Test: Korg Drumlogue / Hybride Drummachine

Test: Korg Drumlogue / Hybride Drummachine

Tests. 19. November 2022 | 4,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Das neueste Mitglied in Korgs Logue-Serie ist eine hybride Drum Machine aka Groovebox. Das gute Stück hört auf den Namen Drumlogue und wurde seit der Vorstellung des Prototyps auf der NAMM 2021 akribisch überarbeitet: Neben dem ausgeklügelten Sequenzer, reichlich Speicherplatz für Custom Samples sowie einer Multi-Engine, welche die Percussion Sounds mit digitalen Noise- und FM-Synths ergänzt, können mittels Software Development Kits auch Softsynths von Drittanbietern in das Instrument geladen werden. Von den insgesamt elf Stimmen des Drumlogue sind vier analog, die anderen arbeiten digital und weitestgehend samplebasiert. Die Details gibt es im folgenden Test.

Quick Facts

  • 4 analoge und 6 samplebasierte Parts (128 ab Werk + 128 freie Plätze)
  • Synthesizer Part mit VPM, Noise und 24 User Slots
  • 64 Step-Sequenzer mit Motion Recording und Pattern Chaining
  • 3 Effektblöcke bestehend aus Delay, Reverb und Master
  • 4 frei zuweisbare Einzelausgänge

Verarbeitung, Haptik und technische Daten

Mit Maßen von 317 x 198 x 73 mm und einem Gewicht von 1,4 kg ist Korgs Drumlogue angenehm portabel, ohne billig zu wirken. Das schwarze Gehäuse aus gebürstetem Aluminium ist zwar relativ anfällig für Fingerabdrücke, sieht ansonsten aber sehr elegant aus und wird stilecht von zwei Holzflanken eingerahmt. Alle elf Voices des Drumlogue verfügen über eigene Lautstärkeregler im Volca-Format, ansonsten bieten 15 gummierte Potis Zugriff auf ausgewählte Funktionen der Klangregelung. Abgesehen von ein paar Doppelbelegungen befinden sich die meisten Parameter des Drumlogue in mehrseitigen Untermenüs, welche mittels Elektron-ähnlicher Kombi aus Display und vier Endlos-Encodern zu erreichen sind.

Was bei den Schweden super funktioniert, leidet bei Korgs Lösung jedoch darunter, dass es für die jeweiligen Menüseiten nur zwei Scroll-Taster gibt. Dadurch wird in der Praxis unnötig Zeit verschwendet, um an den ungewollten Pages vorbeizublättern. In Bezug auf die Haptik gibt es hier jedoch wenig zu meckern – die Potis sowie Encoder wirken solide verarbeitet und regeln angenehm präzise. Das relativ kleine OLED-Display macht die geringe Größe mit gestochener Schärfe und guter Lesbarkeit wett.

Die vielen Funktions- und Step-Taster des Drumlogue sind trotz der konsequenten Hintergrundbeleuchtung überraschend unspektakulär. Die weiß leuchtende Beschriftung der Step Buttons ist bei Gegenlicht relativ schwer zu erkennen und die sehr flachen Taster machen beim Echtzeitspiel nur wenig Spaß. Die Anschlusssektion auf der Rückseite der Drum Machine fällt hingegen wieder positiv auf: Neben den obligatorischen Main- und Phone-Outs im 6,35mm-Klinkenformat gibt es noch vier frei zuweisbare Ausgänge. Sync In und -Out als Miniklinke sowie ein Audio In in selber Ausführung machen den Drumlogue für analoge Setups noch interessanter, MIDI-In und -Out nach fünfpoliger DIN sind natürlich ebenfalls dabei.

Per USB-B-Slot lässt sich die Groovebox mit dem Rechner verbinden und mittels USB-A können MIDI-Controller und Co. angeschlossen werden. Zu guter Letzt kommen Netzteileingang und Powerschalter. Das passende Stromkabel ist im Lieferumfang des Drumlogue enthalten, genauso wie ein faltbarer Quick Start Guide in mehreren Sprachen. Für das komplette Manual muss hingegen das Internet durchforstet werden – auf Korgs Homepage gibt es, Stand jetzt, noch nichts.

Korg Drumlogue von oben.

