Test: Hercules DJControl Inpulse 500 / DJ-Controller

Test: Hercules DJControl Inpulse 500 / DJ-Controller

Tests. 19. September 2021 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Nach dem Reloop Buddy und dessen neuartiger Neural Engine beansprucht jetzt der nächste DJ-Controller den Platz an der Spitze des Low-Budget-Markts. Der DJControl Inpulse 500 des französischen Herstellers Hercules soll keine Wünsche offen lassen, kostet unter 300 Euro und lockt mit überarbeiteten Bedienungshilfen. Sounds familiar? Details zum Gerät und was hinter dem selbstbewussten Marketing steckt, erfahrt ihr in diesem Test.

Verarbeitung, Haptik und technische Daten

Der Inpulse 500 ist stolze 542 x 70 x 279 mm groß und wiegt 3,2 kg. Damit ist der Controller weder ein Fliegengewicht noch besonders portabel, bietet aber mehr Platz für Bedienelemente: Zwei 14 cm große Jogwheels, 20 Potis, ein Menü-Encoder, 2x8 RGB-Pads und zahlreiche Funktionstaster hat der französische Hersteller auf der Oberfläche unterbekommen, aber auch zwischen den Bedienelementen bleibt noch ausreichend Platz für die Finger.

In der Vergangenheit ist besonders im Einsteigerbereich die Verarbeitung von Hercules kritisiert worden, der erste Eindruck des Inpulse 500 wirkt allerdings vertrauenswürdiger. Die Verarbeitung des Plastikgehäuses ist für den Preis okay, die Potis sitzen fest auf dem Chassis und haben einen angenehmen Drehwiderstand samt griffiger Potikappe. Auch die Jogwheels laufen smooth und scheinen stabil, lediglich die Kanal- und Crossfader sind recht kurz geraten und wirken im Vergleich zum Rest etwas minderwertiger.

Das verbaute Interface arbeitet mit 24 Bit/44,1 kHz, zwei Eingängen und vier Ausgängen, wobei sich die zugehörigen Anschlüsse auf der Rückseite befinden. Der Master geht wahlweise an ein Stereopaar im 6,35mm-Klinken- oder Cinchformat, AUX-Eingänge gibt es nur als Stereo-Cinch-In oder 3,5mm-Miniklinke. Beim Mikrofoneingang wurde wahrscheinlich platzbedingt auf eine XLR-Buchse verzichtet und stattdessen eine 6,35mm-Klinke gewählt, die ist aber immerhin balanced. Besonders kurios: der Eingang mit der Beschriftung „HERCULES ADD-ON (RESERVED)“.

Ein USB-B-Slot für Softwareupdates und Strom rundet das rückseitige Arsenal ab. Die Kopfhörerausgänge befinden sich an der Vorderseite in Form einer großen und einer kleinen Klinkenbuchse. Um den DJControl Inpulse 500 aufs nächste Level zu bringen, gibt es außerdem vier ausklappbare Kunststofffüßchen unterm Gerät. Im Lieferumfang des Inpulse 500 befinden sich neben dem Gerät ein schick geflochtenes USB-Kabel, eine Schnellstartanleitung sowie Lizenzen für Serato DJ Lite und DEJUCED 5.

Performance und Workflow: Getting Started

Noch vor dem Anschließen des Inpulse 500 gilt es, sich zwischen DEJUCED 5 und Serato DJ Lite zu entscheiden. Die Installation beider Applikationen ist kostenlos, erfordert aber das übliche Anmeldungsprozedere samt Registrierung, Bestätigungsmail und Treiberinstallation – also nicht ganz Plug-and-Play. DEJUCED 5 hat in Sachen Kompatibilität die Nase vorn und läuft auch unter Windows 8, Serato DJ Lite ist für den Einstieg aber ebenfalls ausreichend, erfordert jedoch Windows 10. Apple-Nutzende benötigen für beide Programme mindestens MacOS 10.13. Ist eine der beiden Softwares installiert, kann es losgehen: Mittels Data Encoder und Load-Taster lässt sich die Track-Auswahl direkt am Controller vornehmen, ganz modern sogar via Streaming-Abo.

Hier kommt es wieder auf die installierte DJ-Software an – bei DEJUCED gibt es Beatport und Beatsource LINK sowie Qobuz, Serato funktioniert mit TIDAL und Soundcloud Go+. Einzige Einschränkung beim Mixen von gestreamten Tracks ist, dass aus Copyright-Gründen keine Mixaufzeichnungen möglich sind. Mittels Intelligent Music Assistant werden Track-Vorschläge nach den üblichen Parametern Tonart und BPM gelistet. Neu beim Hercules Inpulse 500 ist die ominöse Rubrik Energy Level, der matte LED-Ring am Data Encoder visualisiert die musikalische Intensität in drei Leuchtstufen von Weiß über Orange bis Rot.

Performance und Workflow: Mixer Sektion

Das Konzept DJ-Controller scheint wenig Spielraum für Neuinterpretationen zu bieten, weshalb sich auch das Layout des DJControl Inpulse 500 sehr stark am gängigen Modell orientiert: Mixer-Sektion in der Mitte und Decks außen. Unterhalb des Data Encoders befindet sich die obligatorische Pegelanzeige, welche auf neun LEDs pro Channel das Gain Level von -36 bis 6 dB misst; die letzte Stufe trägt die passende Beschriftung CLIP.

