Test: Roland E-4 / Voice FX mit integriertem Looper

Test: Roland E-4 / Voice FX mit integriertem Looper

Tests. 22. Oktober 2023 | / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Das wohl sonderbarste Mitglied aus Rolands AIRA Compact Line ist der Voice Tweaker E-4. Während die Geschwister T-8 und J-6 eher als Klangerzeuger funktionieren, handelt es sich beim E-4 um ein Multieffektgerät für Vocal-Bearbeitung. Dank des Mikrofoneingangs mit integriertem Preamp werden lediglich ein dynamisches Mikrofon und das passende Kabel benötigt, um in den Genuss der Effekte zu kommen. Zur Auswahl stehen Autotune, Harmonizer, Vocoder, Stutter, Delay, Hall und Chorus. Einen Looper mit unbegrenzten Overdubs gibt es on top. Wie sich der E-4 in der Praxis schlägt, zeigt dieser Test.

Quick Facts

  • Auto Pitch, Harmony, Vocoder und Scatter können parallel genutzt werden
  • Vier justierbare Master-Effekte: Reverb, Echo, Delay und Chorus
  • Looper mit 24 Sekunden Aufnahmezeit, bpm-Erkennung und Undo/Redo
  • MIDI In/Out, Sync In/Out und USB-C für USB-Audio/MIDI und Strom
  • Lithium-Ionen-Akku für bis zu 3,5 h Betrieb

Verarbeitung, Haptik und technische Daten

Rolands E-4 kommt im selben Format, wie die übrigen Mitglieder der AIRA Compact Line und misst entsprechend 188 x 106 x 36,2 mm bei 290 g Gewicht. Das Kunststoffgehäuse ist für den Preis angemessen verarbeitet, wobei die magentafarbene Unterseite den wahrscheinlich edelsten Eindruck von Rolands neuem Mini-Gear macht. Die Bedienoberfläche des E-4 unterscheidet sich jedoch massiv von den anderen beiden Geräten: Statt Stiftpotis gibt es drei Fader und ein relativ großes Rad zur Handhabung des Scatter-Effekts.

Auch die Anzahl der Funktionstaster hält sich in Grenzen – es gibt nicht mal einen Shift Button. Doppel- und Dreifachbelegungen kennt der E-4 aber trotzdem, also unbedingt ins Manual schauen, um keine Funktionen zu übersehen. Insgesamt ist das haptische Arbeiten mit dem E-4 ziemlich gewöhnungsbedürftig, weil man mit stufenlosen Bedienelementen durch eindeutig gerasterte Funktionen und Menüs scrollen muss.

Die Anschlüsse sind dafür wieder stärker an der Verwandtschaft orientiert: Ein Power-Schalter, MIDI In und Out als Miniklinke sowie ein USB-C-Anschluss befinden sich auf der Rückseite. Auf der Gehäuseoberfläche gibt es Mix In und Out-Buchsen, um mehrere Instrumente aneinander zu koppeln, ohne ein separates Mischpult zu benötigen. Per USB wird der interne Akku des E-4 aufgeladen und es können sogar MIDI- und Audiosignale mit DAWs und Co. ausgetauscht werden.

Wie beim Rest der Compact-Reihe gilt das jedoch nur für Audio des E-4, externe Instrumente, die per Mix In/Out verbunden sind, werden nicht erkannt. XLR und Phantomspeisung sind leider Fehlanzeige, der Mikrofoneingang kommt im 6,35mm-Klinkenformat. Wer damit Probleme hat, kann via Mix Out auch ein Headset anschließen. Sync In und Out bilden eine brauchbare Alternative zu MIDI und runden die Anschlusssektion des E-4 ab. Im Lieferumfang des Voice Tweakers sind ein USB-C-Kabel sowie eine Schnellstartanleitung enthalten.

Roland E-4 Anschlüsse.

Mikrofoneingang und Preamp

Bei der geringen Größe des E-4 ist nachvollziehbar, dass Roland keine XLR-Buchse als Mikrofoneingang implementiert bekommen hat, stattdessen erfolgt der Anschluss per 6,35mm-Klinke. Das entsprechende Kabel von XLR-Female auf Klinke muss also separat erworben werden, aber dann kann so ziemlich jedes Mikrofon mit dem Voice Tweaker verbunden werden. Einzige Voraussetzung: Es muss dynamisch sein, denn wie oben erwähnt, gibt es keine Phantomspeisung.