Die Parts: Analog

Die analogen Stimmen des Drumlogue umfassen Kick, Snare, Low Tom und High Tom. Die Parameter Tuning und Decay sind für alle analogen Voices per Direktzugriff erreichbar, die Kick besitzt noch einen Drive-Regler. Für die Snare gibt es Snappy und die Toms können mittels FM-mäßigem Detune mit Obertönen angereichert werden. Besonders in den tiefen Frequenzen der Toms macht die analoge Klangerzeugung eine gute Figur und punktet mit fettem Klang sowie organischer Wärme.

Bei der Snare fällt der Rauschanteil positiv auf und sorgt für 808-Feeling, auch wenn sie insgesamt ziemlich mittig klingt. Die Bassdrum lässt sich als charakterstark bezeichnen, weil sie nicht direkt an 909 oder anderen Drum-Machine-Klassikern erinnert. Feinde des Schema F werden sich darüber freuen, alle anderen müssen etwas tiefer in die Trickkiste greifen, um die gewünschten Sounds zu generieren.

Die analogen Schaltungen stammen übrigens aus der Feder von Junichi Ikeuchi, der bereits für MS 20 Mini oder ARP 2600M und Odyssey verantwortlich war. Wie oben beschrieben geht die Klangerzeugung des Drumlogue noch tiefer, wenn die Endlos-Encoder hinzugezogen werden. Hier gibt es detaillierten Zugriff auf das Verhalten der Pitch Bends oder den Attack-Anteil der Sounds, bei der Kick lässt sich der Transient sogar mit einem von 16 PCM-Samples ergänzen.

Für die Bassdrum gibt es außerdem einen Hold-Parameter, die Snare kennt Snappy Type sowie Tone und den Toms wurde ebenfalls ein Drive spendiert. Auf der Mixing Page des Parametermenüs können alle Klänge mit resonanzfähigem Multimodefilter mit digitalen Highpass- oder Lowpass-Varianten verfeinert oder an die Delay und Reverb Sends geschickt und gepannt werden. Auch Sidechain Settings und Mastereffekte können hier geregelt werden, doch dazu mehr im FX-Kapitel.

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Mehr Informationen

Die Parts: Digital

Die digitalen Voices des Drumloge arbeiten auf Basis von PCM-Samples, die sich übrigens nach Belieben austauschen lassen. Die Bezeichnungen für Open und Closed Hats, Rimshot und Clap sind also nur grobe Orientierungen, weil besonders beim Gebrauch von eigenen Samples der klanglichen Diversität keine Grenzen gesetzt sind. Dafür fällt der Direktzugriff hier weniger üppig aus, und für die Hats und den Clap gibt es lediglich Decay-Potis.

Der Rimshot geht sogar komplett leer aus. Die beiden Sample-Stimmen sind da mit Attack, Decay und Tune breiter aufgestellt, teilen sich jedoch, ähnlich wie die analogen Toms, die Drehregler und müssen von Shift-Kombinationen Gebrauch machen. Auch die digitalen Stimmen warten im Parametermenü mit weiteren Einstellungsmöglichkeiten auf, wobei die Mixing-Pages mit Panning, FX-Sends und Co. fast identisch zu den analogen Vertretern aufgebaut sind.

Das bedeutet, dass neben den Multimodefiltern sogar noch Bitreduction und Drive implementiert wurden, was den Samples ordentlich Biss und Obertonreichtum verschafft. Im ersten Moment eignen sich die Werksounds also besonders für Techno und Industrial beziehungsweise härtere Stile. In Kombination mit den verfügbaren Regelmöglichkeiten und etwas Kreativität erlaubt das Arsenal des Drumlogue jedoch auch gediegenere Ergebnisse.

Abgesehen vom Rimshot können übrigens alle Samples im Attack-Anteil geregelt werden, dafür gibt es beim Rimshot Decay. Weil alle Samples in Sachen Start- und Endpunkt justiert werden können, ist dieses Detail jedoch getrost zu vernachlässigen. Die bezeichnungstechnisch offen gehaltenen Stimmen Sample 1 und 2 eignen sich übrigens nicht nur für Crash, Ride oder sonstige Percussion Sounds, sondern können anhand der 64 Factory Samples aus der Misc-Kategorie auch Synth Hits, Noise Sweeps oder sonstige FX-Klänge beherbergen.

Korg Drumlogue Display.

Die Parts: Multi Engine

Die erste der drei möglichen Betriebsarten von Korgs Multi Engine ist ein digitaler Synthesizer mit variabler Phasenmodulation oder kurz VPM. Hier werden zwei Sinuswellen miteinander moduliert, wobei das Tuning der Operatoren chromatisch justierbar ist und sich mittels Index von 0 bis 100 die Intensität der Phasenmodulation bestimmen lässt. Das sorgt bei steigendem Wert für mehr Obertöne.

Der Ratio-Parameter variiert das Stimmungs- verhältnis des zweiten Operators von ¼ bis Faktor 16 und mit Noise wird in Form von Feedback ein rauschähnlicher Klang erzeugt. Die Hüllkurven Optionen AR, ASR und Gate runden die Einstellungsmöglichkeiten des VPM-Synths ab und können sogar als Modulationsquelle für den Indexwert genutzt werden. In der Praxis erinnert die variable Phasenmodulation sehr an FM-Synthese und ist eine überaus spannende Erweiterung der Klangpalette des Drumlogue.

Beim Noise Setting können ebenfalls Attack und Release geregelt werden. Mit dem Color-Wert kann außerdem stufenlos durch die verschiedenen „Rauschfarben“ geblendet werden. Verschiedene Filtertypen mit extra Peak-Parameter helfen, die Noise zu zähmen. Zur Auswahl stehen Lowpass-, Highpass- und Bandpass-Varianten in jeweils 2- und 4-poliger Ausführung. Das DECIM-Setting sorgt für Rauschen mit Bitreduktion.

Die im Intro beschriebenen Softsynths, die über die Software Development Kits in den Drumlogue geladen werden können, laufen ebenfalls über die Multi Engine. Hier kann man bis zu 24 Varianten speichern, von Werk ist jedoch „nur“ der virtuell analoge Nano-Synth von Sinevibes an Bord. Dabei handelt es sich um einen polyfonen Synthesizer mit zwei Oszillatoren, wobei die Polyfonie bisher jedoch nicht in den Sequenzer übertragen werden kann.

Die Effekte

Während die bereits erwähnten Inserteffekte wie Filter, Bitreduction und Drive mit maximal zwei regelbaren Parametern auskommen, hat Korg die Send- und Master-FX deutlich differenzierter gestaltet. So kann beispielsweise zwischen Stereo Delays, Tape-Emulation oder Mono Echo gewählt werden und es gibt für jeden Delay-Typ eine auf die Projekt-BPM synchronisierte Variante. Neben den üblichen Verdächtigen Time und Feedback können die Mono- und Stereo-Delays außerdem mit Lowpass- oder Highpass-Filtern frisiert oder mit Saturation angereichert werden.

Beim Tape-Setting gibt es einen Tone-Regler, Tracking Sensitivity, Saturation und Modulation. Die verfügbaren Hall-FX bestehen aus Room und Hall, einem Shimmer namens Riser sowie dem Submarine Reverb, der die Hallfahne nach unten oktaviert. Auch hier gibt es zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten: von Reverb Time über Brightness bis zum Mixing-Verhältnis der oktavierten Elemente von Riser und Submarine.

Als Master-FX stehen Kompression, Boost mit regelbarer Center Frequency und Saturation, ein Multimode Filter mit jeweils 2- und 4-poligen Lowpass-, Bandpass- und Highpass-Varianten sowie ein Dreiband-EQ zur Auswahl. Der Kompressor ist besonders detailliert zu justieren und kennt abgesehen von Attack, Release, Ratio und Makeup Gain noch variable Knee-Settings, einen Wet-Dry-Regler für Parallelkompression und Sidechain.

Letzterer lässt sich in den Mixing Pages der jeweiligen Voices des Drumlogue mit Input versehen. Die Effekte von Korgs Hybriden können jedoch nicht nur was die Fülle an Parametern angeht überzeugen, auch der Sound ist nicht von schlechten Eltern. Höchstens Rolands TR-8S dürfte hier mithalten können, Konkurrenz à la Digitakt hat in dieser Rubrik nicht viel zu melden. Die Kirsche auf der Sahnetorte ist, dass beim Drumlogue mittels SDK auch Effekte von Drittanbietern in die Drum Machine geladen werden können – das sorgt für noch mehr Flexibilität.

Korg Drumlogue Anschlüsse.

