Test: Roland Verselab MV-1 / Groovebox & Workstation

Test: Roland Verselab MV-1 / Groovebox & Workstation

Tests. 29. Mai 2021 | / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Die Roland Verselab MV-1 ist eine Groovebox im MPC-Stil und folgt damit dem hardware-orientierten DAW-less Trend. Ebenfalls basierend auf Rolands Zen Core Engine reiht sich der Neuzuwachs preislich zwischen MC-707 und MC-101 ein. Der Clou der MV-1 ist der Fokus auf Gesangsaufnahmen via eingebautem Mikrophon oder XLR-Anschluss (samt Vorverstärker und Phantom Power). Darüber hinaus soll der dedizierte Vocal Track der MV-1 das stimmenbasierte Musizieren mit exklusiven Workflow-Features aufs nächste Level bringen. Was das genau bedeutet und wie sich die MV-1 in Rolands Zen Familie schlägt, zeigt dieser Test.

Verarbeitung, Haptik und Anschlüsse

Bereits optisch erinnert das 354 x 208 x 60 mm Gehäuse an querformatige Grooveboxen wie die MPC-Live. Trotz des verwendeten Plastiks wirkt die Verarbeitung der MV-1 durchweg solide und sieht dazu einfach schick aus. Eine klassische schwarze Oberfläche mit mattweißer Unterseite – ein gelungener Spagat zwischen modern und vintage, welcher sich auch in der 808-farbigen Hintergrundbeleuchtung von Pad-Matrix und Step-Tastern zeigt. Das Display oben rechts will Roland bewusst klein gehalten haben, schließlich gehe es bei der Verselab primär um den Sound.

Größe und Lesbarkeit des Bildschirms sind in der Praxis zwar ausreichend, doch das begrenzte visuelle Feedback verlagert die Verantwortung auf die anderen Bedienelemente. Diese sind absolut roadtauglich und nach Industriestandard überzeugend geraten: Die rasterlosen Endlos-Encoder sitzen absolut stabil auf der Geräteoberfläche und punkten mit angenehmem sowie gleichmäßigem Spielgefühl. Selbiges gilt für die Lautstärke- und Tone-Potis oben links auf der Verselab. Auch der Menü-Encoder hilft mit seiner Rasterung beim Navigieren.

Anschlüsse des Roland Verselab MV-1.

Lediglich die Performance-Pads der MV-1 sind sehr hart und geben nicht nach, was vielleicht einen wertigeren Eindruck hinterlässt, je nach Geschmack aber das Spielgefühl beeinträchtigen kann. Die Funktionstaster unterscheiden sich hingegen nicht nur in ihrer schwarzen Färbung von den anderen Buttons, sondern verfügen im Kontrast über einen spür- und hörbaren Klick beim Drücken.

Insgesamt lässt sich die Haptik der MV-1 als gute Mittelklasse beschreiben: Durchweg stabil trotz Kunststoff, dafür eine bessere Verarbeitungsqualität bei den Bedienelementen und keine bösen Überraschungen. Als besonderes Schmankerl hat Roland ein Mikrofon spendiert, um auch ohne Extragear Vocaltakes verewigen zu können.

Klar, hier sollten nicht zu hohe Erwartungen an die Klangqualität gestellt werden, aber gerade in Kombination mit dem Fliegengewicht von 1,17 kg und den optionalen Akkus für unterwegs ist die MV-1 absolut portabel. Die Anschlusssektion auf der Rückseite beherbergt Line Ins und Outs (L/R) im 6,35mm-Klinkenformat, einen XLR-Anschluss, MIDI In und Out nach DIN-Norm, einen SD-Kartenslot, USB-B-Eingang und DC-In. Im Lieferumfang enthalten sind ein Quick Start Guide, das passende Netzteil und eine SD-Karte.

Workflow und Praxistest

Direkt unter den drei Endlos-Encodern befindet sich die Workflow-Sektion der MV-1, erkennbar an der weißen Hinterlegung der Funktionstaster. Von links nach rechts sind die Menü-Buttons gemäß herkömmlicher Produktionsschritte angeordnet: Los gehts mit bis zu 128 Schritte langen Sequenzen, die dann wiederum zu Sections zusammengefasst, im Song Mode verkettet und mit Vocals verfeinert werden können. Im Mixing-Bereich findet das Finetuning statt und zum Schluss können Mastereffekte wie Kompressor und Limiter noch das Letzte rauskitzeln, bevor es ans Exportieren geht.

Das Mixen ist über das kleine Display eher mühselig, für mehr Überblick kann allerdings ein Computer oder Tablet angeschlossen werden, um die Anzeige zu erweitern. Auch Flexibilität und Qualität der Sounds und Features der Verselab MV-1 können nicht wirklich mit den großen DAWs mithalten, sind insgesamt aber ausreichend – typisch Zen-Core eben.

Roland Verselab MV-1 von oben.

Umso besser, dass via SD-Karten-Slot auch eigene Samples geladen werden können und Roland sogar die passende SD-Karte spendiert. Das Überzeugende am DAW-less Konzept ist sowieso die haptische Bedienbarkeit und die äußert sich auch in Rolands Verselab. Die verschiedenen Eingabemodi liefern für jedes Setting das passende Tool, von klassischen Chord- und Scalepresets über Automationen in Echtzeit via Motion Record. Richtig spannend wird es aber wie gesagt beim Song Mode.

Hier werden nicht nur die einzelnen Sections zu einem Song zusammengefügt, sondern auch Gesangsaufnahmen beigesteuert. Mit bis zu 16 Takes können die einzelnen Sections nach und nach besungen werden, wobei eine stattliche Auswahl an Vocaleffects für ordentlich Abwechslung im Sound sorgt.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Fazit

Rolands MV-1 ist eine leistungsstarke Groovebox mit einem auf Vocal-Performances zugeschnittenen Workflow. Durch den relativ geringen Preis von unter 700 Euro ist die MV-1 aber auch für alle interessant, die vom ersten Loop bis zur fertigen .WAV komplett über Hardware arbeiten und im Vergleich zu MPC und Co. nebenbei sparen wollen. Auch abgesehen von den Implikationen für Gesang überzeugt Rolands neuestes Mitglied der Zen-Core-Familie mit gängigen Groovebox-Features: Live-Recording über Pads mit diversen Eingabemodi, ausgeklügeltes Stepsequencing samt Motion Record, verschiedene Onboard-Effekte und eine gewaltige Sound-Library. Letztere ist auf zeitgenössischen Hip-hop und Trap ausgerichtet, aber zum Glück erweiterbar. Für Techno und House bietet sich die MV-1 also auf den ersten Blick weniger an, es sei denn, es geht um Vocal House oder der Mikrofoneingang wird als Synth-Input zweckentfremdet. Fans der Zen Core Engine und alle, die Spaß an neuen Workflow-Ideen haben, sollten Rolands MV-1 aber definitiv auschecken. Gerade als portables Preproduction Tool macht die Verselab mit erweiterbarem Akku und integriertem Mikrofon eine super Figur. Seriöse Releases erfordern dann aber doch etwas mehr Rechenpower.

Pro

DAW-less Workflow für Vocal Artists
Akkubetrieb und integriertes Mikrofon

Kontra

Abgesehen von den Vocal-Implikationen wenig Charakter

Preis:

599,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Roland.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit groovebox , MV-1 , Roland , Test , Verselab , Zen Core Engine

Deine
Meinung:
Test: Roland Verselab MV-1 / Groovebox & Workstation

Wie findest Du den Artikel?

ø: