Test: Pioneer DJ XJD-RX3 / DJ-Workstation

Test: Pioneer DJ XJD-RX3 / DJ-Workstation

Tests. 28. Mai 2022 | 4,8 / 5,0

Geschrieben von:
Boris Alexander

Pioneer DJ schickt seine standalone DJ-Workstation XDJ-RX in die dritte Runde. Dem Zweikanal-Boliden wurden Aktualisierungen auf Hard- und Softwareebene spendiert und dieser somit technisch auf den neusten Stand gebracht. Das Gerät adaptiert Funktionen von den Mediaplayern CDJ-3000 und dem Mixer DJM-900NXS2 und hat somit anspruchsvolle DJs im Visier. Ob sich die Upgrades im Praxiseinsatz bewähren und überzeugende Kaufargumente liefern, klären wir für euch in diesem Test.

Pioneer DJ XJD-RX3

Der Pioneer DJ XDJ-RX3 ist der Nachfolger des vor vier Jahren erschienenen RX2 und ergänzt die All-in-one-DJ-System-Geräte XDJ-XZ (vierkanaliges Profidevice) und XDJ-RR (zweikanalige Semiprofi-Workstation). Mit einer Breite von 728 mm, einer Tiefe von 470 mm und einer Höhe von 118 mm ist der XDJ-RX3 praxisgerecht dimensioniert und kann in einem Case, das sich auch für den Vorgänger eignet, auf eine Veranstaltung mitgenommen werden. Das Transportgewicht beträgt in dieser Kombination aus Workstation und Case etwas mehr als 20 Kilogramm, da braucht es für längere Strecken schon etwas kräftigere Arme.

Das Kunststoffgehäuse des XDJ-RX3 ist sehr gut verarbeitet – hier wackelt und klappert nichts und auch die verbauten Bedienelemente sind von der gewohnt guten Qualität. Der Lieferumfang ist recht überschaubar, er umfasst das Gerät sowie ein Strom- und ein USB-Kabel. Der XDJ-RX3 ist zudem Hardware-Dongle für Rekordbox 6 (Performance-Modus) und im Laufe des Jahres auch für Serato DJ Pro.

Pioneer DJ XDJ-RX3 Schrägansicht von oben.
Die dritte Auflage der Standalone-DJ-Workstation Pioneer DJ XDJ-RX3 bietet viele Detailverbesserungen.

Decks

Das Layout und die Funktionsausstattung der Decks sind praxisgerecht gewählt, sodass man sich ohne große Einarbeitungszeit zurechtfindet. Die Jogwheels sind mit einem Außendurchmesser von 15,5 cm zwar nicht die größten, die der Hersteller zu bieten hat, sie lassen sich aber sehr gut dosieren. Zudem erlauben sie eine verzögerungsfreie Songkontrolle und sind mit Farbdisplays ausgestattet, die Cover und Wiedergabepositionen einblenden. Zur Feinabstimmung bieten die Wheels Drehwiderstandsanpassungen.

Große beleuchtete Taster dienen zum Starten und Stoppen der Songs, Pitchregler mit einem Regelweg von zehn Zentimetern übernehmen die Tempokontrolle und (Track-)Search-Taster erlauben die Track-Navigation. Im kreativen Bereich gibt es Loop-Taster und 16 mehrfach belegte Performance-Pads. Damit Scratch-Manöver, Loops und andere Funktionen treffsicher ausgeführt werden können, gibt es Aktivierungstaster für Slip- und Quantize-Funktionen.

Mixer

Die zweikanalige Mixersektion ist großzügig dimensioniert und bietet ebenfalls ein sehr schlüssiges und aufgeräumtes Layout. Wer bereits mit den Mixern von Pioneer DJ gearbeitet hat, wird hier mühelos die gewünschten Funktionen finden. Beide Kanalzüge bieten Dreiband-EQs und Kanalfader mit anpassbaren Parametern. Ein leicht gleitender Crossfader mit wählbaren Regelkurven dient zum Überblenden, aber auch für Mixtricks.

Elfstufige LED-Ketten in Ampelfarben bieten eine optische Pegelüberwachung und zwei Effekteinheiten erlauben kreative Mixsessions. Der XDJ-RX3 ist mit sechs kanalspezifischen Sound-Color-FX ausgestattet, deren Parameter in Echtzeit modifizierbar sind und mit vierzehn Beat FX, die sich auf den Crossfader, Mikrofone, Zuspieler, Decks und das Mastersignal routen lassen.

