen nicht vorstellen, dass man diese Funktionen auch auf der Bühne nutzen wird um beispielsweise eine Clap zu tunen. Das Navigieren durch das Menü dauert einfach zu lange. Es wäre wünschenswert den Tune-Parameter für die Clap auf der direkten Nutzeroberfläche wiederzufinden. Platz wäre ja theoretisch zu mindestens bei dem einen oder anderen Instrument noch gewesen, auch wenn es ein Widerspruch zum bereits erwähnten zu engen Layout darstellen würde. Der Zugang der Zusatzfunktionen und die komprimierten Bedienpanele auf der Oberfläche des Instruments sind also bezogen auf den Performance-Faktor kompromissbehaftet.
Die Oberfläche der Roland TR-08.

Step-Sequencer und Pattern Write

Wie bereits eingangs angeschnitten, orientiert sich das Bedienkonzept der TR-08 an dem des Kultgeräts. Dadurch beschert es vor allem vertrauten Anwendern einen leichten Zugang. Aber die Programmierung von Pattern wird auch Neueinsteigern und ungeübten Usern mit ein wenig Einarbeitungszeit leicht von der Hand gehen. Getreu des Vorbilds erfolgt die Auswahl der einzelnen Instrumente über den gut zugänglichen drehbaren Instrumenten-Select-Regler auf dem Bedienpanel. Es müssen also nicht wie beispielsweise bei der TR-09 die einzelnen Instrumente über entsprechende Tastenkombinationen ausgewählt werden.

Die TR-08 weist genau wie ihr Vorbild auch die beliebte und typische Lauflicht-Programmierung auf, mit der sich in zwei Parts jeweils 16 Steps einprogrammieren lassen. Kombiniert mit dem Basic-Variation-Kippschalter können zwei weitere Takte ergänzt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit, eine Trackabfolge von bis zu 12 Pattern manuell wiederzugeben oder festgelegt zu definieren. Zudem kann man Intro/Fill-Ins programmieren. Alles in allem sind so sehr abwechslungsreiche Pattern möglich. Des Weiteren verfügt der Step-Sequencer über eine Shuffle- und Accent-Funktion. Mithilfe der neuen Sub-Step-Funktion sind sogar typische 32stel Hihats möglich. Zu guter Letzt lassen sich mit dem Tap-Button die jeweiligen Instrumente auch in Echtzeit einspielen, die Quantisierung erfolgt dabei automatisch, außerdem verfügt das Gerät über eine Mute- und Solo-Funktion.

Anschlüsse, Einbindung und Trigger Out

Passend zum kompakten Formfaktor sind der Audio-Ausgang, die Mix-In-Buchse und der Kopfhörerausgang als 3,5-mm-Stereo-Miniklinke ausgeführt und machen trotz der geringen Größe einen soliden Eindruck. Eines der Top-Features ist sicherlich das eingebaute USB-Audio-Interface, welches in der Lage ist, eine Sampling-Rate von 44.1 und 96 kHz zu verarbeiten. Hiermit lassen sich für alle Instrumente Einzeleingänge definieren, die man so praktischerweise mit der DAW abfangen und somit weiterverarbeiten kann. Analoge Einzelausgänge sind jedoch leider nicht vorgesehen, was einen Nachteil bei der Integration mit Hardware-Equipment darstellt. Auf der Front des Instruments befindet sich noch zusätzlich ein Trigger-Out. Dieser ist zwar kein gänzlich neues Feature, allerdings muss hier anders als beim Urgestein kein Instrument als Trigger-Signal herhalten. Stattdessen steht eine eigens dafür vorgesehene Spur bereit, um beispielsweise damit eine Roland SH-01A anzusteuern – zeitgemäß und komfortabel.Die Anschlüsse der Roland TR-08.

Der Batteriebetrieb und interner Mini-Lautsprecher auf der Unterseite des Gerätes ermöglichen auch eine Verwendung abseits von Steckdose und Abhöre. Allerdings sollte man von dem kleinen etwas „cheap“ klingenden Lautsprecher nicht zu viel erwarten. Ich bewerte dieses Feature als nettes Add-on, würde aber unterwegs vermutlich eher auf einen Kopfhörer zurückgreifen.

Sound

Wie ich während des Testens festgestellt habe, ist die TR-08 vom Klang beeindruckend nahe am Original, die Neuauflage bietet dabei einen durchsetzungsfähigen und knackigen Klang. Der Grundsound der Neuinterpretation ist sicherlich etwas cleaner und moderner als der der Stilikone. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass man in einer fertigen Produktion mit entsprechenden Effekt-Processing und zahlreichen zusätzlichen Spuren noch heraushören wird, ob es sich dabei um die Emulation handelt oder nicht. Die Instrumente mit den bereits vorgestellten Zusatzfeatures modifizieren zu können bietet einen zusätzliche Möglichkeit der Klanggestaltung.

Fazit

Die Roland TR-08 emuliert die legendäre 808 authentisch nach und verfügt über einen beeindruckend guten Klang, der sich nah am Original misst. Das interne Audiointerface kann die einzelnen Signale der Instrumente in die DAW konvertieren – sehr gut. Die Roland TR-08 macht wie die gesamte Boutique-Serie in puncto der Verarbeitung eine gute Figur. Leider müssen jedoch auch Abstriche gemacht werden. So sind die Potis und deren Abstände zueinander zu klein geraten. Der Zugang zum Gerät ist daher nicht optimal, was die Performance deutlich erschwert. Außerdem ist der Weg zu den Zusatzfeatures zu zeitintensiv.

Pro

hervorragender Klang
Zusatzfeatures für die Soundmanipulation und Programmierung
unabhängiger Trigger-Out
Sub-Step-Funktion
interne Soundkarte mit der Möglichkeit, die einzelnen Instrumente in die DAW aufzunehmen
Reisetauglichkeit
gute Verarbeitung

Kontra

Drehregler zu klein
Abstand der Potis untereinander zu gering
Erreichbarkeit der Zusatzfunktionen umständlich
keine analogen Einzelausgänge

Preis:

365,00 EUR

Weitere Informationen auf der Roland-Website.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Boutique , Roland , TR-08 , TR-808

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