Jeder Kanal verfügt über einen eigenen Gain-Regler, Dreiband-EQ und ein Multimodefilter. Die EQs greifen von -24 bis +5 dB, das heißt, auch auf Linksschlag bleibt ein hörbarer Rest des jeweiligen Frequenzbands. Es folgen Funktionstaster zum Vorhören, Auswählen von FX und der Aktivierung des Beatmatch Guides, direkt darunter liegen die Fader und ein Kippschalter für die Crossfader Slope.

DJControl Inpulse 500 von oben.

Dank des großen Gehäuses hat Hercules noch mehr Potis für die Steuerung der AUX-, Mikrofon-, Master- und Phones-Parameter unterbringen können. Der Mikrofonkanal kennt Volume, Low und High, für AUX gibt’s Volume und sogar ein Extrafilter. Sowohl Mikrofon- als auch AUX-Volume-Regler zeigen per LED-Kranz das Gain-Level an – nice! Das Kopfhörersignal hat wieder einen eigenen Lautstärkeregler und ein Poti, um vom Cue- zum Mastersignal zu blenden.

Die Mastersektion selbst besteht aus einer weiteren Pegelanzeige, dieses mal von -24 dB bis CLIP, Volume-Regler und Vorhör-Button. Insgesamt überzeugt der Knob-per-Function-Workflow und die üppige Ausstattung an Potis, Tastern und LEDs werten den Inpulse 500 sowohl optisch als auch haptisch auf. Allerdings sei darauf hingewiesen, dass Filter und FX nicht gleichzeitig aktiv sein können.

Performance und Workflow: Deck Sektion

Die Jogwheels sind für einen Controller des unteren Preissegments relativ groß geraten, fühlen sich überraschend hochwertig an und sind touchempfindlich. Die Slip- und Quantize-Modi funktionieren übrigens nur mit DEJUCED 5 oder Serato DJ Pro, allerdings nicht mit der Lite-Version. Die Beat-Align-Anzeige unterhalb der Wheels zeigt bei aktiviertem Beatmatch Guide direkt am Controller an, ob die Tracks richtig synchronisiert sind. Eine ähnliche Anzeige an den Tempofadern gibt Aufschluss darüber, ob die Geschwindigkeit der zu mixenden Tracks passt. Das Ganze funktioniert so gut, dass Fortgeschrittene sogar „taub“ beatmatchen können. Apropos Tempofader: Im Vergleich zu den anderen Schiebereglern sind sie zum Glück etwas größer geraten, was für genaueres Arbeiten beim Synchen sorgt.

Die 2x8 RGB-Perfomance-Pads kennen neben den üblichen Verdächtigen Hot Cues, Rolls, Sampler, FX und Slicer noch die Funktionen Pitch Play und Beatjump. Letztere erlauben das Pitchen oder Loopen des ausgewählten Tracks via Performance Pad. Beim Inpulse 500 können einige Parameter der Pad-Funktionen jetzt auch mittels Shift-Kombi am Controller geregelt werden werden, beim Vorgängermodell musste dafür zu Maus und Tastatur gewechselt werden. Loopen kann der Inpulse 500 übrigens auch per Push-Encoder und Loop-In- und Loop-Out-Taster. Was leider fehlt, sind Deck Switches, um mehr als zweispurig arbeiten zu können. Abgesehen davon ist der Hercules Inpulse 500 der Konkurrenz in Sachen Features jedoch weitestgehend voraus.

Fazit

Der Hercules DJControl Inpulse 500 ist ganz klar an Anfänger:innen rund ums Thema DJing adressiert und bietet dafür echt viel. Auch die Bedienbarkeit macht einen guten Eindruck: Jogwheels, EQs und Kanalfilter sowie RGB-Performance-Pads fühlen sich wertig und angenehm an. Außerdem profitiert der Workflow von der größeren Oberfläche und den vielen Knobs, lediglich die Fader und Anschlüsse des Inpulse 500 wirken etwas billig, funktionieren aber in Ordnung. Insgesamt lässt sich die 500 Version als absolut geglücktes Upgrade des Inpulse 300 verstehen. Während dieser mehrfach für die Verarbeitung kritisiert wurde, wirkt der Inpulse 500 auf den ersten Blick solider. Wie langlebig das Instrument tatsächlich ist, wird sich erst im Gebrauch zeigen. Wer dahingehend schlechte Erfahrungen mit Hercules gemacht hat, wartet lieber auf langfristigere Erwartungsberichte. Wer sich vom Preis und der Feature-Palette des Inpulse 500 angesprochen fühlt und einen rücksichtsvollen Umgang mit Gear pflegt, darf aber auch jetzt schon zuschlagen.

Pro

Faires Preis-Leistungs-Verhältnis
Intelligent Music Assistant
Beatmatching Guide

Kontra

Keine Deck Switches
Wackelige Anschlüsse

Preis:

279,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Hercules.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit 2-Kanal , DJ-Controller , DJCONTROL , Hercules , Inpulse 500

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