Im Vergleich zu spezialisierten Drummachines oder Synthesizern sind Grooveboxes die eierlegenden Wollmilchsäue der elektronischen Musikmachwelt. Als DAW-in-a-box kombinieren sie umfassende Produktionskapazitäten mit Hands-on-Workflow und haptischen Bedienelementen. Grooveboxes sind ideal für kleine DAW-less Setups oder um Songskizzen zu realisieren. Je nach Ausstattung der All-in-one-Instrumente können sogar fertige Tracks an nur einem Gerät erschaffen werden. Diese Liste stellt die besten Grooveboxes aller Preisbereiche vor und gibt Tipps, was es beim Kauf zu beachten gilt.
Quick Facts
- Kombination aus Drummachine, Synthesizer und/oder Sampler
- Inspirierender Workflow dank Hands-on-Kontrolle
- Ideal, um Songideen festzuhalten oder im kleinen Setup zu jammen
- Häufig via MIDI oder analogen Anschlüssen mit weiterem Gear kombinierbar
- Zunehmend über Software erweiterbar (MPC, Ableton, Overbridge)
Ableton Push 3 Standalone
Ableton Push 3 ist nicht nur die neueste Version des hauseigenen Hardware Controllers der beliebten Berliner DAW, sondern auch als Standalone-Version verfügbar. Das macht Push 3 sprichwörtlich zur DAW-in-a-box und erlaubt auch ganz ohne Computer die vielen Plugins und VST von Ableton zu verwenden. Unter der Haube befindet sich eine 256-GB-Festplatte samt i3-1115G4 Prozessor mit 8 GB RAM. Außerdem kommt Push 3 mit einem integrierten 96 kHz 24 Bit Audiointerface. Was die Hardware angeht, gibt es zwar nur jeweils zwei physische Ins und Outs, via ADAT lassen sich die Anschlüsse aber auf maximal 10 Ein- sowie 12 Ausgänge erweitern. Wer gerne draußen oder unterwegs musiziert, freut sich über den Lithium-Eisenphosphat-Akku mit bis zu 2,5 h Spielzeit.
Der Clou des Push 3 Standalone ist natürlich die Haptik. So werden MIDI-Noten über die 8x8 Padmatrix eingegeben, die übrigens auch MPE-fähig ist. Acht Endlos-Encoder sind für die Parametersteuerung zuständig und dank des üppigen Farbdisplays ist für den notwendigen Überblick innerhalb der vielen Möglichkeiten des Push 3 gesorgt. Die vielen Funktionstaster, Jogwheels und Co. tragen ebenfalls zur Nachvollziehbarkeit des Workflows bei. Dass Push 3 Standalone nur mit Ableton Stock Plugins funktioniert, ist angesichts herkömmlicher Groovebox-Ansprüche absolut zu verkraften. Wer unbedingt mit 3rd Party Plugins arbeiten will, muss Push 3 als schnöden Controller verwenden, was aber auch mit der Standalone-Variante möglich ist.
Teenage Engineering OP-XY
Teenage Engineerings OP-XY ist eine sequenzerbasierte Groovebox mit 16 Tracks, acht Synthesizer Engines, diversen Sampling-Funktionen und jeder Menge Effekte. Wie auch der OP-1, an den die Groovebox erinnert, kommt auch der OP-XY mit integriertem Akku und ist dank eingebauter Lautsprecher und Mikrofon bestens für unterwegs geeignet. Was die kleine Kiste so aufregend macht, ist der absolut erstklassige Sound der verschiedenen Synthesizer Engines sowie die vielen innovativen Performance-Effekte, die Teenage Engineering von der Konkurrenz absetzen. So gibt es beispielsweise das Brain, ein intelligenter Pitching-Effekt, der es erlaubt, mehrere Spuren gleichzeitig gemäß einer ausgewählten Skala zu transponieren. So werden monotone Loops im Handumdrehen zu abwechslungsreichen Bassläufen oder Akkordreihenfolgen, ganz ohne neue MIDI-Daten eingeben zu müssen.
