Test: Korg Monologue

Test: Korg Monologue

Tests. 9. Juni 2018 | / 5,0

Geschrieben von:
Steffen Sennert

Der Korg Monologue ist ein monophoner analoger Synthesizer, der auf der Technik des Korg Minilogue aufbaut und dabei noch einige Erweiterungen wie eine analoge Drive Sektion oder ein 16-Step Sequenzer mit Automation bietet. Wurde beim kleinen Bruder des Minilogue gespart oder ist er mehr als nur Spielzeug? Und kann er mit seiner Ausstattung Konkurrenz für MicroBrute und TB303 Clones sein?

Unboxing

Der erste Eindruck ist äußerst positiv. Auch wenn das Gehäuse bis auf die Metallplatte und der Holzleiste auf der Rückseite hauptsächlich aus Kunststoff besteht, fühlt sich der Synthesizer sehr robust und wertig an. Im Vergleich zu anderen Geräten in dieser Preisklasse überrascht der Monologue dabei mit festsitzenden Potis und Kippschaltern. Der Synth ist mit seinen 25 Tasten äußerst kompakt und passt zusammen mit meinem Laptop und meiner Drummachine in den Rucksack. Auch das Gewicht von 1,7 kg machen den Monologue zum idealen Reisebegleiter. Ein nettes Gimmick ist die Holzapplikation auf der Rückseite, die dem Synthesizer etwas Retro-Charme verleiht. Die Metallplatte auf der Oberseite ist gegenüber dem Minilogue in fünf verschiedenen Farben erhältlich.

Anschlüsse

Alle Ein- und Ausgangsbuchsen befinden sich auf der Rückseite des Gerätes. Neben den beiden 6,3 mm Klinkenbuchsen für Kopfhörer und Line-Ausgang (mono) befindet sich dort eine weitere für ein Line-In-Signal (mono). Über die 3,5 mm Sync Ein- und Ausgangsbuchsen lässt sich der Monologue mit anderen Instrumenten und (Modular-)Sequencern synchronisieren (z.B. Korg Volca oder Novation BeatStep). Weiterhin verfügt das Gerät über zwei DIN5-Buchsen für MIDI-Ein- und -Ausgang, eine MIDI-Thru-Buchse gibt es leider nicht. Über den USB-Anschluss kann man den Synthesizer auch direkt mit dem Computer verbinden und erhält dort jeweils zwei virtuelle MIDI-Ein- und -Ausgänge. Über den MIDI In- und -Out-Port hat man direkten Zugriff auf die analogen MIDI-Ports. Die Reglerbewegungen und die Eingaben am Keyboard können über den "Sound"-Port empfangen werden, der Synthesizer und alle Steuerparameter selbst lassen sich über diesen Anschluss ansteuern. So lässt sich der Monologue komplett in die Studioumgebung einbinden und fernsteuern. Dank beiliegender Software kann man die Presets des Monologue via USB auch auf dem Computer editieren und abspeichern.

Monologue Rückansicht.
Die Rückseite des Monologue mit Echtholz-Panel.

Wer den Monologue nicht dauerhaft mit den beigelegten AA-Batterien betreiben will, kann ihn über die verbaute Hohlstecker-Buchse mit ein 9V-Gleichstrom-Netzteil speisen. Ein solches liegt dem Gerät aber leider nicht bei, das finde ich schon fast etwas frech. Wie bei der Korg Volca Serie ist die Buchse allerdings zu klein, um handelsübliche Universalnetzteile oder Netzteile von Gitarren-Effektpedalen zu benutzen. Man wollte wohl unbedingt unter dem Verkaufspreis der Konkurrenz liegen. Das originale KA-350 Netzteil ist für 33€ bei Thomann zu haben, von günstigen Kopien würde ich abraten.

Neben dem Stromanschluss befindet sich der On/Off-Schalter. Hier wurde ein einfacher Push-Button ohne Einrastfunktion verwendet. Den Button muss man für zwei Sekunden gedrückt halten damit sich das Gerät einschaltet. Ich persönlich mag es lieber, wenn ich nicht jedes Gerät in meinem Studio einzeln einschalten muss und nur die Hauptsicherung eingeschaltet habe. Ich schätze, diese Entscheidung wurde aber zugunsten des Batteriebetriebs getroffen.

Tastatur

Die 25 anschlagdynamischen Tasten sind, wie man es von anderen Kompaktsynthesizern kennt, etwas schmaler als die einer Klaviertastatur. Glücklicherweise hat Korg beim Monologue im Vergleich zum MicroKorg auf die kurzen Tasten verzichtet und die etwas längeren Tasten wie beim MS-20 Mini verwendet. Für monophones Spiel finde ich die Tastatur sehr angenehm, auch in einer Live Situation lässt sich das Keyboard noch gut spielen.