Display

Der Pioneer DJ XDJ-RX3 ist mit einem riesigen 10,1-Zoll-Touchscreen ausgestattet. Der Bildschirm ist gestochen scharf und liefert sehr viele Infos, die auch aus größerer Entfernung sehr gut ablesbar sind. Die verschiedenen Anzeigeninhalte lassen sich durch Taster oberhalb des Screens umschalten und beinhalten Datenträgerauflistungen, Songsammlungen, Suchfunktionen und Geräteeinstellungen. Im Mixbetrieb erscheinen große, farbige Detail- und Übersichtswellenformen, umfassende Songinformationen sowie der gewählte Pad-Modus inklusive der Funktionsbelegungen oder die Beat-Fx-Parameter.

Leider hat man auf eine Multitouch-Steuerung verzichtet und muss bei vielen Aktionen auf das Scrollrad und die Taster zurückgreifen, die sich rechts neben dem Display befinden. Sicherlich sorgt diese Aufführung aber auch dafür, dass versehentliche Fehlbedienungen minimiert werden. In der linken oberen Ecke befindet sich ein Countdown-Timer, mit dem man die Dauer bis zum Beginn des Sets herunterzählen lassen kann.

Anschlüsse

Auf der Geräterückseite befinden sich Phono- und Line-Eingänge für die beiden Kanäle, wo man Mediaplayer oder Plattenspieler anschließen kann. Eine Nutzung dieser Eingänge für Timecode-Zuspielungen ist nicht vorgesehen. Ein zusätzlicher Aux-Eingang erlaubt den Anschluss von Line-Pegel-Geräten (per Cinch-Buchsen) und mobilen Devices (per Miniklinken-Buchse). An den XDJ-RX3 lassen sich zwei Mikrofone parallel anschließen, für diese Signale steht ein Zweiband-EQ zur Verfügung und eine optional aktivierbare Talkover-Funktion.

Zur Kommunikation mit einem Computer gibt es eine USB-B-Buchse und zur Zuführung digitaler Musik zwei gut erreichbare USB-A-Ports auf der Oberseite. Netzwerkschnittstellen sind nicht vorhanden und somit gelingt die Einbindung von Streamingdiensten nur über Umwege (mobile Devices oder per Computer via Rekordbox/Serato).

Im Bereich der Ausgänge gibt es die gewohnt solide Ausstattung, das Mastersignal wird über XLR- und Cinch-Buchsen ausgegeben und das Monitorsignal via Klinkenbuchsen.

 Pioneer DJ XDJ-RX3 Rückansicht
Dank analoger Eingänge lassen sich Zuspieler bequem anschließen.

Praxis

Im Praxischeck haben wir uns den Standalone-Einsatz detaillierter angeschaut. Der XDJ-RX3 kann schnell und einfach an einem Veranstaltungsort oder im heimischen Übungskeller aufgebaut werden. Damit man alle Funktionen des Geräts nutzen und ein schneller Zugriff erfolgen kann, sollte man seine Song-Sammlung mit der kostenlosen Software Rekordbox vorbereiten und auf einen USB-Datenträger kopieren.

Die Songauswahl gelingt dank des großen Displays sehr bequem und beinhaltet eine praktische Vorhörfunktion. Um die Songs im Kopfhörer anhören zu können, genügt eine Positionierung eines Fingers auf der Wellenform eines Songs in einer Playlist und das Aktivieren des Cue-Link-Tasters. Hat man den gewünschten Song identifiziert, lässt sich dieser schnell in ein Deck laden und im Display erscheinen zahlreiche, mixrelevante Informationen.

Das anschließende Beatmatching kann manuell mit den exakt arbeitenden Pitchfadern oder per Sync-Funktion erfolgen und funktioniert zuverlässig und passgenau. Die Kanalfader und der Crossfader erlauben akkurate Überblendungen und mit den Color FX Space, Dub Echo, Sweep, Noise, Crush und Filter lassen sich die Übergänge sehr schön modellieren. Wer zusätzlich noch etwas mehr für Wirbel sorgen möchte, greift zu den Beat FX, die sich aus Delay, Echo, Ping Pong, Spiral, Reverb, Trans, Filter, Flanger, Phaser, Pitch, Slip Roll, Roll, Vinyl Break und Helix zusammensetzen und uns durch die Bank gut gefallen haben.

