Test: Elektron Analog Rytm MK II / Drum-Synthesizer

Test: Elektron Analog Rytm MK II / Drum-Synthesizer

Tests. 15. September 2022 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Der Analog Rytm ist ein achtstimmiger, analoger Drum Synthesizer mit Sampling-Funktion und gilt als eine der besten Drummachines des oberen Preissegments. Gut sieben Jahre nach Erscheinen des ersten Rytm geht der schwedische Trommelschlumpf jetzt in die zweite Auflage. Bei der Überarbeitung haben Elektron vor allem auf die Optimierung des Layouts und der Bedienbarkeit geachtet, was sich bereits beim Anblick des neuen Designs erahnen lässt. Was sich sonst geändert hat und für wen sich das Upgrade lohnt, zeigt dieser Test

Verarbeitung

Im Vergleich zum alten Analog Rytm ist die MK-II-Version mit Abmaßen von 385 x 225 x 82 mm und 2,5 kg Gewicht ein wenig gewachsen. Das mag unter anderem an den neuen und größeren Triggerpads liegen, aber auch die horizontal angeordneten 16 Step-Taster im Digitakt-Stil beanspruchen jetzt mehr Real Estate auf der Gehäuseoberfläche. Dafür bleibt am Ende mehr Platz für die Finger und die beleuchteten Angaben an den charmanten Klappertasten fördern die Orientierung. Ähnlich wie die Step- und Funktionstaster wurden auch die Endlos-Encoder auf den neuesten Elektron-Stand gebracht und sind jetzt baugleich zu Digitone und Co.

Selbiges gilt für das 168 x 64 Pixel große OLED-Display, welches seit MK II auf die Elektron-typische, farblich invertierte Darstellung setzt. Ob davon eher das Spielgefühl oder die Corporate Identity der Schweden profitiert, ist jedoch schwer zu trennen. Insgesamt ist die Verarbeitung des Analog Rytm MK II jedoch überzeugend stabil und einladend gehalten. Als Wermutstropfen sei jedoch erwähnt, dass die MK-II-Version aufgrund des gefalteten Alugehäuses nicht mehr so leicht ins Rack verbaut werden kann.

Anschlüsse und technische Daten

Die meisten Anschlüsse des Elektron Analog Rytm MK II sind im 6,35mm-Klinkenformat gehalten und befinden sich auf der Rückseite des Geräts. Für den Master als Stereosumme gibt es zwei Ausgänge (links und rechts) sowie einen Headphone-Out. Die acht einzelnen Stimmen des Rytm besitzen mittlerweile jeweils eigene Buchsen zur Signalweitergabe, während beim Vorgängermodell noch zwei Sounds pro Ausgang via Y-Kabel abgegriffen werden mussten. Wer mit der internen Klangregelung des Rytm anderes Gear veredeln will, nutzt dazu die beiden External Ins, neu bei MK II sind die beiden Audio Ins zum Samplen – dazu später mehr.

Zwei CV-Ins für Expression Pedale und Co. runden die Klinkenbuchsenbatterie ab. Fehlen nur noch MIDI In/Out/Thru nach DIN-Norm, USB-B-Stecker, der 12 Volt DC-In und ein Power-Knopf. Intern arbeitet Elektrons Analog Rytm MK II mit 48 kHz, 24-bit DA/AD-Konvertern und Flash-EEPROM upgradable OS. Im Lieferumfang des Rytm MK II befinden sich außerdem ein Quickstart Guide samt Elektron-Sticker, das passende Netzteil und ein schickes USB-Kabel.

Anschlüsse des Analog Rytm.

Sound

Beim Öffnen eines neuen Projekts lädt der Analog Rytm MK II per Default folgende zwölf Sounds: Kick, Snare, Rimshot und Clap, Open und Closed Hats, Cowbell und Cymbal sowie vier Toms. Zwölf verschiedene Klänge, aber nur acht Stimmen im Analog Rytm? Das geht, weil nur vier der Sounds eine Stimme für sich haben, die restlichen vier Stimmen arbeiten in Zweiergruppen, wobei sich die gruppierten Sounds gegenseitig choken. Der analoge Charme des Rytm MK II besticht mit druckvollen Bässen, luftigen Höhen und ordentlich Biss – besonders unter Zuhilfenahme der ebenfalls analogen Distortion- und Compressor-Effekte.

Außerdem stehen für die verschiedenen Drum-Elemente gleich mehrere Maschinen mit unterschiedlichem Klangcharakter zur Auswahl. Wichtige Sounds – z. B. die Kick – liefern bis zu sechs Optionen, für die Toms gibt’s beispielsweise nur „Classic“. Ein Noise- und ein Impulsgenerator stehen für alle Stimmen zur Verfügung. Der neue Dual VCO (eine der Maschinen für Kick und Snare) bringt Farbe in die Drumpatterns und gilt sogar für MK-I-Besitzende als Kaufgrund für Analog Rytm MK II.

