Review: VA – L'eau repousse les feux agressifs [Mama Told Ya]

Review: VA – L'eau repousse les feux agressifs [Mama Told Ya]

Features. 14. April 2021 | / 5,0

Geschrieben von:
Tim Tschentscher

Tun wir uns doch mal wieder den Gefallen und gehen so richtig in uns. Denken wir an das Fundament, das uns prä-COVID einst so geschwungen als Feiervolk konstituiert hat. Regelmäßige Besuche auf den Tanzfluren haben nicht selten als Ventil für Wut, Trauer, Ärger, Freude gedient. Auf ihrer Selfmade-Plattform 'Mama Told Ya’ untersucht Techno-Grande-Dame Anetha jetzt die vier Grundelemente Wasser, Erde, Luft und Feuer. Natürlich aus musikalischer Perspektive und soll der gedanklichen Kulisse einer neuen vierteiligen Compilation-Reihe dienen. Den Auftakt macht das Konzept Wasser. Und ja, der kristallklare Purismus wird hier knallhart durchgezogen.

Um das jetzt nicht all zu esoterisch klingen zu lassen: Auf 'L’eau repousse les feux agressifs' peitschen 16 satte Tracks zwischen hartem Techno, Trance, Acid, experimentellen Breakbeats und gelegentlichem Downbeat los. Anetha hat hierfür 17 Kolleg*innen aus zehn Ländern zusammengetrommelt und um Beistand in der Lockdown-Langeweile gebeten. Herausgekommen ist ein konzises 4LP-Set, das stets nach klaren Linien sucht und reichlich vorwärts geht.

Das noch relativ zaghafte Intro-Stück 'Bully' bedient die klassische Funktion des Antreibers. Episch und verbos errichten der Däne Croatian Amor und der Schwede Varg²™ ihr skandinavisches Eisschloss unter stechenden Synthesizersalven auf. Das klingt zunächst alles reichlich klirrend und unterkühlt. Auf 'Naturbath' stampft UFO95 bereits über der 140-BPM-Grenze im roten Bereich. Im Hintergrund erodieren ein paar Pads, ehe wilde Glockensounds hinzukommen. Der Track wird zunehmend energetischer, auch weil sich immer wieder elektrisierte Hi-Hats entladen.

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Anetha selbst eröffnet mit 'Free Britney’ die B-Seite, führt zwischen Glitch und Dubstep erst ein wenig in die Irre und channelt dann den typischen Trademark-Psy-Trance. Hier fliegen bereits erste Peak-Time-Erinnerungen durchs Gedächtnis und tragen durch das quietschige 'Iced Out 3D' hindurch. Pure Ekstase entsteht dann im Mittelteil, wenn leicht sakral nur noch der Beat daher gleitet. EMMA DJ schließt mit einem als Trenner fungierenden Entwurf das erste Päckchen Tracks ab. Das wild bretternde Sample-Sammelsurium 'Extremely Urgent' wirkt wie Art Of Noise nur in angezündet.

Möchte man weiterhin in der Wasser-Analogie sprechen, überrascht 'Ambivalent Nature' durch die krasse Trockenheit. Alles ist quantisiert, nichts reverbt, es gibt kaum dynamische Verzierungen und es geht sehr geradeaus. Auch das ist Teil der puristischen Linie mit der Techno hier auf seine Grundpfeiler geprüft wird. Sugar zieht mit 'Days Of Grown Old' die Handbremse und arbeitet ein düster-tropfendes Dub-Ambient-Experiment aus. Mit 'Crayons De Couleurs' setzt sich die immersive Abfahrt fort. ABSL spielt hier mit schönen Phasen narrativer Abwechslung, die vor allem im Track von Less Distress ausgespart wurden.

Am kompaktesten erklärt wird das Konzept der Comp auf 'Waterbender'. Wasserrauschen und Planschgeräusche stolpern in die zügige Soundkulisse, während unter sattem Bassgeboller Hypno-Geflirr den Gehörgang aufräumt. Dieses Oszillieren wird dann in 'Impresia' nochmal aufgegriffen. Auf den letzten Seiten geht es dann nochmal in den Endspurt, FAKETHIAS und Rhys Jelson dreschen mit sportlichen Trance-Workouts die letzte Müdigkeit aus den Knochen. Dass dann Certain Smith in Vocoder-Rap-Manier über 5G singend die Ehrenrunde durch die Rainbow-Road fährt, ist reine Makulatur. Mama Told Ya hat hier eine Compilation mit einer Menge Bock zusammengetragen, so als wäre gerade alles so wie immer.

’L'eau repousse les feux agressifs’ ist auf Mama Told Ya erschienen.

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