Test: Novation Circuit Tracks / Groovetool

Test: Novation Circuit Tracks / Groovetool

Tests. 11. September 2021 | 5,0 / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Beim ursprünglichen Novation Circuit handelte es sich um eine sample-basierte Groovebox mit performance-orientiertem Stepsequencer und direktem Zugriff auf die Klanggestaltung via acht Endlos-Encoder. Mit Tracks und Rhythm geht der britische Hersteller nach knapp fünf Jahren in die Neuauflage der erschwinglichen Erfolgskiste und will sich beim Upgrade einiges gedacht haben. Dieser Test behandelt den Novation Circuit Tracks, der sich durch zwei dedizierte MIDI-Kanäle auszeichnet, über die der Circuit externes Gear steuern und in den Sequenzer einbinden kann. Was sich sonst noch geändert hat, wird im Folgenden erklärt.

Die Neuerungen im Überblick

Zusätzlich zu den vier Sample-Spuren gibt es auch beim Tracks wieder zwei Kanäle mit Synth Engine, die bereits erwähnten MIDI-Spuren bringen den Stand der Tracks auf acht. Audio Inputs, ein integrierter Akku, ein Kompressor, verbesserte Sidechain-Funktionen und der performance-orientierte Scene-Mode zählen weiter zu den heißen Neuerungen des Circuit Tracks. Doch auch der Sequencer wurde verbessert und kann sich jetzt 32 Steps per Pattern merken, über Patternlink gehen sogar 256.

Mittels Mutate können Patterns nach und nach ins Chaos gekippt werden, was besonders zusammen mit den neu verfügbaren Abspielrichtungen des Sequenzers für Spannung sorgt. Die 16 Delay- und Reverb-FX sowie das Multimode-Filter sind unverändert, ähnlich wie die erwähnte Synth Engine. Novation fährt eine klare Linie und hat sich bei der Überarbeitung des alten Circuit primär um Workflow und Funktionalität gekümmert, der Sound ist vornehmlich der alte.

Verarbeitung und Anschlüsse

Was Layout und Design des Tracks betrifft, ist die Verwandtschaft zum alten Circuit nicht von der Hand zu weisen: Die Größe des Instruments sowie die Anordnung der Potis und Pads ist ziemlich identisch gehalten, insgesamt ist aber alles viel schicker geworden. Das 240 x 45 x 210 mm Kunststoffgehäuse wiegt gerade mal 0,78 kg, macht aber einen gleichermaßen eleganten wie stabilen Eindruck. Die Oberfläche des Tracks ist leicht angeschrägt, das neue Design der Potis und Funktionstaster erinnert an Ableton Push – verarbeitungstechnisch kann man beim Circuit Tracks also von einem gelungenen Upgrade sprechen.

Statt Batteriebetrieb setzt der neue Circuit auf einen wiederaufladbaren Akku und soll bis zu vier Stunden ohne Stromzufuhr auskommen, der integrierte Lautsprecher des Vorgängermodells ist hingegen Geschichte. Im Lieferumfang befinden sich ein USB-Kabel, der passende Stecker mit Adaptern für verschiedene Steckdosen, ein Sticker und das Manual.

Weitere Neuerungen finden sich auf der Rückseite des Circuit Tracks. Zugunsten der MIDI-Kompatibilität wurden entsprechende Buchsen für In, Out und Thru verbaut, allesamt im DIN-Format, was angesichts des schmalen Formats des Tracks positiv überrascht. Apropos Überraschung: Die neuen Audioeingänge im 6,35mm-Klinkenformat ermöglichen noch mehr Spielereien mit anderen Musikinstrumenten, wie Sampling oder Mixing direkt über die Hardware des Circuit Tracks. Ein 3,5mm-Sync-Anschluss erlaubt die Kommunikation mit Vintagegear oder portablen Synths à la Korg Volca, mittels Micro-SD-Karte können zusätzlich Sounds auf den Circuit geladen werden.

Der ebenfalls als Miniklinke verbaute Kopfhöreranschluss befindet sich jetzt auch auf der Rückseite; eine Veränderung, die sicher nicht allen gefällt. Die beiden Ausgänge sind wieder im 6,35mm-Klinkenformat gehalten, abgerundet wird die Anschlussseite des Tracks vom USB-C-Anschluss für Strom und MIDI sowie dem Power-Knopf und einer Kensington Diebstahlsicherung.