Workflow

Ausgehend von diesen Grund-Sounds passiert der Großteil der Einstellungen über die acht Endlos-Encoder oben rechts auf dem Instrument. Je nach aktivem Menü, welches über die Funktionstaster unterhalb der Encoder ausgewählt wird, erfüllen die Drehregler andere Funktionen. Trotz Doppelbelegung der Menüknöpfe und insgesamt über 100 Parameter dürften gerade Elektron-Profis schnell mit dem Workflow des Analog Rytm zurechtkommen. Aber auch, wer es noch nie mit einem Instrument der Schweden zu tun hatte, kommt klar: Für den richtigen Überblick sorgt das Display, das die regelbaren Parameter passend zur Anordnung der Encoder anzeigt.

Die invertierte Farbdarstellung ist dabei tatsächlich angenehmer zu lesen als das grelle Weiß der alten Version. Zwischen all den Menüpunkten verdient das Multimode Filter besondere Erwähnung, da es ebenfalls komplett analog arbeitet. Das heißt im Analog Rytm MK II gibt es sieben Filtermodelle von diversen Lowpass-, Bandpass- sowie Highpasstypen bis hin zu Peak- und Bandstopfilter, und alles analog – Wow! So richtig zum Leben erwecken lassen sich die Tracks über den differenzierten LFO, der die Parameter aus den Bereichen Source, Sample, Filter und Amp steuern kann.

Sequencing

Über die Record-Taste gelangt man in den Stepsequencer-Modus und kann in üblicher Manier mittels 16 Stepbuttons Patterns und Beats erstellen. Die Eingabe in Echtzeit ist mittels Live-Recording-Modus und optionalem Quantize-Feature ebenfalls möglich. Jeder Track kann seine eigene Pattern-Länge zugewiesen bekommen, wobei die Maximallänge 64 Steps beträgt. Das ermöglicht herrlich polyphone Patterns und hält die Loops länger interessant. Der „Elektron Way“ des Sequencing zeigt sich aber vor allem bei den Parameter- und Trigless Locks. Dabei handelt sich um die Möglichkeit, sämtliche Sound-Einstellungen des Analog Rytm MK II auf einzelne Trigs bzw. Zählzeiten zu programmieren.

Dazu wird einfach der passende Step Button gedrückt gehalten und die entsprechenden Einstellungen an den Encodern vorgenommen. Für fließendere Automationen können Potifahrten auch in Echtzeit aufgenommen werden. Unterm Strich gilt das Sequencing-Modell der Schweden nach wie vor als eines der raffiniertesten und effizientesten des Marktes und bildet zusammen mit der analogen Klangerzeugung des Rytm ein überaus starkes Team.

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Mehr Informationen

Sampling

Apropos analog: Wer sich an den synthetisierten Sounds des Rytm satt gehört oder einfach Lust auf Abwechslung hat, freut sich über die neue Sample-Kompatibilität. Von Werk ist das Instrument mit über 100 Samples ausgestattet, darunter vornehmlich Schlagzeug- und Percussion-Klänge aber auch Sound Effects und Synth Hits. Weitere Samples können per USB geladen oder direkt über die neuen Audioeingänge aufgenommen werden – der +Drive des Analog Rytm umfasst 1 GB Speicherplatz. Praktisch ist auch die Möglichkeit, Sounds des Rytm intern zu resamplen, was CPU und Send-Effekte einspart.

Auch wenn die neu implementierten Sampling-Funktionen zu den Highlights der MK-II-Version gelten, kann hier eigentlich nur von einer Grundausstattung die Rede sein. Beispielsweise ist es nicht möglich, in die Wellenformansicht zu zoomen, was genaues Arbeiten besonders bei längeren Samples erschwert. Die zahlreichen Crop- und Wiedergabefunktionen machen dafür reichlich Spaß. Gerade die Loop-Option hat es in sich und lädt zur Granularsynthese ein.

Fazit

Der Analog Rytm von Elektron ist wahrscheinlich der fortschrittlichste Drum Synthesizer dieser Tage. Die Neuauflage MK II behält das Erfolgsrezept aus analoger Klangerzeugung und genialem Stepsequencer bei und besticht besonders mit seinen neuen Sampling-Funktionen. Die überarbeiteten Triggerpads sind zwar auch als klares Upgrade im Vergleich zum Rytm MK I zu sehen, reagieren im Vergleich zu Maschine Plus und Co. aber relativ ungenau. Die Performance-Features auf der linken Seite des Instruments wurden nur in der Anordnung der Funktionstaster verändert und funktionieren streng genommen identisch zur alten Version. Zusammen mit dem neuen Dual VCO macht beispielsweise der Chromatic Mode aber mehr Spaß und insgesamt ist der Workflow jetzt einfach stimmiger. Ob das am Ende reicht, um den hohen Preis zu rechtfertigen, ist schwer zu sagen. Wer schon den alten Analog Rytm besitzt, sollte wahrscheinlich noch warten, bis Overbridge läuft und der Preis etwas gesunken ist. Wer das Geld und Lust auf eine hochwertige, analoge Drummachine mit inspirierendem Sequencer und grundlegenden Sampling-Funktionen hat, darf natürlich jetzt schon zuschlagen.

Pro

Fetter, analoger Sound
Filter, Distortion und Compressor ebenfalls analog
Genialer Elektron Sequenzer
Sampling-Features

Kontra

Triggerpads zu ungenau
Nicht mehr Rack-kompatibel

Preis:

1729,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Elektron.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Analog Rytm MK II , Drum Machine , Drumsynthesizer , Elektron , Sampler , sequenzer , Test

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