Guide: DJ-Mix Mastering – Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Guide: DJ-Mix Mastering – Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Workshops. 18. Juli 2021 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Carlotta Jacobi

DJ-Set Mastering: Nicht erst seit gestern gelten DJ-Mixe als “Visitenkarte” von Künstler:innen. Doch während Clubs schon seit über einem Jahr geschlossen sind, haben online veröffentlichte Mixe eine neue Relevanz erfahren: Sie stellen neben Livestreams eine Möglichkeit für DJs & Produzent:innen dar, in der Corona-Pandemie sichtbar zu bleiben. Auch ermöglichen sie es Nachwuchs-DJs, ihre ersten Schritte in die virtuelle Öffentlichkeit zu wagen. Dabei kann ein gelungenes Mastering den Hörgenuss deines Mixes maßgeblich steigern: Indem Lautstärkeunterschiede ausgeglichen und das Recording nachbearbeitet werden, klingt dein Mix insgesamt runder und aufgeräumter. In diesem Guide erklären wir, wie du deine DJ-Sets in einigen Schritten mastern und ihnen damit den letzten Schliff verpassen kannst.

Zugegeben, der Begriff “Mastering” mag zunächst ein bisschen einschüchternd klingen. Jedoch ist der hier beschriebene Vorgang um Längen einfacher und weniger anspruchsvoll als das Mastering einzelner Tracks. Der Grund: Die im Set gespielten Stücke sind in der Regel schon gemastert und klingen als Ausgangsmaterial an sich bereits gut.

Der Zugang zu einer normalerweise für den Mastering-Prozess notwendigen DAW (Digital Audio Workstation) ist für einige der Nachbearbeitungsschritte nicht zwingend notwendig: Bereits mit der kostenlosen Audio Software Audacity ist es nämlich möglich, die Lautstärken auf ein Level zu bringen und den Mix anschließend normalisiert zu exportieren.

Für eine weitere Nachbearbeitung deines Mixes mit Audio-Effekten und Plugins empfehlen wir dir dennoch eine DAW zu nutzen. Deshalb erklärt dir dieses Tutorial einige Mastering-Methoden anhand von Ableton.

Disclaimer: Selbstverständlich handelt es sich bei diesem Guide nicht um ein allgemeingültiges Rezept. Vielmehr soll er eine Orientierung bieten, die an das jeweilige Recording und deine persönlichen Vorlieben angepasst werden kann.

Weshalb DJ-Mixes (nicht) mastern?

Zunächst: Es gibt verschiedene Ansichten dazu, wie viel Nachbearbeitung nötig und überhaupt auch vertretbar ist. So haben einige Artists Bedenken dabei, in die künstlerische Arbeit anderer einzugreifen oder halten dies für unnötig, da die genutzten Tracks bereits gemastert sind und darum eigentlich keine Verbesserung benötigen sollten. Auch gibt es Künstler:innen, deren Mixing so ausgereift und on point ist, dass ihnen die Nachbearbeitung als zusätzlicher Arbeitsschritt überflüssig erscheint.

Andere DJs halten das Mastering hingegen für sinnvoll, um eventuelle Lautstärkeunterschiede auszugleichen oder ihrem Mix mehr Dynamik und “Wums” hinzufügen. Auch kann man mit gewissen Effekten einen eigenen Touch hinzufügen, der sich homogen durch das ganze Set zieht und die eigentlich unterschiedlich klingenden Tracks auf einen Nenner bringt.

Warum kann es sich also für dich lohnen, einen DJ-Mix zu mastern? Wenn dein Mix ein wenig unausgewogen klingt, kann das mehrere Gründe haben: Zunächst können Unterschiede in der Lautstärke dadurch entstehen, dass Tracks verschieden gemastert und unterschiedlich dynamisch sind. Ein weiterer Grund kann sein, dass du die Tracks beim Mixing nicht auf die gleiche Lautstärke gepegelt hast.

Darüber hinaus können bei Übergängen unangenehme Überlappungen von Frequenzbereichen zu Clippings bzw. Übersteuerung führen. Mithilfe des Masterings kannst du diese Unterschiede ausgleichen, sodass ein homogener Sound über den ganzen Mix entsteht.

Das Recording

Bevor es ans DJ-Set Mastering geht, empfiehlt es sich, einen möglichst sauberen Mix ohne Störsignale (wie z. B. das Rauschen des Mixers) aufzunehmen. Behalte beim Mixing die verschiedenen Lautstärken der Tracks im Blick und gleiche diese bei Übergängen gegebenenfalls an. Versuche außerdem darauf zu achten, dass sich die Frequenzbereiche der Tracks nicht zu sehr überlappen, sodass es zu Signalübersteuerungen kommt.

Lasse bei der Aufnahme am besten noch einen Headroom von mindestens -6 db, damit du später noch etwas Platz zur Nachbereitung hast. Sprich: Nimm den Mix lieber zu leise auf als zu laut – dies kannst du im Anschluss einfach ausgleichen. Ausführliche Informationen, wie du einen DJ-Mix sauber aufnimmst, erhältst du in diesem Guide.

Import in die DAW

Sobald du zufrieden mit deinem Mix bist, kannst du ihn für das DJ-Set Mastering in dein Audiobearbeitungsprogramm oder deine DAW importieren. Bei Ableton empfiehlt es sich, den Clip in die Arrangement-Ansicht zu ziehen, da du auf diese Weise mögliche Lautstärkesprünge einfach erkennen kannst. Achte darauf, dass die Audio-Datei nicht gewarped ist.

Tipp: Ziehe den Mix doppelt in die DAW. In der ersten Spur bleibt der unangetastete Original-Mix, die zweite Spur ist die Mastering-Spur, in der alle Änderungen vorgenommen werden. So kannst du während des gesamten Prozesses immer wieder abgleichen, wie die Nachbearbeitungsmaßnahmen im Vergleich zum Original klingen, und ob eine weitere Modifikation der Effekt-Einstellungen nötig ist. Dieses Verfahren nennt sich A/B-Vergleich. Wichtig ist dabei, dass du die Spuren so einstellst, dass sie gleich laut klingen, da für das menschliche Gehör lautere Musik erst einmal besser klingt.

DJ-Set Mastering: Den Mix importieren.

Anpassen der Lautstärken

Gehe den Mix nun Track für Track durch und höre genau hin: Welche Stellen sind im Vergleich zum Rest besonders leise bzw. laut? Wirken einige Stellen mehr oder weniger dynamisch? Helfen können dir dabei ein Blick auf das visuelle Schwingungsbild und die Lautstärkepegel. Diese Stellen kannst du dann vorsichtig angleichen, indem du das Volumen an den entsprechenden Stellen mithilfe einer Volume-Automation hoch- oder runterregelst.

Aber Achtung: Wer es hier mit drastischen Änderungen übertreibt, läuft Gefahr, Sounds zu verzerren. Die Daumenregel lautet also, den leisesten und den lautesten Track auf ein Level zu bringen, sodass sich diese in der Mitte treffen. Wäre ein Track beispielsweise bei -3 dB und einer bei +3 dB, würde man sie beide auf 0 dB bringen.

DJ-Set Mastering: Lautstärke anpassen.

Für einige ist das DJ-Set Mastering bereits mit diesem Lautstärkenausgleich beendet. Du kannst ihn nun mithilfe des Audiobearbeitungsprogramms normalisieren, ohne dabei zu übersteuern. Beim Normalisieren wird die Amplitude gleichmäßig angehoben und die maximale Lautstärke erreicht. Wer das Set noch weiter modifizieren möchte, kann nun die folgenden Schritte vornehmen:

Equalizing & Filtering

Mithilfe eines Equalizers kannst du das Eingangssignal ändern, indem du verschiedene Ton-Frequenzen wegschneidest oder wahlweise hervorhebst. Hierfür gibt es verschiedene Filter, mit denen du arbeiten kannst:

Mit einem Low-Cut-Filter kannst du nicht hörbare Frequenzen im unteren Frequenzbereich wegschneiden. Dadurch wirkt der Mix aufgeräumter und du schaffst Platz, um etwa die Kickdrum zusätzlich zu betonen. Bei meinem Test-Mix habe ich mit dem FabFilter Pro-Q 2 gearbeitet, ein DAW-interner EQ (bei Ableton z. B. EQ Eight) bietet sich aber ebenfalls an. Dafür habe ich einen 48 dB/Oktave Low-Cut genutzt und bei 10-15 Herz eingesetzt. Falls du mit dem Low-Cut-Filter einige Bass-Frequenzen weggeschnitten hast, kannst du mit einem Bell-Curve-Filter die Kick-Drum bei 50-60 Herz um 1-2 dB erhöhen. So wirkt dein Mix kraftvoller.

Wenn du die oberen Frequenzen zusätzlich betonen möchtest, versuche die Frequenzen im 6000-7000 Hz Bereich mit einem Bell-Curve-Filter leicht hervorzuheben. Ob diese Schritte nötig sind, hängt allerdings stark von deinem Mix und deinem Geschmack ab. Wenn deine High-End-Frequenzen im gesamten Mix ohnehin schon sehr dominant sind, empfiehlt es sich allerdings, diese mit einem High-Shelf eher leicht abzusenken. Sei dir beim EQing bewusst, dass du dabei wichtige Frequenzen wegschneiden kannst und der Mix dadurch eventuell stumpf und flach klingt. Hier kommt dir der A/B-Vergleich beim DJ-Set Mastering wieder entgegen.

Wer ein sehr gründliches Mastering des Mixes vornehmen möchte, oder den Eindruck hat, dass die Tracks fehlerhaft oder noch gar nicht gemastert wurden, kann so mit dieser EQ-Modulation einzelne Tracks (re-)equalizen. Wie auch schon bei den Lautstärken ist es natürlich auch beim EQing und Filtering möglich, über die Automationsfunktionen der DAW diese Nachbesserungen auf die jeweiligen Tracks individuell anzupassen.

Besonders bei Pre-Masters ist es sinnvoll, nochmal genauer vorzugehen und darin aufzuräumen, indem du störende Frequenzen rausfilterst. Dies setzt allerdings umfassendes Wissen über EQing und Frequenzbereiche voraus, und kommt daher nicht für jede:n infrage. Für eine erste Orientierung kann dieser Eintrag hilfreich sein.

Kompression

Ein Kompressor verringert beim DJ-Set Mastering den Dynamikumfang des Audiomaterials. Dabei werden die lauten und die leisen Stellen komprimiert (also sozusagen zusammengedrückt). Dadurch klingt der Mix im allgemeinen “fetter”. Die Anwendung eines Kompressors bietet sich darüber hinaus an, wenn du ungemasterte Tracks in deinem Mix spielst. Diese wirken möglicherweise im Vergleich zur restlichen Musik weniger dynamisch und laut. Der Kompressor trägt dann dazu bei, dass der Lautstärkeeindruck insgesamt erhöht wird.

Wer sich für die Nutzung eines Kompressors entscheidet, sollte mit einer langen Attack- und Release-Zeit arbeiten. Auch ist es hilfreich, RMS-Kompression statt peak-basierte Kompression einzusetzen, wie der zertifizierte Ableton Trainer Fanu Samuari empfiehlt. Im RMS-Modus reagiert der Kompressor auf den Durchschnittspegel und weniger auf einzelne Pegelspitzen. So greift die RMS-Kompression weniger offensichtlich in die Dynamik eines Tracks ein.

Dies ist sinnvoll, da gemasterte Tracks oftmals schon mit einem Kompressor bearbeitet wurden. Insofern sollte bei der Nutzung eines Kompressors darauf geachtet werden, dass dieser nicht zu sehr in die bestehende Dynamik der Tracks eingreift, sondern diese unterstützt (es sei denn, der Effekt ist gewollt).

Für meinen Test-Mix habe ich sowohl mit dem FabFilter Pro-C 2 als auch mit dem Ableton Compressor experimentiert. Bei ersterem habe ich als Style “Mastering” ausgewählt, den Threshold bei ca. -18 dB eingestellt, die Ratio betrug 4:1, die Attack 77 ms und der Release 787 ms. Bei zweiterem habe ich den RMS-Modus genutzt; die Ratio lag ebenfalls bei 4:1, der Threshold bei -9 dB, die Attack-Zeit 21,5 ms und die Release-Zeit bei 1 Sekunde. Jedoch ist es nicht empfehlenswert, die Einstellungen genau so zu übernehmen, da der Threshold von der Eingangslautstärke deines Mixes abhängig ist. Insofern sollten die Einstellungen individuell angepasst werden.