Der integrierte Preamp ist mit etwa 30 dB Verstärkung auch nicht gerade mächtig und weist bei extremeren Gain Settings hörbares Rauschen auf. Dafür hat Roland ein Noise Gate eingebaut, das bei gehaltenem Harmony Button über das Reverb-Poti justiert werden kann. Hält man den Taster Auto Pitch gedrückt, steuert der Reverb-Regler ein Highpassfilter mit einer Reichweite von 10 bis 100 Hz.

Auto Pitch

Der erste der drei Haupteffekte des E-4 ist Auto Pitch und funktioniert als Autotune bzw. Pitch-Korrektur. Im Modus Fixed Pitch wird mittels Fader eine feste Tonhöhe eingestellt, auf die das Mikrofonsignal dann korrigiert wird. Weitere Optionen sind das Transponieren des ausgewählten Tons entweder eine oder zwei Oktaven tiefer bzw. eine Oktave höher. Das Ergebnis ist wegen der statischen Pitch-Korrektur ziemlich robotermäßig, aber nice to have. Der Autotune-Modus ist da abwechslungsreicher, weil er entweder gemäß der chromatischen Tonleiter oder auf Grundlage einer der 12 Dur- und Moll-Tonarten korrigiert.

Die Intensität des Effekts lässt sich von OFF bis 100 % einstellen, sodass von subtil unterstützend bis Cher alle Sounds möglich sind. Dazu muss lediglich der Auto-Pitch-Taster gehalten werden und der Formant Fader regelt dann die Intensität. Allerdings ist es recht mühselig, mit den leichtgängigen Fadern durch die verschiedenen Settings zu scrollen. Ein Bedienelement mit Rasterung wäre angenehmer.

Roland E-4 von oben.

Harmony

Im Harmony Setting werden dem Klang Harmoniestimmen hinzugefügt. Hier stehen wieder die Chromatische sowie die 12 Dur- und Molltonleitern zur Auswahl, aus denen dann mittels Formant Fader verschiedene Intervalle gelesen werden. So lassen sich bis zu drei zusätzliche Stimmen erzeugen, beispielsweise als Septakkord aus Terz, Quinte und Septime. Je nach vorausgewählter Tonart bestimmt der E-4, ob der gesungene Ton mit großen oder kleinen Terzen bzw. Septimen begleitet wird, sodass es schön diatonisch bleibt.

Dreiklänge sind ebenfalls möglich, genauso wie Oktaven und Quinten. Für den ultimativen Kitschfaktor kann auch nur die Terz harmonisiert werden. Die Digitalanzeige des E-4 zeigt die aktuelle Auswahl jedoch relativ kryptisch an – beim Septakkord steht beispielsweise nur “7th” im Display. Auch die Einstellungen des Harmony-Modus machen mittels stufenlosem Fader nur wenig Sinn, insbesondere wenn durch ein Menü mit zehn oder mehr Unterpunkten geblättert werden soll.

Vocoder

Der wahrscheinlich komplexeste Modus des E-4 ist der Vocoder. Dieser kommt mit zahlreichen Carrier-Wellenformen daher, darunter verschiedenste Sägezahn-, Rechteck- oder Pulswellen sowie diverse Rauscharten. Insgesamt stehen sage und schreibe 500 Carrier-Variationen zur Auswahl. Der Clou von Rolands kompaktem Voice Tweaker ist, dass sich die drei Haupteffekte simultan nutzen lassen. So kann der Vocoder zum Beispiel in Kombination mit dem Harmonizer verwendet und/oder via Auto Pitch auf eine feste Tonhöhe fixiert werden. So richtig vocodermäßig wirds jedoch erst, wenn im Menü des E-4 die Erkennung von MIDI-Noten aktiviert wird. Dann können über externe MIDI-Instrumente gespielte Noten und Pitch-Bend-Daten als Grundlage für die Pitch-Korrektur dienen. Der generelle Sound des E-4 ist zwar nicht mit einem TC-Helicon zu vergleichen, für das Preissegment ist er aber absolut brauchbar. Gleiches gilt für das Tracking.