Zusätzliche kreative Features lassen sich über die Performance-Pads abfeuern. Die Pads reagieren sehr schnell und bieten Zugriff auf die Funktionen HotCue, Gate Cue, Beat Loop, Slip Loop, Release FX und BeatJump.

Erweiterungen

Zusätzliche Geräte können problemlos an den XDJ-RX3 angeschlossen und in einen Mix integriert werden. Verkabelt man dabei die Zuspieler mit den Kanaleingängen, stehen alle Mixerfunktionen zur Verfügung, nutzt man den Aux-Eingang, muss auf einen EQ, Fader und die Color FX verzichtet werden. Die Mixer-Sektion des Pioneer-DJ-Geräts ist darüber hinaus auch ausschließlich mit externen Zuspielern nutzbar, dies kann im Falle einer Festinstallation aber auch im mobilen Einsatz recht praktisch sein.

Rekordbox

Die Rekordbox-Steuerung ist durch die Auswahl „Software Control“ im Source-Menü des XDJ-RX3 aktivierbar und steht nach der Computer-Verkabelung zur Verfügung. Unseren Testlauf haben wir in Kombination mit einem MacBook Pro und Rekordbox 6.6.1 durchgeführt. In unserem Praxischeck gab es keine Auffälligkeiten, Songs ließen sich auf dem Display des XDJ-RX3 aussuchen und per Tastendruck in die Decks laden.

Das Mixing funktioniert im Controller-Modus ebenfalls überzeugend, ohne merkbare Latenz und bietet zudem eine Vierdeck-Mixingoption. Zudem können auch Songs aus Rekordbox (erlaubt auch die Nutzung von Streamingdiensten wie Tidal, Beatport Link etc.) mit Songs von USB-Sticks gemeinsam wiedergegeben werden. Somit eröffnen sich durch die Nutzung einer DJ-Software durchaus ein paar zusätzliche Optionen, falls der Standalone-Betrieb nicht ausreichen sollte.

Unterschiede zum XDJ-RX2

Nachfolgend die Unterschiede zum direkten Vorgänger XDJ-RX2 in der Zusammenfassung:

• Jogwheel-Displays mit zusätzlichen Inhalten
• Drehwiderstand der Jogwheels anpassbar
• Größerer 10,1-Zoll-Touchscreen
• Preview-Funktion per Touchscreen
• Countdown-Timer
• Zwei zusätzliche Soundcolor-Effekte (Crush, Space)
• Sechs zusätzliche Beat-FX (Ping Pong, Filter, Phaser, Slip Roll, Vinyl-Brake, Helix)

Fazit

Die zweikanalige Standalone DJ Workstation XDJ-RX3 überzeugt, wie ihr Vorgänger, durch eine solide Hardware und punktet durch praxisgerechte Zuwächse im Bereich der Funktionsausstattung. Das Gerät verfügt über zwei ausgewachsene Decks inklusive Performance-Pads und eine ebenfalls sehr potente Mixersektion mit Anschlussmöglichkeiten für externe Zuspieler und Mikrofone. Der XDJ-RX3 lässt sich standalone, aber auch in Kombination mit der Computersoftware Rekordbox (Serato DJ folgt) nutzen und bietet dank seiner Größe und des 10 Zoll großen Touchdisplays einen hohen Bedienkomfort. Die Pioneer-DJ-Workstation wird für ca. 2000 Euro im Handel angeboten und kann von mobilen DJs genutzt werden, verfügt aber auch über ausreichend kreative Features und anpassbare Jogwheels, sodass auch angehende Performance-DJs ein geeignetes Übungstool vorfinden.

Pro

Solide Hardware
Großes 10-Zoll-Display
Viele Effekte
Gut reagierende Jogwheels
Einfache Integration von Zuspielern
Standalone und Controller-Einsatz auch kombiniert

Kontra

Display ohne Multitouch-Funktionen

Preis:

1999 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Pioneer DJ.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Digital DJing , Pioneer DJ XDJ-RX3 , Rekordbox , Serato DJ Pro , standalone DJ-Workstation

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