Test: Arturia Beatstep / MIDI-Controller

Test: Arturia Beatstep / MIDI-Controller

Tests. 17. Januar 2021 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Der BeatStep von Arturia ist ein frei zuweisbarer, portabler MIDI-Controller mit je 16 Pads und Encodern. Als Bonus gibt’s einen integrierten Step Sequencer, mit dem der BeatStep über seine MIDI- und CV-Ausgänge auch ohne Computer externes Gear steuern kann. Das ganze kostet unter 100 Euro und spricht wie schon der Keystep eine deutliche Sprache: Arturia will den Budget-Markt mit einem mehr als fairen Preis-Leistungs-Verhältnis dominieren.

Verarbeitung, Anschlüsse und technische Daten

Der BeatStep misst 324 x 127 x 16 mm und wiegt 850 g. Damit ist er genauso breit wie ein 13“ Macbook und schwerer als erwartet, was dem Controller aber einen festen Stand und hochwertiges Spielgefühl verleiht. Optisch hat Arturia wie gewohnt auf Weiß mit grauen Bedienelementen und hellblauen Highlights gesetzt. Verhältnismäßig auffällig ist der große, leicht gerasterte und mit viel Blau hinterlegte Tempo-Encoder. Dieser erlaubt feinste Geschwindigkeitsveränderungen des internen Sequenzers, macht als übergroßer Endlos-Encoder aber auch Vorfreude aufs MIDI-Mappen. Als BeatStep interessieren besonders die Drumpads: Davon gibt es 16 Stück in zwei Achterreihen übereinander mit wahlweise roter, blauer oder violetter Hintergrundbeleuchtung. Feeling und Größe erinnern an die NI Maschine, das heißt, die Pads sind relativ weich.

Im Zweifelsfall ist die Velocity aber justierbar, polyphoner Aftertouch und Anschlagsdynamik runden die Eigenschaften der Drumpads ab. Für diverse Utility-Funktionen stehen acht Funktionstaster bereit, die wieder mit ihrer Hintergrundbeleuchtung überzeugen und sich spürbar drücken lassen. Die ebenfalls in Achterreihen angeordneten 16 gummierten Endlos-Encoder verfügen über eine leichte Rasterung, wackeln nicht und haben einen angenehm festen Drehwiderstand. Auch die Abstände zwischen den Reglern sind ausreichend groß gewählt, sodass man den BeatStep auch mit Handschuhen bedienen kann – zum Beispiel in der kalten Jahreszeit beim Musizieren unterwegs.

Arturia Beatstep Anschlüsse.

Denn als Class Compliant USB Device lässt sich der BeatStep etwa mit einem iPad verbinden und kann dann ganz ohne Stromversorgung verschiedenste Musikapps steuern. Das USB-Kabel kann den Strom aber auch von einer Powerbank beziehen, MIDI- und CV-Outs stehen schließlich immer noch als Kommunikationswege zur Verfügung. Die Anschlüsse befinden sich auf der linken Seite des BeatStep, was erneut die Laptop-Fraktion unter den Produzierenden freuen dürfte. Abgesehen vom Typ-B-USB-Anschluss sind die Buchsen im 3,5mm-Klinkenformat, für CV gibt’s noch einen extra Gate-Out.

Wie bei Minibrute und Co. hat Arturia auch hier aufs Eurorack-Format gesetzt und keinerlei interne Justierung der Kontrollspannung verbaut. Wer exotischere Geräte verwenden will, sollte vorm Kauf also double-checken. Außerdem im Lieferumfang enthalten sind ein passendes USB-Kabel, der Quickstart Guide und sogar ein MIDI-Adapter, sodass es direkt losgehen kann.

Der Sequenzer

Mittels CNTRL/SEQ-Button lässt sich der Beatstep in den Sequenzermodus versetzen, der mit blauer Hintergrundbeleuchtung kodiert ist. Die Drumpads repräsentieren jetzt die einzelnen Steps und erlauben durch Drücken die Noteneingabe. Der Pitch der Note wird via Encoder bestimmt, wobei jeder Regler für eins der Steppads arbeitet. Für Synthesizer ist der Sequenzer super, weil mittels Shift und der oberen Reihe der Drumpads verschiedene Scales gespielt werden können. Ist die gewünschte Skala ausgewählt, entstehen durch wahlloses Drehen der Encoder tonleitergetreue Zufallsmelodien.

Ebenfalls mit Shift-Kombination kann die Subdivision justiert und die Wiedergaberichtung des Sequenzers geändert werden. Gate-Länge und Groove sind – streng geheim – mit Shift und den ersten Encodern regelbar. Der Nachteil des Sequenzers im Hinblick auf Drumgrooves ist, dass er monophon arbeitet. So lassen sich lediglich lineare Beats, also monophone Ryhthmen programmieren und auch die Sample-Auswahl per Encoder macht hier deutlich weniger Spaß. Vor allem, weil die Auswahl ohne jedwedes optisches Feedback passiert und gelernt werden muss, die Anzahl der gedrehten Raster zu zählen.

Auch das Transpose Feature macht für Synthesizer mehr Sinn als für Drums: Mit Shift und dem Temporegler kann die bestehende Sequenz chromatisch transponiert werden. Das Abspielen und Stoppen der Sequenz passiert mittels Mini-Transport-Sektion bestehend aus Play bzw. Pause und Stop. Viel mehr Funktionen bietet die Utility-Ecke des BeatStep nicht, erwähnenswert ist aber, dass bis zu 16 Sequenzen standalone gespeichert und geladen werden können. Wechselt man bei laufender Sequenz in den Controller-Modus, kann gemäß der erlaubten Anzahl an Tönen mitgespielt werden.

Controller und MIDI Control Center

Im Controller-Modus lässt sich der Beatstep frei zuweisen, was ihn besonders für Ableton Fans zu einem Plug-and-Play-Gerät macht. Mit 16 Encodern lassen sich eine Menge Parameter automatisieren, wobei Verarbeitung und Spielgefühl der Drehregler für reichlich Feeling und somit Spaß sorgen. Während DAWs wie Ableton unzählige, virtuelle Drehregler aufweisen, die vom BeatStep gesteuert werden können, macht die Zuweisung der Drumpads zunächst ratlos: Klar, Transport-Funktionen machen Sinn oder Track Mute, aber dafür lohnt sich ein Blick ins kostenlose MIDI Control Center: Noten, NRPN/RPN-Daten, MIDI-CC, MMC, Switched Controls oder Patch-Changes – so ziemlich Alles rund ums Thema MIDI – lassen sich hier voreinstellen und auf den 16 Bänken des BeatStep speichern.

Besonders praktisch ist die Auswahl zwischen diversen Funktionsmodi, wobei besonders der Toggle-Modus die Drumpads kreativ nutzbar macht. Nach der Enttäuschung des integrierten Sequenzers ist es einem also selbst überlassen, im MIDI Control Center die optimale Bedienungsoberfläche zu gestalten. Wer dafür nicht genug Geduld hat, kann beispielsweise Hacks von Drittanbietern nutzen, um DAWs wie Ableton komplett über den Beatstep zu steuern. Spuren erzeugen, Patterns aufnehmen und abspielen ist tendenziell also möglich und bisherige Software Updates von Arturia stimmen zuversichtlich, dass noch das ein oder andere Bonus-Feature nachträglich erscheint.

Fazit

Der BeatStep ist schwer zu kritisieren. Die absolut hochwertige Verarbeitung und die Möglichkeit, bis zu 16 verschiedene Mappings abzuspeichern, machen ihn zu einem zuverlässigen und vielseitigen Controller. Die Encoder allein sind das Geld wert, alles weitere kommt als Bonus dazu: Die Drumpads erfordern zwar mehr Programmieraufwand, um ihr volles Potenzial auszuschöpfen, doch die Optionen des kostenlosen MIDI Control Centers lassen kaum Wünsche offen. Abmaße und Stromversorgung machen den Beatstep absolut portabel und motivieren zu neuen Arten des Musikmachens – ob unterwegs oder mit Apps und Alltags-Gadgets. Der BeatStep inspiriert und eröffnet der Kreativität neue Wege, dazu der absolut faire Preis und die Kaufempfehlung steht. Dass der Sequenzer besonders mit Hinblick auf die Namensgebung des BeatStep enttäuscht, ist unterm Strich kein Problem. Mit Synthesizern macht er nämlich jede Menge Freude und die unorthodoxe Bedienung mit den Encodern kann sicher auch unerwartete und spannende Grooves erzeugen.

Pro

Unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis
Hochwertige Encoder und Drumpads
Roadtauglich und portabel

Kontra

Sequenzer weniger für Drums geeignet

Preis:

119,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Arturia.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit arturia , Beatstep , midi controller , Standalone Sequencer , Test

Deine
Meinung:
Test: Arturia Beatstep / MIDI-Controller

Wie findest Du den Artikel?

ø: