Test: Roland T-8 / Mini-Drummachine mit FX und Basssynth

Test: Roland T-8 / Mini-Drummachine mit FX und Basssynth

Tests. 12. August 2023 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Rolands AIRA Compact Serie macht die legendären Sounds des japanischen Herstellers für kleine Geldbeutel, Studios und Performance-Setups verfügbar. Im Miniaturformat á la Korg Volca hat die Drum Machine T-8 erstaunlich viele Features im Gepäck: Percussion Sounds im Stile von TR-808 und Co., einen Basssynthesizer in Anlehnung an TB-303 sowie Delay-, Reverb-, Overdrive- und Sidechain-Effekte. Passend zum portablen Formfaktor gibt es noch einen integrierten Akku dazu und dank MIDI, Sync-, USB- und Audiokonnektivität kann auch externes Gear am Outdoorjam teilhaben. Wir haben den vielversprechenden Roland T-8 getestet..

Quick Facts

  • 6 Drum Parts im Stil von TR-606, TR-808 und TR-909
  • TB-303 Bass Part mit Cutoff, Resonanz und Envelope Modulation
  • 32 Stepsequencer mit Accent, Probability, Sub Step und Velocity
  • Speicherplatz für 64 Patterns, Fills, Pattern Shift und Reload
  • Lithium-Ionen-Akku für bis zu 3,5 h Betrieb

Verarbeitung, Haptik und technische Daten

Compact heißt bei Roland 188 × 106 × 36 mm Produktmaße und ein Gewicht von 310 g. Das Gehäuse des T-8 ist komplett aus Kunststoff, wirkt ausreichend stabil, ist spaltfrei verarbeitet und sieht mit der Farbkombi aus Orange und Schwarz schick aus. Nicht nur der Formfaktor der kleinen Drum Machine erinnert an die Volca-Serie, auch bei den 17 Stiftpotis werden Erinnerungen wach: Hier ist buchstäblich Fingerspitzengefühl gefragt, doch am Ende geht der haptische Kompromiss angesichts der Größe und des Preises des Instruments auf. Als Ergänzung befindet sich oben links eine vierstellige Digitalanzeige im Radiowecker-Look mit zugehörigen Endlos-Encoder. Dieser hilft bei der Navigation durchs Menü, muss jedoch ohne Push-Funktion auskommen.

Die vielen Funktions- und Step-Taster sind aus Gummi und mit einer vorwiegend orangen Hintergrundbeleuchtung versehen. Damit lässt sich definitiv besser arbeiten als mit Korgs Touchstrips und wieder ist der einzige Kritikpunkt die nachvollziehbar geringe Größe. Auf der Rückseite der T-8 befinden sich ein Power-Schalter, MIDI-In und -Out als Miniklinke sowie ein USB-C-Anschluss. Per USB lädt man den internen Akku der Drum Machine auf und es können sogar MIDI- und Audiosignale mit DAWs und Co. ausgetauscht werden. Die MIX-In und -Out-Buchsen auf der Gehäuseoberfläche sind davon jedoch ausgeschlossen, eignen sich ansonsten jedoch hervorragend, um mehrere Instrumente zu koppeln. SYNC-In und -Out runden das Anschlussarsenal der T-8 ab.

Die Drum-Parts: Kick und Snare

Das Beat-Baustein-Arsenal von Rolands T-8 besteht aus 6 Drum Parts: Bassdrum, Snare, Clap und Tom sowie Closed und Open Hihats. Es gibt leider keine Möglichkeit, Samples in die Drum Machine zu laden oder sonst irgendwie an andere Grundsounds zu kommen. Alle Parts kommen mit eigenem Lautstärkeregler, ansonsten gibt es in puncto Sounddesign relativ unterschiedliche Möglichkeiten. Bei Bassdrum und Snare gibt es ein Tune-Poti, das mittels extra Button auch genutzt werden kann, um den Decay des Sounds zu steuern. Die Bassdrum klingt sehr nach 909 und erlaubt außerdem, den Attack-Anteil zu regeln. Der zugehörige Parameter befindet sich jedoch im Menü der T-8, welches mittels Shift und Step-Taster 15 erreicht wird. Weil sich in diesem Menü aber über 40 Optionen befinden, kann es eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, bis der gewünschte Wert gefunden wurde.

Roland T-8 von oben.

