Review: DJ Mell G – Issues [Juicy Gang]

Review: DJ Mell G – Issues [Juicy Gang]

Features. 23. Juli 2023 | 3,7 / 5,0

Geschrieben von:
Christoph Benkeser

Heute gehört es sich ja, immer mal wieder was zu sagen, also spricht man was aus oder setzt sich für was ein und macht dann halt mal zwei, drei oder noch ein paar Posts mehr dazu. Vielleicht ändert man sogar das Profilbild – das ist ja nicht verkehrt, im Gegenteil, richtig ist das und wichtig noch dazu. Wer das nicht versteht, ist ein Hater und die haten sowieso, im Gegensatz zu den Lovers, die wollen love und seit Dave Chapelle reimt sich das auf I don't even want none of the above. Jetzt hat DJ Mell G, die Juicy-Gang-Hamburgerin, auch mal wieder was gesagt, über sich und warum plötzlich alles so ist, wie es ist, aber vor allem: nicht mehr so sein wird, wie es war. Und das will man dann schon wissen.

Also hört man rein, aber liest zuerst den Albumtitel. 'Issues' heißt der. Und das deutet schon an, es geht hier um eine Angelegenheit, wahrscheinlich sogar um mehrere Themen, jedenfalls wird was problematisiert, darauf weisen dann ja auch die Titel der Stücke hin. 'Disturbed Mind', 'What I Fear', 'Borderline' und so weiter heißen die und so nennt man die Dinger ja nicht, hätte man nichts damit zu tun, das wäre vermessen, um nicht zu sagen crazy. Und das ist die Sache sicher nicht. Vielmehr geht es um, aha, Awareness, da haben manche schon von gehört, aber eben noch nicht alle, vor allem nicht von DJ Mell G. Deshalb hat sie sechs Stücke genommen, ein Album draus gemacht und damit erzählt sie uns jetzt was.

Die schlechte Nachricht für alle Hobbyharnesse: Es geht nicht mehr ums Ficken oder um Schwänze oder um Flüssigkeiten, die man hier so oder eben auch anders austauscht. Das war die alte DJ Mell G, die damals im HÖR-Badezimmer die Kacheln runterkratzte mit dem bassbetriebenen Electrogeficke, das sie während der Pandemie über ihr Label rausbrachte. Dazwischen liegen Welten zu der neuen Mell G, die jetzt keinen Scheiß mehr macht, das ganze Süßsauerzeug weglässt und einfach nur Electro produziert. Und so geht das dann dahin. Subtil aufs Maul. Ein Leben im Loop. Aber irgendwie trotzdem: Stampfen für die psychische Gesundheit.

Denn bei aller Beipackzettelei über die Borderline-Bekanntmachung geht es ja auch um die Musik. Und die entgiftet sich also erstmal von den Vocals. Übrig bleibt eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für kommende Bleeper und Quarzer, jene Frontrow-Fans, die zwar den indizierten Electro von früher immer schon geiler fanden, aber jetzt auch mal ins Berghain wollen. Da passt es dann ganz gut, wenn die Mucke nicht mehr so rüberkommt wie die Googlesuche eines pubertierenden Zwölfjährigen. Und das hat dann fast schon was von einem Imagewandel.

Das ist es, was Mell G hier auch thematisieren will. Nicht nur Borderline. Nicht nur Panikattacken. Sondern eben auch: die andere DJ Mell G, die zwar seit drei Jahren jedes Wochenende irgendwo auflegt, aber sich jetzt auch mal Gedanken darüber macht, wohin das alles führen soll. Und wer weiß, vielleicht ficken dann auf der nächsten Platte wieder alle mit allen.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Bandcamp Inc.. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Veröffentlicht in Features und getaggt mit Album , DJ Mell G , HÖR , Juicy Gang , review , Rezension

Deine
Meinung:
Review: DJ Mell G – Issues [Juicy Gang]

Wie findest Du den Artikel?

ø: