Test: Rane DJ Twelve – motorisierter Serato-Controller

Test: Rane DJ Twelve – motorisierter Serato-Controller

Tests. 5. Juni 2018 | / 5,0

Geschrieben von:
Robert Wong

Die Premium-Marke Rane bekannte sich auch nach der allgemeinen Digitalisiserung im DJ-Bereich weiterhin dazu, hochwertige DJ-Mixer herzustellen. Neben den Scratch Live Interfaces, die in Zusammenarbeit mit Serato an den DJ gebracht wurden, ist man nicht mit auf die Controller-Welle aufgesprungen. Mit der Firmenübernahme durch die inMusic Gruppe hat sich dies nun geändert, denn mit dem motorisierten Twelve Turntable, gibt es nun den ersten USB-MIDI-Controller für Serato DJ Pro im Rane Sortiment. Im Zusammenhang mit dem Rane Seventy-Two Battlemixer bildet der Twelve ein Duo, das sich vor allem an Scratch-DJs wendet. Inwieweit die Umsetzung des digitalen Turntables den Anforderungen dieser speziellen Zielgruppe gerecht wird und welche Perspektive sich dadurch generell für den DJ-Bereich ergeben könnte, erfahrt ihr im nachstehenden Test.

Erster Eindruck

Das Rane Twelve Deck ist von der gleichen massiven Güte wie der Seventy-Two und bildet mit ihm eine Symbiose. Der motorisierte Turntable ist praktisch mit einem herkömmlichen Profi-Turntable vergleichbar, nur dass ihm der Tonarm fehlt. Seine 9,3 kg untermalen diesen Eindruck ebenfalls. Der Plattenteller ist aus massivem Aluminium, welcher auf der Rückseite mit einem Gummiüberzug isoliert ist. Die Verarbeitung ist tadellos und die Optik der Tellerachse verrät, dass er aus dem gleichen Werk wie der Denon VL-12 Plattenspieler kommt, beide gehören schließlich auch zur gleichen Dach-Marke inMusic. Vor der Inbetriebnahme muss man dem Controller den Plattenteller inklusive Slipmat und Vinyl aufsetzen.

An der 12-Inch Schallplatte ist ein Puk befestigt, an dem wiederum eine Madenschraube festgezogen werden muss, damit eine Arretierung zur Tellerachse hergestellt wird. Anders als bei einem normalen Plattenspieler kann die Tellerachse nämlich unabhängig vom Plattenteller bewegt werden und dient so als Controller für Scratch- und Cue-Manöver. Der Rane Twelve steht auf höhenverstellbaren Metallfüßen, die allerdings keine Dämpfung haben. Diese wird allerdings auch nicht benötigt, da er gegen Vibrationen resistent ist und sogar in der Waagrechten genutzt werden könnte.

Ausstattung

Der Twelve Controller verfügt neben den üblichen Reglern eines Turntables wie z.B. Start-Stop-Taster, Drehgeschwindigkeit, Pitchfader und Pitchbereich über Deckauswahltasten, mit denen bis zu vier Decks angesteuert werden können. Darüberliegend gibt es einen Touchstrip, mit dem sich wahlweise durch einen Track scrollen lässt oder Cue-Punkte angesteuert werden können. Die Cue-Punkte werden dank der RGB-LEDs farblich angezeigt. Der lange Pitchfader liegt bei normaler Aufstellung des Geräts oben rechts in der Waagrechten, so wie Scratch-DJs es gewohnt sind, wenn sie ihre Turntables im Battlemode aufstellen, um nicht in den Tonarmbereich zu kommen.

Am Pitchfader selbst gibt es eine LED für den Nullpunkt und an jedem Ende jeweils einen Pfeil, der aufleuchtet, wenn sich der Fader in einer Abholfunktion befindet. Dies geschieht z.B., wenn man mit dem Twelve mehrere Decks steuert und entsprechend andere Pitchwerte nutzt. Auf der Rückseite des Twelve gibt es noch einen kleinen Schalter, mit dem sich das Drehmoment in zwei Stufen verändern lässt. Hier werden in etwa die Geschmäcker von High-Torq bis 1210er Niveau gleichermaßen bedient. Alle Tasten sind aus einem harten Kunststoff und besitzen einen kurzen und direkten Druckweg.

Anschlüsse

Mehr als einen Strom- und USB-Anschluss wird man am Rane Twelve anschlussseitig nicht finden, denn es ist ein reiner MIDI-Controller ohne Audio-Interface.

In der Praxis

Mein Test-Setup bestand lediglich aus dem Seventy-Two Mixer und einem Twelve Controller, mit dem ich zwei Decks gleichzeitig steuerte. Die Deckwahltasten reagieren beim Umschalten direkt und man konnte sich ohne Verzögerung auf die neue Situation einstellen. Gleiches gilt auch für den Touchstrip, der ebenfalls sehr direkt reagiert, so dass das Springen zwischen Cue-Punkten und das Scrollen durch den Track verzögerungsfrei verlief.

Im normalen Mixing merkt man beim Twelve keinen Unterschied zu einem konventionellen Turntable. Das Vinylfeeling entspricht dem einer normalen 12-Zoll-Platte, d.h. das Festhalten und Loslassen der Platte reagiert auf der mitgelieferten Slipmat genauso gut und wird entsprechend in Serato DJ Pro präzise umgesetzt. Das Pitchen ist für einen Nicht-Turntablist etwas befremdlich, da der Pitchfader an der oberen Geräteseite liegt und man den Arm deswegen etwas unergonomisch über den ganzen Turntable bewegt. An dieser Stelle habe ich mich dann doch gefragt, warum an der Position des Pitchfaders beim Wegfall des Tonarmes immer noch festgehalten wird. Die einzige Antwort, die mir dazu einfällt, muss wohl mit einer DJ-spezifischen Ausdrucksform beim Mixing zu tun haben, die den Beschäftigungsgrad für das Publikum untermalt (In etwa so, wie der Techno-DJ jeden Millimeter seines 4-Band EQs präsentieren kann). Wahrscheinlich hängt das auch damit zusammen, dass man auf dem Twelve eine Sync-Taste vergeblich suchen wird...

Leider lässt sich der Twelve nur dann mit dem Pitchfader rechtsliegend aufstellen, wenn rechts von ihm genug Platz für die Anschlusskabel ist. Dementsprechend kann man den Controller dann nicht mehr Plan an den Mixer anlegen. Eine Versenkung der Anschlüsse unter das Gerät hätte da leicht geholfen, so wie es beim Denon DJ VL-12 Turntable der Fall ist. Wenn man den Rane Twelve dann ins Scratch-Gefecht schickt, wird einem ehrlich gesagt – wenn man als DJ vom Vinyl kommt – angst und bange!in

In Kombination mit dem Rane Seventy-Two.

Denn: Egal, was man mit der 12-Inch-Platte dieses Controllers anstellt, seien es kleinere, dauerhafte Wirbel oder längere Moves mit ruckartigen Spins, die Waveform scheint gnadenlos alles mitzumachen. Sie klebt praktisch an der Tellerachse und zeigt weder ungewollte Ramp-Ups noch irgendwelche digitalen Sprünge oder ein Auseinanderlaufen der Nadelposition zwischen Hard- und Software. Die Präzision des Twelve-Tellers ist unfassbar gut und stellt im ersten Augenblick jedes DVS in den Schatten. Wer braucht da dann noch Gleichlaufschwankungen, Nadelsprünge und ständiges Nachkaufen von Ersatznadeln und Timecodevinyls?

Der Twelve Controller lässt sich übrigens auch mit anderer Serato zertifizierter Hardware (z.B. SL-Interface) nutzen. Obwohl es ein angeblicher MIDI-Controller ist, kann er aber z.B. nicht in Traktor Pro eingebunden werden. Selbst die Tasten auf dem Twelve sind fest mit Funktionen belegt und können nicht in Serato DJ Pro mit einer Doppelfunktion oder anderweitig gemappt werden. Mit einer Änderung in der Firmware könnte man hier zukünftig dem User ein wenig Gestaltungsraum eröffnen.

Fazit

Der Rane Twelve ist der erste motorisierte 12-Zoll-Controller, der wirklich überzeugt. Stanton hatte vor etlichen Jahren mit dem SCS-1D zwar ein ähnliches Gerät auf den Markt gebracht, aber diesem mangelte es sowohl an Präzision als auch an Bedienkomfort. Ähnliches gilt für Vertreter von Numark und Co. Mit dem Twelve hingegen kommt echtes Vinylfeeling auf, wie man es von einem DJ-Turntable kennt. Auch wenn der Twelve im Duo mit dem Seventy-Two Mixer wohl eher Scratch-DJs anspricht, so ist dieser Controller durchaus auch für Mix-DJs geeignet, die sich Vinylfeeling in einer digitalen Umgebung wünschen. Die Bedingung hierfür ist jedoch, dass man sich auf Serato DJ Pro einlässt. Wenn das kein Hindernis darstellt, kann man den Twelve auch mit einem anderen Serato-zertifizierten Mixer als den Rane Seventy-Two nutzen. Mit knapp 800 Euro ist der Twelve kein günstiger Controller und liegt damit über dem Preis eines handelsüblichen High-Torq-Turntables. In Sachen Verarbeitung geht der Twelve dafür aber keine Kompromisse ein.

Die Tatsachen, dass man den Twelve nicht mit Traktor nutzen kann, es keine Sync-Taste gibt und der Pitchfader eine etwas unpraktische Positionierung hat, schränken die Zielgruppe des Rane Twelve sehr ein. Ob das von inMusic so beabsichtig ist, wird vielleicht die nahe Zukunft zeigen. Entweder erweitert man die Zielgruppe durch ein Firmware-Update oder man überlässt diesen Job vielleicht doch Denon DJ, die sich mit der Prime-Serie zum Ziel gesetzt haben, der neue Clubstandard zu werden. Hätte man den Twelve in dieser hochkarätigen Form als Hybrid mit Tonarm gebracht, der auch Traktor-Pro-kompatibel wäre, wäre die Zielgruppe schlagartig größer und er hätte das Zeug zum neuen Clubstandard, der sogar die alten Vinyl-DJs noch abholt.

 

Pro

sehr gute Verarbeitung
präzise Plattentellerübersetzung für echtes Vinylfeeling
aufgeräumte Oberfläche
gut reagierender Touchstrip
zweistufen Drehmoment
vibrationsresistent

Kontra

Pitchfaderposition nicht optimal.

Preis:

799 EUR

Weitere Informationen auf der Rane DJ Website.
Passend dazu: Der Rane Seventy-Two, den wir ebenfalls getestet haben.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit controller , rane , serato , Seventy-Two , Twelve , vinyl

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