Hinzu kommt, dass die Digitalanzeige der kompakten Drum Machine nur Platz für 4 Zeichen hat und die vielen Menüpunkte mit weitestgehend kryptischen Abkürzungen betitelt sind. Wer hier schnell zurechtkommen will, muss entweder das Manual griffbereit haben, oder erstmal Vokabeln lernen. Der Snappy-Parameter der Snare Drum wurde von Roland ebenfalls ins Menü verfrachtet und erlaubt die Steuerung des Rauschanteils. Als Vorbild für den Snare Sound galt wahrscheinlich die TR-606.

Die Drum-Parts: Clap, Toms und Hihats

Die Clap und Tom Parts teilen sich einen Volume-Regler. Um die Lautstärken unterschiedlich zu mixen, muss erneut ins Menü abgetaucht werden, wo für jeden Drum Part ein eigener Gain-Parameter untergebracht ist. Die Tom- und Clap-Parts klingen wieder nach 808 und genau wie beim Original lässt sich auch die Tom der T-8 wahlweise als Conga verwenden. Beim Clap stehen sogar zwei weitere Sounds zur Auswahl: ein zur Haupt-Tom passendes High sowie ein Noise Tom. Alle Toms können mittels Color-Wert noch das Verhältnis des Rauschanteils regeln. Das Ganze passiert natürlich – you guessed it — im Menü.

Was die Hands-on-Kontrolle angeht, können Toms bzw. Clap mittels dediziertem Tune-Poti gesteuert werden. Die Hihats sind in Sachen Funktionsumfang deutlich überschaubarer und teilen sich die Volume und Decay Controls. Closed Hats choken wie üblich die Open Hats und das Decay der offenen Hihats kann sich via Menüpunkt dynamisch zum eingestellten Tempo verhalten. Techno Fans werden hier wahrscheinlich die 909 Hats oder auch ein Ride-Becken vermissen. Was Cymbals angeht, kommt TR-8 nämlich nur mit den 606-Style Hihats im Gepäck. Abgesehen von den bisher geschilderten Klangfärbungsoptionen gibt es noch für jeden Drum Part einen eigenen Pan-Parameter, um die Sounds im Stereobild zu verteilen.

Der Basssynthesizer

Wo die meisten ausgewachsenen Drum Machines schon aufhören, nämlich bei der Auswahl an Drums, mit denen der Sequenzer bestückt wird, fängt Rolands T-8 quasi erst an und liefert einen umfassenden Basssynthesizer als Ergänzung zu den Trommelsounds. Der Synth ist mit sechs eigenen Potis das cleverste Element der kleinen Drum Machine, zumindest was die Hands-on-Kontrolle betrifft. Abgesehen vom obligatorischen Level Knob gibt es noch Steuerelemente für Tuning und Decay sowie Cutoff, Resonanz und Envelope Modulation für das integrierte Lowpassfilter. Im Hauptmenü der T-8 kann der Synth von Sägezahn auf Rechteckwelle geswitcht werden und über den Sequenzer lassen sich noch Akzente und Glides realisieren. Sound und Workflow erinnern stark an Rolands TB-303, sodass sich der Bass der T-8 ideal für zwitschernde Acid Lines eignet. Der Synth ist monophon und klanglich absolut überzeugend – Rolands ACB-Technology sei Dank.

Anschlüsse des T-8.

Die Effekte: Delay und Reverb

Beim Blick auf die Bedienoberfläche der T-8 lässt sich anhand der Potis für Delay und Reverb erahnen, dass Rolands wahrscheinlich kleinste Drum Machine mit Hall- und Echo-Effekten ausgestattet ist. Der Drehregler für den Delay steuert gleichzeitig die Lautstärke und die Anzahl der Wiederholungen bzw. das Feedback. Mittels Shift-Kombination lässt sich aber auch die Delay-Zeit regeln. Im Hauptmenü gibt es noch eine Sync-Funktion, die Zugriff auf stolze 16 Subdivisions bietet, von ganzen Noten bis zu 32teln inklusive triolischer und punktierter Varianten. Ferner kann hier das Routing eingestellt bzw. der Delay an den Reverb gesendet werden.