Mixer Detailansicht.
Das Bedieninterface ist übersichtlich gestaltet, die aktuelle Stellung der Regler ist bei schlechten Lichtverhältnissen jedoch kaum erkennbar.

Klangerzeugung/Bedienfeld

Der Monologue besitzt zwei spannungsgesteuerte Oszillatoren. VCO1 folgt dem globalen Oktavschalter und kann wahlweise ein Sägezahn-, Dreieck- und Rechtecksignal erzeugen. VCO2 bietet eine Sägezahn-, Dreieck- und Noise-Wellenform und lässt sich in Abhängigkeit von VCO1 um +/-2 Oktaven transponieren und über das Pitch-Potentiometer um +/-1200 Cent fein verstimmen. Beide Oszillatoren besitzen einen Shape-Regler, mit dem sich die Wellenform variieren lässt. Beim Rechtecksignal wird hiermit die Pulsweite gesteuert. Weiterhin kann man VCO2 wahlweise mit VCO1 synchronisieren oder einer Ringmodulation unterziehen. Für beide Oszillatoren steht ein Lautstärkeregler in der Mixer-Sektion zur Verfügung.

Das zweipolige Filter ist leicht angehoben im Bassbereich und klingt sehr natürlich. Mit Hilfe des Resonanz-Reglers und der analogen Drive-Schaltung lassen sich hier wirklich wie vom Hersteller beschrieben “aggressive Klänge” ermöglichen. Mal ausprobieren: Das Filter in Eigenschwingung versetzen (Filter auf Mittelstellung, Resonanz auf 100 %) und dann mit Hilfe des Drive-Reglers verzerren, siehe Audio-Beispiel im Verlauf dieses Testes.

Der Envelope Generator besitzt drei verschiedene Modi, bei denen mit Attack, Decay und Intensität über einen Kippschalter entweder die globale Tonhöhe, nur Pitch von VCO2 oder die Filter Cutoff-Frequenz moduliert werden kann. Hier wäre es nett gewesen wenn man die Zuweisung jeweils An- oder Ausschalten könnte, durch den Kippschalter lässt sich die Hüllkurve aber jeweils nur zu einem Parameter routen.

Der LFO kann wahlweise entweder den globalen Pitch, Cutoff oder Shape der VCOs modulieren und bietet neben dem obligatorischen Wahlschalter für Saw-, Triangle- und Square-Wave auch die Möglichkeit zwischen drei verschiedenen Modi zu wechseln: One-Shot, Fast und Slow. Der One-Shot Modus kann äußerst kreativ eingesetzt werden, hier wird nur ein einziger Durchlauf des Steuersignals erzeugt, also keine periodische Schwingung. Der "Fast"-Mode ist ein besonderes Highlight: Hier werden Modulationsfrequenzen im Audiobereich ermöglicht. So lassen sich z.B. brachiale, teils Bitcrush-ähnliche Klänge erzeugen, wenn man die Wellenform (Shape) der beiden VCOs im Fast-Mode moduliert. Über das Program-Edit-Menü lässt sich der LFO auch zum globalen Tempo synchronisieren. Im MIDI-Slave-Modus auch zur DAW oder anderem Sequenzer.

Zuletzt sei noch das Oled-Display erwähnt, auf dem während des Spielens das Signal in einer Oszilloskop-Ansicht angezeigt wird. Dieses Feature ist besonders für Synthesizer-Neulinge eine riesige Hilfe, um schnell zu sehen, wie sich eine Veränderung des Klanges auf das Signal auswirkt. Warum ist da eigentlich keiner früher draufgekommen?

Sequenzer

Der Sequenzer erscheint mit seinen 16 Schritten auf den ersten Blick relativ eingeschränkt, jedoch liegen in den vielen zusätzlichen Funktionen die wahren Stärken des Monologue. Aber von vorn: Die 16 Schritte können per Step-Edit-Menü in ihrer Länge zwischen einer Sechzehntel- und einer ganzen Note eingestellt werden. So lässt sich eine eintaktige Sequenz mit Sechzehntel-Noten programmieren oder auch 16 Takte mit jeweils einer Note pro Takt. Über das Menü lässt sich weiterhin die Länge (Gate) der gespielten Noten sowie ein Shuffle-Wert einstellen. Die Sequenz kann entweder Note für Note eingegeben oder live zum Metronom eingespielt werden. Letzteres lässt sich natürlich für den Livebetrieb deaktivieren.

Detailansicht des Sequenzers.

Mit Hilfe der 16 beleuchteten Buttons lässt sich jeder Step einzeln an- und ausschalten. Über einen Wahlschalter kann man von der Notenansicht in den Slide-Modus wechseln und pro Step einen TB303-ähnlichen Slide (Portamento) aktivieren. In der dritten Stellung befindet sich der Motion-Sequenzer-Modus. Hier können bis zu vier Regler des Synthesizers aufgezeichnet und automatisiert werden. Hierzu wird einfach im Record-Modus die Reglerbewegung live aufgezeichnet oder man kann bei gedrückter Step-Taste einen Wert pro Step feineinstellen. Dieses Feature ist wirklich mächtig! Es lassen sich nicht nur die Potentiometer für Filter oder Resonanz automatisieren, auch die Wahlschalter für die Wellenform oder das Modulationsziel können pro Step automatisiert werden. Boom!