Das Brain ist einer der acht Auxiliary Tracks des OP-XY. Diese Auxiliary Tracks kommen mit eigenen Sequenzer Lanes, haben aber streng genommen keine eigene Klangerzeugung. Beispielsweise sind auch die Delay- und Reverb-Send-Effekte Teil der Auxiliary Tracks, genauso wie die Punch-In FX. Letztere sind performance-orientierte Beatrepeat-Varianten auf Steroiden – von herkömmlichen Stutter bis hin zu Reverse und Transient Shaping Effekten ist alles dabei. Trotz des stolzen Preises des OP-XY ist der Hype um Teenage Engineerings neueste Schöpfung groß, und das weitestgehend zurecht. Nur, wer besonderen Wert auf differenzierte Drum-Sequenzierung legt, sollte sich vorher informieren, ob die diesbezüglichen Einschränkungen der Groovebox verkraftbar sind.
Elektron Digitakt II und Digitone II
Die schwedische Firma Elektron ist schon lange für ihre ausgefuchsten Sequenzer bekannt. Besonders zur Geltung kommen die Features rund um Parameterlocks, Trig Conditions und Co. bei den Grooveboxes Syntakt, Digitakt und Digitone. Die letzten beiden wurden im vergangenen Jahr neu aufgelegt und gelten mit vielen zeitgemäßen Upgrades als die wohl besten Grooveboxes für knapp 1000 Euro. So haben Elektron die Sequenzer-Länge auf 128 Steps pro Spur erhöht, einen dritten LFO implementiert, neben Delay und Reverb jetzt auch einen Chorus parat und die Auswahl an Filtertypen aufgestockt. Während die analogen Ins und Outs von Digitakt und Digitone nach wie vor ziemlich minimalistisch gehalten sind, lassen sich die 16 Spuren digital über die kostenlose Overbridge-Software abgreifen.
Digitakt II ist ein Sampler mit Stereokapazität, 400 MB maximaler Sample-Größe und stolzen 20 GB internem Speicher. Mit den Sample-Modi Oneshot, Werp, Stretch, Repitch und Grid lässt sich jede Menge Schabernack anstellen – von Slicing über Timestretch bis hin zu chromatischem Spiel. Digitone II spezialisiert sich auf FM-Synthese und hat dafür verschiedene Algorithmen im Gepäck: Wavetone, Swarmer, FM Tone und FM Drum. Damit ist Digitone II für jede Menge Anwendungsbereiche gewappnet und bedient Perkussives, Melodisches und noisige Sounds. Das Schöne ist, dass die FM-Algorithmen die relativ komplizierte Synthese-Form vereinfachen und schnell zu brauchbaren Ergebnissen verhelfen. Workflow-Fans sollten die Grooveboxes unbedingt auschecken – Digitone II für mehr Synthese-Feeling, Digitakt II für sample-basierte Klangvielfalt oder am besten gleich beide.
Polyend Play+
Polyend Play+ ist die überarbeitete Version der sample-basierten Groovebox Polyend Play. Die Plus-Variante besticht mit Stereo-Samples, einer neuen Synthesizer Engine sowie Multitracking via USB. Somit kommt Polyend Play+ auf vier Synth Engines insgesamt, darunter zwei virtuell analoge Mono-Synths, ein virtuell analoger Polysynth und ein FM-Algorithmus mit zwei Wavetable-Operatoren sowie drei Feedbackschleifen. Zusammen mit den 3000 Preset Samples in 44,1 kHz/16-bit und den Master FX bestehend aus Reverb, Delay, Limiter, Saturation und Bit Crush punktet die Groovebox mit klanglicher Vielfalt. Als Audiointerface sendet Play+ bis zu 14 Stereospuren an die DAW, hardware-seitig gibt es nur einen 3,5-mm-Klinkenausgang sowie Miniklinkenbuchsen für MIDI-In und -Out.