Workflow und Sequenzer

Die Bedienung des Drumlogue erfolgt relativ selbsterklärend nach den altbekannten Prinzipien anderer Grooveboxes: Für die Lauflichtprogrammierung wird bei gehaltenem Parts-Taster eine Stimme ausgewählt, die sich dann auf den Step Buttons verteilen lässt. Das Programmieren von Parametervariationen pro Step ist ebenfalls möglich. Dazu muss der gewünschte Step gedrückt gehalten werden. Für fließende Parameterautomationen muss der Drumlogue jedoch per Funktionstaster in den Motion-Modus versetzt und die Live-Aufnahme im Transportbereich aktiviert werden.

Das sorgt für Zeitverlust in der Performance und wirkt unnötig verschachtelt, schließlich gibt es zusätzlich eine Shift-Funktion, um die Motions des Drumlogue generell ein- oder auszuschalten. Ein weiterer Funktionstaster erlaubt das Setzen von Akzenten, wobei für jeden Step ein anderer Lautstärkewert eingegeben werden kann. Mittels Ratchet lassen sich hier auch Rolls und Flams realisieren, die dank verschiedener Hüllkurven sogar dynamisch gestaltbar sind.

Live-Aufnahmen können am Drumlogue ebenfalls vorgenommen werden und erneut gibt es einen dedizierten Funktionstaster, der in Kombination mit dem Aufnahmeknopf die Weichen für Fingerdrumming und Co. stellt. Mit den leblosen Plastiktastern macht das aber herzlich wenig Spaß, ein Glück also, dass per USB-A-Slot externe Controller verwendet werden können. Dadurch kann man übrigens auch Melodien aufnehmen, Akkorde oder Polyphones sind bisher jedoch nicht möglich.

Das Erstellen von Patterns kann auch dem Zufall überlassen werden und der Spielraum zwischen einem und 64 Schritten Länge kann pro Stimme unabhängig ausgenutzt werden. Hinzu kommen Pattern Copy/Paste sowie Chaining, was für längere Abfolgen absolut nützlich ist. Erstaunlich live-tauglich ist, dass man Drumlogue Patterns und Kits ohne Unterbrechung und mit minimaler Ladezeit speichern und abrufen kann. Dadurch können beispielsweise Kits getauscht oder Parametereinstellungen auf die gespeicherten Werte zurückgesetzt werden.

Alternativen

Fazit

Als hybride Drum Machine mit analogen sowie digitalen Stimmen und der Möglichkeit, eigene Samples zu verwenden, wirkt der Drumlogue erst einmal total spannend. In der Praxis sind die Sounds und FX der schwarzen Kiste aber leider nur “ganz gut” – klangliche Offenbarungen bleiben leider aus. Die größte Konkurrenz ist Rolands TR-8S, die zwar ohne analoge Klangerzeugung daherkommt, aber ebenfalls Softsynths und Samples unter der Haube hat und diese weniger nischig klingen. Was den Workflow betrifft, hat Korg zwar an alles gedacht, von Step Edit über Parameterautomationen bis zu den vielen Einstellungsmöglichkeiten, doch auch auf diesem Gebiet ist der Drumlogue ein Stückchen hinter Digitakt und Co. anzusiedeln. Was die Haptik betrifft, sind die Step-Taster im Rahmen von Echtzeitspiel zwar recht negativ aufgefallen, doch insgesamt ist die Verarbeitung zufriedenstellend. Wer gerne mal etwas anderes auf dem Tisch haben will als die üblichen Verdächtigen von Roland und Elektron, sollte den Drumlogue definitiv auschecken. Auch wenn er nicht vieles besser macht als die Konkurrenz, kostet er weniger, hat seinen eigenen Klang und punktet nicht zuletzt dank der möglichen SDK-Erweiterungen mit Vielseitigkeit.

Pro

Analoge Klangerzeugung
Vielseitige Sounds von Drums über Synths bis Samples
Effektiver Sequenzer mit aufnehmbaren Automationen
Effekte und Synth-Part durch SDK erweiterbar
Günstiger als TR-8S und Digitakt

Kontra

Keine anschlagsdynamischen Pads
Analoge Kick könnte fetter sein
Minimal zu verschachtelter Workflow

Preis:

599,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Korg.

 

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit analog , Custom Samples , Drumlogue , Drummachine , Grooebox , Hybrid , korg , SDK

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