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In diesem Artikel begeben wir uns auf eine kleine Zeitreise und stellen euch die kuriosesten DJ-Tools vor, mit denen die Hersteller in der Vergangenheit neue Wege einschlagen wollten. Einige davon habt ihr vielleicht selbst besessen oder in Aktion erlebt, von anderen habt ihr möglicherweise noch nie etwas gesehen oder gehört. Aus heutiger Sicht sind viele der Geräte besonders, da es in der jüngsten Vergangenheit gefühlt nur neue Controller, Mischpulte oder Player mit einem recht einheitlichen Erscheinungsbild gab und sich die Neuerungen lediglich in Detailverbesserungen äußerten. Wir wünschen euch viel Spaß beim Stöbern und Entdecken in diesem etwas anderen Überblick!
Quick Facts
- In den letzten 20 Jahren gab es zahlreiche DJ-Tools von Herstellern aus anderen Branchen.
- Die meisten dieser Geräte hatten ein besonderes Design oder ungewöhnliche Funktionen.
- Meist gab es keine Nachfolger, obwohl manche Produkte sogar recht erfolgreich waren.
Casio Trackformer – der "Millenium Falke"
Im Jahr 2015 überraschte der vor allem für Keyboards, Taschenrechner und Armbanduhren bekannte Elektronikkonzern Casio mit einem DJ-Controller im Millenium-Falken-Look. Der Trackformer XW-DJ1 kam zusammen mit dem ähnlich aussehenden Padcontroller XW-PD1 auf den Markt. Er überraschte nicht nur mit seinem besonderen Design, sondern auch mit seiner durchaus eigenwilligen Ausstattung. Das Gerät verfügte lediglich über ein Jogwheel zur Steuerung von zwei Decks, konnte mit Batterien betrieben werden und besaß einen internen Lautsprecher. Ab Werk konnte man den Controller mit Algoriddim djay 2 auf einem Mac oder iPhone oder alternativ mit Deckadance auf einem Windows-Rechner kombinieren.

Der Casio Trackformer XW-DJ1 im Look des Millenium Falken.
In unserem Test konnte die Bedienung des Geräts leider überhaupt nicht überzeugen. Zur Steuerung musste man viele Doppelbelegungen nutzen und zudem mit dem Jogwheel in der Songsammlung navigieren – viel zu umständlich. Da Pitchfader und EQ-Regler ebenfalls nicht vorhanden waren, war die Praxistauglichkeit mehr als fragwürdig. Wirklich schade, denn das Design ist top, aber insgesamt ist das Gerät leider ein Fail, selbst bei einem überschaubaren Preis von 199 Euro.
Wacom Nextbeat
Mit dem Wacom Nextbeat stellen wir euch ein weiteres DJ-Tool eines fachfremden Herstellers vor. Der für Grafiktablets bekannte Hersteller sorgte auf der Musikmesse 2009 mit der Vorstellung des All-in-one-Systems Nextbeat für Aufsehen. Das Gerät bestand aus einer fast quadratischen Grundeinheit und einem entnehmbaren Bedienteil, das per Funk verbunden war und eine Reichweite von 20 Metern hatte. Über das Bedienteil konnten Effekte gesteuert, Tracks gestartet und der interne Sampler bedient werden. Als Speichermedium kamen CompactFlash-Karten zum Einsatz – aus heutiger Sicht erscheinen diese natürlich recht teuer, denn 64 GB kosteten damals beachtliche 500 Euro.

Der Wacom Nextbeat hatte ein abnehmbares Bedienteil, das kabellos angebunden war.
Kritik gab es damalas von unsem Tester für die fehlende Songverwaltung und die langsame BPM-Analyse. So musste man sich mit einer alphabetischen Sortierung begnügen und jedes Mal nach dem Laden eines Songs die Tempoberechnung abwarten (diese Daten wurden nicht gespeichert). Positiv fiel hingegen die Touch-Bedienung auf. Sie überzeugte als intuitiver Ersatz für Fader und Jogwheel. Der Wacom Nexbeat kostete zur Einführung 1.300 Euro und wurde später inklusive Firmware-Update für 1.000 Euro angeboten.
Yamaha DJX IIB
Im Jahr 2000 startete auch der japanische Mischkonzern Yamaha einen Anlauf, um DJs mit einem Gerät zu begeistern. Der DJX IIB, der als "All-in-one DJ Machine" beworben wurde, war eine Kombination aus Klangerzeuger und Pattern-Sequenzer und ein spezieller Ableger des DJX-II-Keyboards. Im Mittelpunkt stand ein Scratch-Pad, auf das man eine CD platzieren konnte – allerdings rein zur Show, denn die Wiedergabe eigener Musik war darüber nicht möglich. Der DJX IIB war somit ein klassischer "Rompler” mit vorgegebenen Groove-Patterns und eingebauten Lautsprechern.