Limiter

Mithilfe von Limitern kann die Lautstärke eines Tracks erhöht werden, indem Signalspitzen (die durch Fehlgeräusche und Übersteuerungen zustandekommen) abgeschnitten bzw. gesenkt werden. Die Funktion eines Limiters ähnelt somit der Funktion eines Kompressors. Idealerweise ist der Limiter so subtil eingestellt, dass die Transienten nicht verzogen oder hart abgeschnitten werden. Ein dezenter Einsatz von Limitern ist außerdem empfehlenswert, weil Dateien beim Upload noch weiter komprimiert und verzerrt werden. Den Ableton Limiter würde ich für Mastering-Zwecke nicht empfehlen, da er die Transienten ggf. zermatscht.

Eine Alternative stellt der FabFilter Pro-L 2 dar. Hier habe ich bei Style “transparent” eingestellt sowie Lookahead 1.74 ms, Attack ca. 2000 ms, Release ca. 500 ms (Richtlinie: längere Attack, kürzeres Release), Oversampling 4x, und in meinem Fall +4 dB Gain. Auch hier gilt, dass sie spezifischen Einstellungen sehr von deinem Audiomaterial abhängig sind. Dies gilt besonders für den Gain-Wert.

Tipp: Limiter werden am besten am Ende einer Effektkette platziert.

Mastering EQ

Wer den Mix mit wenig Aufwand “aufpumpen” möchte, kann Mastering-Effekte wie den Glue Compressor “Mastering – Add Sustain” von Ableton nutzen. Darüber hinaus kann es hilfreich sein, sich an Presets zu orientieren, wenn man mit den Plugin-Einstellungen unsicher ist.

Zusatz-Tipps

Die Grundschritte des Masterings sind nun – bis auf das Normalisieren und Exportieren – abgeschlossen. Darüber hinaus gibt es noch weitere Möglichkeiten, gezielt Einfluss auf die Klangfarbe des Mixes Einfluss zu nehmen. So kann man etwa mit einem subtilen Reverb auf die gesamte Länge des Mixes experimentieren. Der Effekt kann dann dazu beitragen, Kohärenz zwischen den Tracks zu schaffen.

Auch könnte man, sofern es stilistisch erwünscht ist, die Höhen leicht mit einer Distortion bearbeiten, sodass diese schärfer klingen. Weitere Möglichkeiten bieten Tape VSTs, um den Sound wärmer zu machen, oder LoFi Plugins für einen besonderen “Flavour” bzw. Atmosphäre.

A/B-Vergleich und Exportieren

Bevor der Mix schlussendlich normalisiert und exportiert wird, würde ich empfehlen, einen letzten A/B-Vergleich zwischen dem Original und der gemasterten Version zu machen. Falls zusätzliche Verzerrungen hinzugekommen sind und der Mix “kaputt” klingt, können die einzelnen Plugins an- und ausgeschaltet werden und so überprüft werden, wo die Fehlerquelle liegt. Kleine Veränderungen der Einstellungen können hier schon ausschlaggebend sein. Wenn die neue, überarbeitete Version besser klingt, ist der Prozess abgeschlossen.
Fazit

Die Nachbearbeitung eines DJ-Mixes lohnt sich und ist wesentlich einfacher als das Mastering eines einzelnen Tracks. Mithilfe weniger Schritte lassen sich durch das Anpassen der Lautstärken, durch Equalizing, Compression, Limiting und optionalen Zusatz-Effekten Mixes so bearbeiten, dass sie runder und satter klingen. Hinsichtlich der spezifischen Settings ist individuelles Experimentieren und genaues Hinhören geboten. Auch kann es für Anfänger:innen helfen, sich mit den spezifischen Plugins näher auseinanderzusetzen.

Bei der Entscheidung, welche Effekte wie intensiv eingesetzt werden, handelt es sich einerseits um eine Geschmacksfrage. Andererseits ist es bei all diesen Mastering-Maßnahmen wichtig, darauf zu achten, dass der Mix nicht unnötig mit Effekten überladen wird und am Ende kaputt klingt. Oder wie es Chris Liebing in seinem Tutorial formuliert: "Everything affects everything a little bit, so just keep that in mind".

Veröffentlicht in Workshops und getaggt mit DJ MIx , DJ-Set , Mastering , Mastering EQ

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