Sound und Workflow

Wenn es um den Sound des Novation Circuit Tracks geht, ist vor allem die Synth-Engine gemeint. Diese ist – wie bereits erwähnt – ziemlich ähnlich zum Vorgängermodell gehalten und erntet konsequent die gleiche Kritik: Streng genommen zu unspektakulär und oberflächlich in der Bedienung, aber am Ende doch ausreichend. Nach fünf Jahren Entwicklungszeit hätte hier ruhig investiert werden können. Der Workflow ist ebenfalls der alte, das ist aber auch gut so: Die 4x8 RGB Pads fungieren je nach Modus als Eingabewerkzeug für Lauflichtprogrammierung, chromatisches Echtzeitspiel und Menüeinstellungen wie Groove oder FX-Send.

Novation beweist hier Liebe zum Detail und hat Features wie den Expanded View leichter zugänglich gemacht, was noch mehr Schwung in den bereits schnittigen Workflow bringt. Ergänzendend sind den acht Macro-Reglern oben auf dem Circuit ebenfalls je nach Setting angepasste Parameter zugeordnet. Statt auf dem Display wird die grobe Position der Endlos-Encoder mittels LED unterhalb der Regler angezeigt. Das ist genauso gewöhnungsbedürftig wie die Menüeinstellungen über die RGB Pads, nach kurzer Zeit hat man dies jedoch verinnerlicht.

Der Sequenzer selbst besticht durch Parameterlocks, in Echtzeit aufnehmbare Automationen, Trig Conditions und Microtiming. Mit diesem Arsenal kann der Circuit Tracks im Handumdrehen spannende und lebendige Loops erzeugen. Nimmt man dann noch externes Gear mit ins Setup, können auch „fremde“ Geräte vom Sequenzer des Circuit profitieren und über die neuen Audioeingänge direkt eingeschleift werden. Im Circuit angekommen kann das externe Signal genau wie die internen Spuren gemixt und mit Effekten verziert werden. Die vermeintlich geringe Anzahl an Tracks ist übrigens praktisch halb so wild, weil die Drum Tracks pro Steps andere Samples abspielen können.

Das lädt zu abgefahrenen linearen Drumpatterns ein und spart Platz. Über die Novation Components Software können Samplepacks erstellt und detailliertere Einstellungen an der Synth-Engine vorgenommen werden, die dann zusammen mit den Samples auf die SD-Karte geladen werden können. Zu guter Letzt sei der neue Scene-Modus zu erwähnen, der die Performance-Kapazitäten des Circuit Tracks auf ein neues Level bringt. Indem verschiedene Patterns ausgewählt und verkettet werden, genügt ein Knopfdruck, um ganze Songs abzuspielen. Das beste dabei: die Vorbereitung der Scenes ist kinderleicht und schnell gemacht.

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Fazit

Der alte Circuit überzeugte durch sein intuitives und anfängerfreundliches Bedienkonzept und dem dazu passenden geringen Preis. Diese gelungene Mischung erlaubte Abstriche in puncto Sound und Optik und machte den Circuit zum Kassenschlager. Kein Display zu verbauen ist seit Tag eins Teil des Konzepts, darum gibt es auch beim neuen Circuit keine Bildschirme. Anfangs sorgt das tatsächlich für das ein oder andere Orientierungsproblem, nach kurzer Einarbeitungszeit hat man sich aber schon daran gewöhnt. Beim Tracks fällt zunächst das überarbeitete Design auf, was einen deutlich wertigeren Eindruck macht als noch beim Vorgänger. Leider spiegelt sich das auch im Preis wider, doch die neu spendierten Audio- und MIDI-Schnittstellen und der Akku gleichen das wieder aus. Letzterer droht zwar mit begrenzter Lebensdauer, ist aber einfach umweltfreundlicher, genau wie der Verzicht auf eingebaute Lautsprecher. Nur am Sound der Synth-Engine hätte ruhig noch etwas passieren können. Diese macht ihren Job zwar grundsolide, arbeitet aber sehr preset-orientiert und klingt einfach eine Spur zu generisch – umso besser, dass es jetzt mehrere Anschlussmöglichkeiten für externe Geräte gibt. Der neue Kompressor und die überarbeiteten Sidechain-Funktionen machen wiederum eine gute Figur, werden jedoch vom Scene-Feature in den Schatten gestellt, wenn es um die Software-Neuerungen geht. Diese neuartige Performance-Funktion gibt dem Novation Circuit Tracks dann doch noch das gewisse Etwas auf dem dicht besiedelten Groovebox-Markt.

Pro

Intuitives Bedienkonzept
Leistungsstarker Sequenzer à la Elektron
Konnektivität zur Integration von weiterem Gear
Eingebauter Akku

Kontra

Kein Display
Synth-Engine könnte hochwertiger klingen
Kein Highend-Gerät

Preis:

350,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Novation.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit Circuit Tracks , Drum Machine , groovebox , novation , Sampler , sequenzer

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