Mit ein paar Tricks lassen sich mit dem Motion Sequenzer vier weitere LFOs erzeugen oder man kann ein “gefaktes” Delay erzeugen, indem man den LFO zum Tempo synchronisiert und mit einem Rechtecksignal die Cutoff Frequenz moduliert. Zu allerhand kleinen Kniffen gibt es auch bei YouTube gute Videos, beispielsweise zum Oszillator-Sync.-Hack.

Unterhalb des Tempo-Potentiometers befindet sich der Wahltaster für den Key Trig/Hold Mode. Ist dieser aktiviert, wird die Sequenz entsprechend transponiert und erneut gestartet, sobald eine neue Taste gedrückt wird. Beim "Hold"-Mode wird die Sequenz weiter abgespielt, auch wenn die Taste losgelassen wurde. Dieses Feature ist wahnsinnig nützlich in einem Aufbau mit mehreren Hardwaregeräten, die alle gleichzeitig bedient werden.

Der Sequenzer lässt sich über den Sync-Eingang, den analogen MIDI-Eingang oder per USB-MIDI mit anderen Sequenzern, DAWs oder DJ-Software im Slave-Modus synchronisieren oder kann über die entsprechenden Ausgänge andere Geräte im Master-Modus steuern. In meinem Testaufbau aus Traktor, Monologue und MFB-Tanzbär gab es dabei keinerlei Latenzprobleme. Hierbei war Traktor mein Sync.-Master und hat den Sequenzer des Monologue ferngesteuert. Der Tanzbär wurde nicht vom Computer, sondern vom Sequenzer des Monologue getaktet. Auch bei Setups mit Synchronisation über den analogen MIDI-Input lief alles blendend.

Klang

Der Monologue klingt ausgewogen. Ich hatte direkt das Gefühlt ein richtiges Instrument mit einem hochwertigen Klang zu spielen. Im Gegensatz zu anderen Konkurrenten wie z.B. dem Microbrute mag ich die Wärme die weiterhin bestehen bleibt, auch wenn man den Synth stark in die Verzerrung fährt. Ich meine mir sogar eingebildet zu haben, klangliche Ähnlichkeiten zum Korg M500 Micro-Preset erkannt zu haben. Dieser Vintage Synth wurde noch mit dem Hintergedanken gebaut, ein klassischen Orchesterinstrument zu ersetzten. Mir gefällt diese Lebendigkeit. Wer einen kalten „digitalen“ Sound sucht ist hier an der falscher Stelle. Das soll aber nicht heissen , dass der Monologue nicht auch brutal kann:

Fazit

Mit dem Monologue ist es Korg gelungen, einen innovativen analogen Synthesizer im unteren Preissegment zu entwickeln, bei dem man keine Abstriche beim Klang oder Verarbeitung erwarten muss. Die vielen Funktionen wie Sequenzer oder Microtuning kombiniert mit einem warmen, dennoch sehr kraftvollen Klang machen den Monologue bei diesem Preis eigentlich zum „No Brainer“. Auch wenn der Funktionsumfang zunächst recht übersichtlich erscheint – hier ist vor allem das fehlende Netzteil zu bemängeln – bietet besonders der Sequenzer eine breite Palette an weiteren Modulationsparametern.

Der Monologue ist ein rundum gelungenes Instrument mit vielen Extrafunktionen und damit eindeutig mehr als ein Spielzeug. Man hat das Gefühl, dass der Musiker bei der Entwicklung im Fokus stand und es Korg wichtig war, ein einfach zu bedienendes Interface zu gestalten. Ich habe das Gerät nun seit einem Monat und nehme es regelmäßig aus meinem Studio mit nach Hause. Es macht enorm viel Spaß Patches zu entwickeln oder die Idee für die nächste Bassline im Sequenzer einzuspielen. Dank Batterien und Kopfhörern sogar auf dem Weg nach Hause in der Bahn.

Pro

Warmer, voller Klang
Batteriebetrieb möglich
Intuitive, übersichtliche Bedienung
Microtuning
Oszilloskop-Anzeige
Automation von vier Parametern
Gut klingende Factory Presets (u.a. von Aphex Twin)
Schnäppchenpreis

Kontra

Netzteil nicht inbegriffen
Keine MIDI Thru Buchse
Keytrigger nicht in Sync zum Mastertempo möglich

Preis:

289,00 EUR

Weitere Informationen auf der Korg-Website.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit analog , korg , Monologue , Producing , Synthesizer

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