Die All-in-one DJ Machine Yamaha DJX IIB war ein Rompler mit einem Pattern-Sequenzer.
Zur Klangbearbeitung spendierte Yamaha dem Gerät einen Dreiband-Equalizer sowie ein Filter mit Resonanz. Effekte wie Distortion, Auto Pan, Flanger, Phaser etc. waren ebenfalls mit an Bord, ebenso verfügte der DJX IIB über einen Crossfader. Das Gerät fand tatsächlich eine kleine Fangemeinde. Kein Wunder, denn Yamaha verfügte auch im Bereich Musikproduktion über fundiertes Know-how und konnte auf eine lange Erfolgsgeschichte zurückblicken – anders als die zuvor genannten Hersteller. Preislich lag das Gerät bei circa 320 Euro.
Tonium Pacemaker
Im Jahr 2008 veröffentlichte die schwedische Firma Tonium um den Entwickler Jonas Norberg ein DJ-System im Hosentaschenformat: Den Pacemaker. Das Gerät wog lediglich 200 Gramm und war mit einer 120-GB-Festplatte ausgestattet. Es verfügte über ein Farbdisplay, einen Line- und einen Kopfhörerausgang sowie Pitch Bend, Cue-Punkte, einen Equalizer, Filter und Effekte. Dank des internen Akkus konnte es circa fünf Stunden lang zum Auflegen genutzt werden. Neben MP3-Dateien war der Pacemakrer auch in der Lage, die Formate ACC, Ogg Vorbis, WAV wiederzugeben. Premiere feierte er auf dem Sonar Festival in Barcelona und der IFA in Berlin.

Der "Handschmeichler” wurde von professionellen DJs in einigen Clubs in den USA, Australien und Großbritannien verwendet und war in den Anfangsjahren durchaus ein Verkaufserfolg. Der Pacemaker wurde sogar mit dem "DJ Technology Award” des DJ Mags in der Kategorie "Most Innovative New DJ Product” ausgezeichnet. Trotz des guten Starts hielt der Hype um das Gerät nicht lange an. Zwar waren Tester:innen und Nutzer:innen von dem Gerät durchaus angetan, das mit kleineren Schwächen bei der Songanalyse auskommen musste, doch schon im Jahr 2010 wurde die Produktion komplett eingestellt. Der Einstiegspreis lag bei 520 Euro.
Novation Twitch
Mit dem Twitch brachte der Hersteller Novation 2011 einen DJ-Controller heraus, der zur Steuerung von Serato Itch ausgelegt war. Damals gab es bei Serato die Aufspaltung der Softwareprodukte in die rein Controller-gesteuerte Version Itch und Scratch Live, die später zu Serato DJ zusammengefasst wurden. Der Controller Twitch war mit zwei Decks ausgestattet, hatte aber statt Jogwheels Touchstrips, mit denen sich Songs anschieben, abbremsen und sogar scratchen ließen. Statt klassischer Pitchfader waren Drehregler verbaut, die Tempoanpassungen von ±100 Prozent ermöglichten.

Der Novation Twitch war zur Kontrolle von Serato Itch konzipiert und verzichtete auf Jogwheels
Der Twitch bot auch Performance Pads zur Kontrolle von Hot Cues, Slicer und Loop-Funktionen sowie einen direkten Zugriff auf Effekte. Eine separate Mixsektion mit Dreiband-EQs, Kanalfadern, Crossfadern und Navigationselementen sorgte für ein vollständiges DJ-Setup. Im Gehäuse des Novation-Geräts war eine Soundkarte mit 48 kHz/24 Bit integriert, die über einen 6,3-mm-Master- und Stereo-Cinch-Booth-Ausgang sowie einen Aux-Eingang verfügte. Trotz kleinerer Design-Schwächen hinsichtlich der Tasten- und Reglerbelegungen überzeugte der 529 Euro teure Controller viele Tester:innen.
Kuriose DJ-Tools: Alternativen
Die Liste der kuriosen DJ-Tools ist natürlich nicht abschließend. Es gäbe noch viele weitere Kandidaten, die einen Platz darauf verdient hätten:
- Alesis AirFx (Effektgerät mit Dreiachsen-Steuerung per Handbewegung).
- Emulator Elite Touchscreen DJ/Performance Controller (39-Zoll-Bildschirm).
- Stanton SA-5 (Battlemixer mit reiner Faderausstattung).
Kuriose DJ-Tools: Fazit
In den letzten 20 Jahren wurden kuriose DJ-Tools mit außergewöhnlichen Konzepten von teils branchenfremden Firmen angeboten. Viele davon gab es nur kurz: Geräte wie der Casio Trackformer wichen zu stark von den gängigen Standards ab und waren technisch nicht ausgereift, während die Softwareunterstützung für den Novation Twitch im Laufe der Jahre eingestellt wurde. Aber auch praxisgerechte Geräte wie der Wacom Nextbeat oder der Tonium Pacemaker waren sogenannte "One-Hit-Wonders" und hatten leider keine Nachfolger. Schreibt uns gerne in die Kommentare, ob ihr diesen Produkte selbst schon begegnet seidMehr Infos zu neuen Geräten findet ihr in unseren Sammlungen zu Controllern, Mixern und Playern.

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