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Looper

Der Looper von Rolands E-4 kann Loops mit einer Maximallänge von 24 Sekunden recorden und erlaubt unbegrenztes Overdubbing. Da dürfen Undo- und Redo-Funktionen natürlich nicht fehlen. Abgesehen vom manuellen Bestimmen der Loop-Länge via Rec- und Play-Taster gibt es sogar eine automatische BPM-Erkennung, die die Clock-Signale an Sync- und MIDI-Anschlüssen gemäß justierbarer Subdivision umrechnet. Das ist für komplexere Setups überlebenswichtig, weil manuelle Loops in Kombination mit anderen Sequenzern früher oder später aus dem Timing geraten.

Außerdem tröstet dieses Feature ein wenig über die fehlende Option hinweg, den Looper per Fußpedal zu bedienen. Ein Dry-/Wet-Regler fehlt ebenfalls, dafür können die aktuellen Einstellungen der drei Haupteffekte des E-4 im Looper aufgenommen werden. Insgesamt ist der Looper eine super Ergänzung, sei es für das Festhalten von Demos, zum Jammen oder als Performance Tool.

Scatter und FX

Um Abwechslung in die eher starren Loops zu bringen, gibt es noch einen Scatter-Effekt, der das Signal rhythmisch zerstückelt. Der Effekt greift auch auf das Live-Signal des Mikrofoneingangs zu, verschandelt den Sound aber schnell in die Unkenntlichkeit, sodass das parallele Singen ziemlich schwer wird. Der Regelweg des Scatter-Rads ist dreigeteilt und kann für jeden Slot einen von 19 verschiedenen Scatter-Typen abrufen. Erkennbar an der weißen Markierung, die das Wheel umgibt, steigert sich die Intensität des Effekts beim Regeln im Uhrzeigersinn.

Zu guter Letzt gibt es noch einen Reverb-Effekt, der im Signalweg hinter Looper und Scatter sitzt. Mittels zugehörigem Fader lässt sich die Intensität des Halls regeln, tiefergehende Settings gibt es leider nicht. Dafür kann der Reverb durch wahlweise Echo, Delay oder Chorus ausgetauscht werden. Echo kommt mit relativ kurzer Delay-Zeit daher, während der “richtige” Delay synchron zum aktuellen Tempo arbeitet. Trotz der wenigen Regelmöglichkeiten klingen die Effekte gut und sind eine schöne Erweiterung der ohnehin schon breiten Klangpalette des E-4.

Alternativen

Fazit

Wer viel mit der Stimme arbeitet, findet bei Rolands E-4 ein ultraportables und modernes Multieffektgerät, das nicht zuletzt dank des integrierten Akkus bestens für unterwegs geeignet ist. Als Class Compliant Device können sogar Tablets und Smartphones angeschlossen werden, um in den Genuss der Autotune-, Harmonizer- und Vocoder-Effekte zu kommen. Diese klingen auch absolut brauchbar und lassen sich per zusätzlich MIDI ansteuern, was den relativ ungenauen Fader-Workflow umgeht. Das größte Manko ist wahrscheinlich der relativ schwache Preamp, welcher mit maximal 30 dB Verstärkung eher für kraftvolle Stimmen geeignet ist. Die integrierten Hall-, Delay- und Chorus-Effekte sind die Kirsche auf der stimmverzerrenden Sahnetorte und eine schöne Ergänzung der Klangpalette des E-4. Dank des integrierten Loopers lassen sich außerdem komplexere Darbietungen realisieren, ohne weiteres Gear zu benötigen – egal ob Beatboxing oder Kanons. Insgesamt besetzt Rolands E-4 eine ziemlich spezielle Nische, bei Interesse also unbedingt auschecken!

Gesamtwertung:
3,5 von 5,0
Qualität:  
3,5 von 5,0
Klang:  
4,0 von 5,0
Preis-Leistung:  
4,5 von 5,0

Pro

Breite Auswahl an praktischen Effekten
Der integrierte Looper ist erstaunlich vielseitig

Kontra

Preamp hat zu wenig Gain
Schwammige Bedienung mit Fadern und Scutter-Rad
verschachtelte Menüführung

Preis:

162 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Roland.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit AIRA Compact , Autotune , E-4 , Harmonizer , Roland , Vocal-Effekt , vocoder

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