Optionen zur Filterung der Echo-Fahnen gibt es nicht, dafür macht der Effekt ein breites Stereofeld im Ping-Pong-Style. Beim Hall können Lautstärke und Reverb Time gesteuert werden, wobei die zweite Funktion wieder per Shift-Kombi zu erreichen ist. Ansonsten gibt es hier nicht viel zu erzählen. Beide Effekte verfügen über ein eigenes Untermenü, über das sich die jeweiligen Send-Level für die verschiedenen Parts einstellen lassen, sodass nicht alle Tracks gleich stark effektiert werden müssen. Das birgt reichlich kreatives Potenzial und verhindert, dass die Patterns und Beats zu schnell im Sound-Matsch versinken. Was den Klang betrifft, sind die Effekte eine solide Bereicherung des Arsenals oder anders formuliert: Roland FX klingen auch billig ziemlich gut.

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Die Effekte: Sidechain und Overdrive

Im vielfach erwähnten Hauptmenü befinden sich sogar noch zwei weitere Effekte: Overdrive und Sidechain Compression. Letztere eignet sich hervorragend für den klassischen Pump-Effekt und hilft dabei, dass sich Kick- und Bassfrequenzen nicht in die Quere kommen. Es kann jedoch jeder Drum Part als Trigger herhalten und abgesehen von den Drum und Basstracks der T-8 können auch die Send-Effekte und USB-Audio als Ziel ausgewählt werden. Hinzu kommen Regelmöglichkeiten für Depth und Time, was die Sidechain-Kompression erstaunlich vielseitig macht.

Abgerundet wird das FX-Arsenal durch einen Overdrive, dessen Gain-Regler für alle Parts gleichermaßen gilt. Wie bei Delay und Reverb kann aber pro Track entschieden werden, ob die Drive überhaupt greift und es gibt einen Send-mäßigen Overdrive-Level. Roland haben natürlich sämtliche Parameter für Sidechain und Overdrive ins Hauptmenü gequetscht. Besonders für die Kick ist der Overdrive jedoch eine willkommene Ergänzung. Von leicht angecruncht bis Borderline unbrauchbar ist alles dabei und für eine digitale Verzerrung ist der Sound sehr gelungen. Generell ist die doch recht breite Ausstattung an Effekten total praktisch, weil ohne separate Ausgänge für die einzelnen Tracks nur schwer mit Outboard Gear gearbeitet werden kann.

Der Sequenzer

Mit Rolands T-8 können Sequenzen mit einer Maximallänge von 32 Steps programmiert werden. Abgesehen von der Obergrenze können die Patterns beliebig lang sein und für den Basssynthesizer lässt sich sogar eine eigene Schrittzahl einstellen – für hypnotische Polyrhythmen ein absolutes Muss in jeder Drum Machine! Standardmäßig repräsentieren die Schritte 16tel-Noten, es können aber auch 32tel oder 16tel- und 8tel-Triolen ausgewählt werden. Angesichts der relativ knappen Limitierung auf 32 Steps wären größere Subdivisions wie Achtel- oder Viertelnoten praktisch gewesen, um weniger ausgefuchste, aber dafür längere Patterns erzeugen zu können. T-8 hat Speicherplatz für 64 Patterns, organisiert in vier Bänken je 16 Sequenzen.

Bass und Drum Patterns werden als Set abgespeichert bzw. abgerufen. Wird bei laufender Sequenz ein neues Pattern ausgewählt, spielt T-8 automatisch die nächste Sequenz, sobald das aktuelle Pattern seinen Durchlauf vollzogen hat. Bei oben erwähnten Polyrhythmen zwischen Percussion und Synth kann das schnell zu ungewollten Ergebnissen führen. Ist das Bass Pattern beispielsweise nur sieben Schritte lang, würde die neue Basssequenz sozusagen zu früh starten. Via Pattern Sync lässt sich zum Glück einstellen, dass der Bass auf den Durchlauf der Drumsequenz wartet, bevor gewechselt wird. Eine weitere Option der Pattern Sync ist, dass sich die Basssequenz mit jedem Neuanfang des Drum Patterns resettet.

Realtime Recording vs. Lauflichtprogrammierung

Wie bei den meisten Drum Machines geschieht die Noteneingabe bei der T-8 entweder über Echtzeitspiel oder Lauflichtprogrammierung. Letztere funktioniert, indem zunächst das gewünschte Instrument ausgewählt wird, welches sich dann auf die 16 Step-Taster verteilen lässt. Bei längeren Patterns wird mittels Shift und Step 5 oder 6 zwischen den Takten gewechselt. Die Step-Programmierung des Synthesizers ist etwas komplexer, weil abgesehen von Trigs auch die Notenhöhe eingestellt werden muss. Der Standard-Pitch ist C2 und die Notenauswahl geschieht bei gehaltenem Step-Taster mittels Tempo/Value Encoder. Über den Slide Button können Steps auch glissando gespielt werden, längere Töne werden via Slide und Keyboard Button gesetzt.