Beim Blick auf die Bedienoberfläche des Polyend Play+ fallen zunächst die vielen, kleinen RGB-Pads auf. Die verhältnismäßig große Pad-Matrix ist aufgeteilt in ein 8x16-Grid für den Sequenzer und ein 8x4 Grid für Track-Funktionen wie mute, solo und mehr. Der Workflow zeichnet sich nicht nur dadurch aus, mehrere Tracks parallel in den Sequenzer eingeben zu können, sondern bietet auch jede Menge Methoden für generatives Pattern-Design. Gängige Fill- und Randomize-Funktionen treffen auf nondestruktive Automationen und Parametereingaben. Dank der vielen physischen Encoder und dem großen Farbdisplay ist der Workflow des Play+ schnell verstanden und sorgt für inspirierende Ergebnisse. Wer es auf umfassende Soundbearbeitung abgesehen hat, wird vom Polyend Play+ jedoch enttäuscht und sollte die Kapazitäten der Groovebox vor dem Kauf überprüfen.
Novation Circuit Tracks
Für unter 400 Euro ist das Preis-Leistungs-Verhältnis von Novation Circuit Tracks kaum zu toppen. Die günstige Groovebox vereint Sequenzer, Synthesizer, Drums und Performance Tools in einem kompakten Gerät – ideal für Einsteiger:innen oder alle, die noch etwas Preiswertes für unterwegs suchen. Dank der beiden MIDI-Spuren eignet sich Circuit Tracks auch hervorragend als Schaltzentrale in Kombination mit weiterem Gear. Dank demintegrierten Akku kann dabei nicht nur auf die computer-basierte DAW, sondern auch auf die Steckdose verzichtet werden. Noch mehr Utility gibt es in Form des MicroSD-Karten-Slots, über den sich Synth Patches, Samples und Projektdaten speichern bzw. importieren lassen.
Der Workflow ist ähnlich zu den Grooveboxes von Elektron und Co.: Über die verschiedenen Funktionstaster wird ein Untermenü angewählt und die acht Endlos-Encoder sind dann für die Parametersteuerung zuständig. Spannend ist, dass das Ganze komplett ohne Display funktioniert und trotzdem intuitiv nachvollziehbar ist. Für die Pattern-Eingabe gibt es bei Circuit Tracks eine 4x8 RGB-Pad-Matrix, passend zum 32-Stepsequencer. 32 Steps sind zwar nicht die Welt, mittels Patternlink gehen aber bis zu 256. Cool ist auch, dass es beim Sequenzer des Circuit viele spannende Abspielrichtungen gibt, die sich via Mutate-Feature randomizen lassen. Ein weiteres Schmankerl der Serie ist das Multimode-Masterfilter, mit dem sich jederzeit alle Tracks mit Highpass- oder Lowpass-Filter bearbeiten lassen.
Alternativen
Fazit und Honorable Mentions
Grooveboxes sind das ultimative Tool für inspirierende Workflows und unkompliziertes Track Building. Es muss nicht immer gleich ein ganzer Fuhrpark an Einzelgeräten sein, wenn es darum geht, die musikalischen Anwendungsbereiche von Drums über Bass zu Leads, Pads und Earcandy zu bedienen. Neben den oben aufgeführten Grooveboxes gibt es noch viele weitere spannende Exemplare, beispielsweise MC-707 von Roland. Auch wenn die Features der MC nicht mit den Elektrons mithalten können, punktet Rolands Groovebox mit altbewährten Sounds und interessantem Mixer-Workflow. Nicht nur für Hip-Hop-Fans ist auch die AKAI MPC One+ eine Empfehlung wert. Neben dem altbewährten 16-Pad-Grid setzen AKAI mittlerweile auf Touchscreens für die Bedienung ihrer Instrumente und haben mit der MPC-Software eine eigene DAW entwickelt. Für den kleineren Geldbeutel haben Sonicware mit ihrer LIVEN-Serie eine spannende Auswahl an Geräten parat. Beispielsweise Bass&Beats, eine Kombination aus FM-Synth und Drum-Sampler.

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