Test: Behringer Swing/MIDI-Keyboard mit Sequencer und CV

Test: Behringer Swing/MIDI-Keyboard mit Sequencer und CV

Tests. 30. November 2023 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Behringer Swing ist ein ultra erschwingliches MIDI-Keyboard mit CV-Konnektivität und integriertem Sequencer. Der Elefant im Raum: Swing ist dem einige Jahre vorher erschienenen Kassenschlager Keystep von Arturia zum Verwechseln ähnlich. Das Alleinstellungsmerkmal des Swing sollte ursprünglich die direkte Integration in die Music-Tribe-DAW sein. Diese steckt jedoch auch fast zwei Jahre nach der Veröffentlichung des kleinen Keyboards noch in der Entwicklung. Ob sich die relativ geringe Kostenersparnis im Vergleich zum Keystep lohnt, zeigt dieser Test.

Quick Facts

  • 32 anschlagdynamische compact-sized-Keys mit Aftertouch
  • achtstimmiger Sequencer mit maximal 64 Steps 
  • achtfach polyphoner Arpeggiator mit acht Laufrichtungen
  • Touchstrips für Pitch und Modulation
  • Transport-Sektion bestehend aus Play/Pause, Stop und Record

Verarbeitung, Haptik und Layout

Mit Abmaßen von 489 x 52 x 149 mm und 1,5 kg Gewicht ist Behringer Swing minimal schwerer und etwas höher als der Keystep von Arturia. Das Gehäuse und die Bedienelemente sind weitestgehend aus Kunststoff, während die Unterseite aus Metall besteht. Die metallene Bodenplatte begünstigt nicht nur die Stabilität des Swing, sondern auch die durch das Gewicht wahrgenommene Wertigkeit. 

Generell ist die Verarbeitung des Keyboards absolut gelungen und macht für ein Instrument dieser Preisklasse einen robusten Eindruck. Die Klaviatur spielt sich für die Tastengröße von 95 x 2 mm erstaunlich gut, auch Velocity und Aftertouch gehen angenehm von der Hand. Bei den Potis gibt es ebenso wenig zu meckern und auch die vielen Funktionstaster überzeugen mit angenehmem Druckpunkt und gut erkennbarer Hintergrundbeleuchtung.

Behringer Swing von oben.

Die gelb aufgedruckten Sekundärfunktionen der Bedienelemente des Swing sind besser lesbar als beim Keystep, ansonsten ist die Haptik der beiden Keyboards nahezu identisch. Beim Swing ist die Anordnung von Transportsektion und Drehregler getauscht, sodass Shift-Kombinationen entspannt mit einer Hand vorgenommen werden können. 

Auch die Doppelbelegung der Klaviertasten wurde bei Behringer gedreht, sodass die Auswahl des MIDI-Channels jetzt in den höheren Lagen vollzogen wird, während im tiefen Register die Einstellungen für Gate und Swing zu finden sind. Das begünstigt erneut die spontane Justierung mit nur einer Hand. Die Touchstrips für Modulation und Pitch sind nice to have, in Sachen Bedienbarkeit aber absolut unbefriedigend. 

Anschlüsse und Lieferumfang

Behringer Swing besitzt Anschlüsse für MIDI-In und MIDI-Out nach fünfpoliger DIN, Micro-USB für USB-MIDI, Strom und Firmware Updates, einen separaten DC-In sowie eine 6,35mm-Klinkenbuchse fürs Sustain Pedal. Wer Vintage- oder Modular-Gear mit dem Swing connecten will, hat 3,5mm-Klinkenanschlüsse für Sync-In und Sync-Out oder CV-Ausgänge für Modulation, Gate und Key/Pitch zur Verfügung. 

Wer den Keystep kennt, hat gemerkt, dass Behringer auf die Dipswitches für die Clock Source verzichtet haben. Noch besser wäre gewesen, von Micro-USB auf USB-C aufzurüsten, weil die USB-Buchsen des Keysteps sich schnell als Wackler-Anfällig herauskristallisiert haben. Im Lieferumfang des Behringer Swing befinden sich ein Handbuch und das passende USB-Kabel, mehr braucht es nicht.  

Behringer Swing Anschlüsse.

Der Sequenzer

Die interne Clock des Behringer Swing reicht von 20 bis 240 bpm. Im Sequencer-Modus dient der Subdivision-Regler als Pattern-Wahlschalter und es können bis zu acht Patterns im Keyboard abgespeichert werden, wobei einzelne Sequenzen bis zu 64 Schritte lang sein dürfen. Behringer Swing bietet keine Möglichkeit, Sequenzen in Echtzeit aufzunehmen. 