Apropos Keyboard Button: Bei laufender Sequenz mit aktivierter Aufnahme verwandelt der Keyboard Button die Step Buttons der T-8 in eine Klaviatur, mit der sich Noten in Echtzeit aufnehmen lassen. Das geht deutlich schneller und intuitiver, als mit der Step-Programmierung. Glides und Ties müssen jedoch weiterhin separat eingegeben werden. Das Realtime Recording der Drum Parts passiert übrigens über die Instrument Buttons. Mit entsprechender Fingerfertigkeit können so auch mehrere Instrumente gleichzeitig “eingetrommelt” werden. Für den Zweifelsfall hat Roland noch ein Random Feature implementiert, mit dem sich Drum und Bass Patterns im Zufallsprinzip generieren lassen.

Die Performance-Effekte

Via Fill-PTN-Button kann pro Sequenz ein anderes Drum Pattern als Fill gespeichert werden. Wird dann bei laufender Wiedergabe der Fill-TRIG-Button gedrückt, wird am Ende des aktuellen Patterns das zuvor ausgewählte bzw. eingespeicherte Fill als Variation gespielt. Das bedeutet, dass Fills einen eigenen Pattern Slot im Speicher der T-8 benötigen. Außerdem gelten Fills nur für die Schlagzeugsequenzen, die Synthesizerspur variiert nicht. Als weiteres Performance-Feature gibt es einen Step Loop, über den gehaltene Steps in Dauerschleife wiedergegeben werden. Das funktioniert übrigens auch beim Halten mehrerer Steps. Sub Steps mit wahlweise zwei, drei oder vier Trigs pro Step sind ebenfalls möglich, genauso wie Flams, also eine rhythmisch leicht versetzte, doppelte Wiedergabe des Trigs.

Im Mute-Modus können die Instrumente von Rolands T-8 einzeln stumm geschaltet werden, wodurch sich Patterns auf- und abbauen lassen, um Spannung zu erzeugen. Derartige Mute-Features sind natürlich ein Segen und zählen zu den Dauerbrennern des Drum Machine Workflows. Umso frustrierender, dass Roland diese wichtige Funktion ins Hauptmenü gepackt haben. Dieses öffnet sich nämlich immer am zuletzt ausgewählten Menüpunkt, was für zeitraubendes Menü-Gescrolle sorgt. Ein weniger verbreitetes, aber durchaus nützliches Feature ist Pattern Shift. So können die Sequenzen einzelner Instrumente schrittweise vor- oder zurückgeschoben werden, indem der entsprechende Instrumenten-Taster gehalten und am Tempo/Value Dial gedreht wird. Das sorgt für spannende rhythmische Umdeutungen und ist ein absolut inspirierendes sowie intuitiv zu bedienendes Tool.

Alternativen

Fazit

Mit nur sechs Drum Voices und der Extraspur mit dem Bass-Synthie im 303-Style ist gerade so das Nötigste vorhanden. Die Sounds der T-8 sind dank ACB-Technologie zwar recht gut, doch die Klangregelung weitestgehend im Menü vergraben, was ohne Shortcuts schnell fummelig wird. Gleiches gilt für die Delay- und Reverb-Sounds, diese sind für ein Instrument aus dem unteren Preissegment aber absolut brauchbar und eine gelungene Ergänzung. Apropos Preis: Für einen etwas geringeren Preis würde T-8 die Volca-Konkurrenz komplett aus dem Wasser pusten. Wahrscheinlich wird hier für den Legendenstatus der Roland-Sounds mitbezahlt, aber auch der aufladbare Akku rechtfertigt ein paar Extra-Kröten. Wer gerne reduziert und von unterwegs arbeitet, ist bei Rolands T-8 genau richtig.

Gesamtwertung:
4,0 von 5,0
Qualität:  
3,5 von 5,0
Klang:  
4,0 von 5,0
Preis-Leistung:  
4,0 von 5,0

Pro

Super Sound dank ACB
Konnektivität und Akku sind ideal für Portable Setups

Kontra

Nur sechs Percussion-Spuren
verschachtelte Menüführung

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit AIRA Compact , Bass-Synth , Drum Machine , Roland , sequenzer , T-8

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