Um ein Pattern zu programmieren, gilt es, bei gestoppter Sequenz und aktivierter Aufnahme die gewünschten Noten einzugeben. Diese werden dann gemäß der Tempo- und Subdivision-Auswahl wiedergegeben. Pro Step lassen sich bis zu acht verschiedene Töne programmieren, via Rest/Tie werden Pausen oder Bindebögen realisiert und mittels Append Button können der Sequenz weitere Töne hinzugefügt werden. 

Die Länge der Sequenz wird automatisch über die Anzahl eingegebener Noten bestimmt und abgesehen von der Obergrenze von 64 Steps ist die Pattern-Länge des Swing beliebig. Alternativ kann aber auch eine Kombination aus dem Record Button und den Klaviertasten genutzt werden: Rec und Key Nr. 16 ergeben 16 Schritte, Rec und doppeltes Drücken von Key 16 ergeben 32 und so weiter. 

Ein Alleinstellungsmerkmal des Behringer Swing ist die Ratchet-Funktion. Hierbei handelt es sich praktisch um ein Substep-Feature, welches es erlaubt, einzelne Steps doppelt, dreifach oder vierfach abzuspielen. Die Clock-Quelle wird beim Swing übrigens per Shift-Kombination realisiert, was im Vergleich zu den frickeligen Dipswitches des Keystep ebenfalls als Verbesserung gewertet werden kann. 

Arpeggiator und Chord Mode

Der Arpeggiator des Behringer Swing kommt mit acht verschiedenen Laufrichtungen: Up, Down, Up und Down, Random sowie entsprechend der Reihenfolge der eingegebenen Noten. Die ersten drei Modi gibt es jeweils in einer Variation, bei der die Töne doppelt gespielt werden. Settings für Läufe über mehrere Oktaven gibt es leider nicht. Wird der Hold Button betätigt, arpeggiert Swing die Noten auch dann noch, wenn die Finger das Keybed verlassen haben. Außerdem können dem Arpeggio mittels Hold auch weitere Noten hinzugefügt werden, solange die zuletzt eingegebene Note gehalten wird. 

Per Tastenkombi aus Shift und Hold wird Swing in den Chord Mode versetzt. Hier lassen sich bis zu 16 Noten eingeben, die dann mit nur einem Tastendruck abgerufen werden können. Der so erzeugte Akkord lässt sich über die Klaviatur transponieren. Allerdings kann die Oktavlage während des Programmierungsprozesses nicht gewechselt werden, sodass die Chords immer nur aus den 32 benachbarten Tönen bestehen können. Der Chord Mode funktioniert zwar in Kombination mit dem Arpeggiator, mit dem Sequenzer jedoch leider nicht. 

Alternativen

Fazit

Behringer Swing ist ein absolut solides MIDI-Keyboard, das sich dank der Ausstattung an CV-Ausgängen hervorragend für Hardware Setups im Modular-Stil eignet. Das Keybed ist für die Größe erstaunlich angenehm zu bedienen und die Ansprache von Velocity und Aftertouch ist ebenfalls praxistauglich. Die Verarbeitung ist bis auf den Micro-USB-Port durchweg solide, sodass Swing eine ernstzunehmende Alternative zum “neuen Klassiker” Arturia Keystep darstellt. Größter Kritikpunkt von Behringers Keyboard ist wahrscheinlich die ethische Frage der moralischen Verwerflichkeit, ein derartig aktuelles Produkt zu klonen. Davon abgesehen kann beim Kauf des Swing ein bisschen Geld gespart werden, vorausgesetzt, das Echtzeit-Recording-Feature des Keystep ist verzichtbar. Pluspunkte gibt es für die Ratchet-Funktion und Workflow-begünstigende Verbesserungen des Layouts einiger Bedienelemente und Features. Wenn jetzt noch die MusicTribe-DAW droppt, dürfte Swing sein volles Potenzial entfalten. Angesichts der bisherigen Wartezeit ist jedoch dringlichst davon abgeraten, auf die Veröffentlichung der hauseigenen Musiksoftware zu warten.

Gesamtwertung:
4,0 von 5,0
Qualität:  
3,5 von 5,0
Klang:  
4,0 von 5,0
Preis-Leistung:  
4,5 von 5,0

Pro

Günstiger Preis
Intuitiver Sequenzer mit Ratchet-Funktion
Umfassender Arpeggiator und Chord Mode
Hohe MIDI- und CV-Konnektivität

Kontra

Kein Realtime Recording beim Sequenzer
Nur Micro-USB-Port
Arturia Keystep Ripoff

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Aftertouch , Arpeggiator , Behringer , CV , MIDI-Controller , sequencer , Swing , Velocity

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