Test: Novation FLKey37 / MIDI-Controller für FL Studio

Test: Novation FLKey37 / MIDI-Controller für FL Studio

Tests. 15. Februar 2023 | / 5,0

Geschrieben von:
Kai Dombrowski

Seit Mai 2022 gibt es mit Novations FLKey37 endlich einen dedizierten MIDI-Controller für die DAW FL-Studio. Einige Jahre nach dem AKAI Fire, bei dem es primär um die Bedienung von FLs Sequencer ging, kommt FLKey37 mit einem Gesamtpaket aus Potis, Pads und Keys daher. Verschiedene Betriebsmodi erlauben die Steuerung des Sequencers, Channel- und Mastermixers sowie von Plugin-Parametern. Hinzu kommen die Noteneingabe via anschlagsdynamischer Keys und Pads, Chord-, Scale- und User-Modes sowie der attraktive Preis von 229 Euro. Wie sich Novations FLKey37 in der Praxis schlägt, zeigt dieser Test.

Quick Facts

  • Dedizierter MIDI-Controller für FL-Studio
  • 37 anschlagsdynamische Keys, 16 anschlagdynamische Pads
  • 8 Potis mit Modi für Plugin-, Mixer-, Channel-Rack-Controll und mehr.
  • Transportsektion mit Tastern für Quantizer und Metronom
  • Inklusive sechsmonatiger Testversion von FL Studio’s Producer Edition

Verarbeitung und Haptik

Für Abmessungen von 555 x 77 x 258 mm ist FLkey37 erstaunlich leicht und wiegt nur 2,18 kg. Das Gehäuse ist zwar aus Plastik, macht aber einen überaus stabilen Eindruck. Ebenfalls aus Kunststoff, sind die Keys des Controllers nur ein paar Millimeter kürzer als herkömmliche Klaviertasten, anschlagsdynamisch und für den Preis mehr als zufriedenstellend. Die 16 beleuchteten RGB-Pads sind mit 2 cm Seitenlänge nicht nur halb so groß wie beispielsweise die Pads einer MPC, sondern auch deutlich weicher, wobei unklar ist, ob das Gummi oder der Taster selbst nachgibt.

Die vielen Funktion-Buttons lassen sich hingegen spürbar eindrücken, allerdings ohne den häufiger vertretenen “Click”. Die meisten dieser Taster scrollen durch Mixer Channel, Plugin Presets, Channel Rack oder Menü-Pages, sodass auch jede Menge Utility-Arbeit direkt am Controller vorgenommen werden kann – sehr cool! Auf der anderen Seite heißt das für den Workflow, dass die Belegungen der Potis und Buttons häufig wechselt, was gerade am Anfang für Verwirrung sorgen kann.

Das knapp 2 x 4 cm große Display zeigt auf zwei Zeilen à 16 Zeichen das zuletzt aufgerufene Menü an, beim Betätigen der Potis wird der entsprechende Parameter samt aktuellem Regelwert abgebildet. Apropos Potis: Die acht Drehregler verfügen zwar über ein angenehmes Spielgefühl und griffige Gummikappen, für MIDI-Controller mit Mehrfachbelegungen sind Endlos-Encoder aber besser geeignet. Wenn (wie beim Testgerät für DJ LAB) dann noch die Catchup-Funktion spinnt, wird's schnell haarig, doch dazu später mehr.

Die physischen Mod- und Pitchwheels des FLkey37 besitzen die gleiche angenehme Gummioberfläche wie die Potikappen und punkten mit solider Verarbeitung und guter Funktionalität. Auf der Rückseite des Geräts gibt es die obligatorische Kensington-Diebstahlsicherung, einen USB-B-Eingang, eine 6,35mm-Klinkenbuchse für Sustain Pedals sowie ein MIDI-Out nach fünfpoliger DIN-Norm. Im Lieferumfang befindet sich noch das passende USB-Kabel in 1,5 m Länge und eine Schnellstartanleitung.

FL Studio: Preise und Unterschiede zwischen den Editionen

FL-Studio ist grundsätzlich als Dauertestversion zum kostenlosen Download verfügbar. Abgesehen vom reduzierten Funktionsumfang der enthaltenen Plugins stört hier jedoch vor allem die Tatsache, dass gespeicherte Projekte nicht geladen werden können, bis bezahlt wird. Die halbjährliche Testversion der Producer Edition, die im Kaufpreis des FLKey Mini inbegriffen ist, schafft hier zwar Abhilfe, kostet nach Ablauf der Testzeit aber 178 Euro.

Beim AKAI Fire gab es noch die abgespeckte Fruity Fire Edition on top und das für 169 Euro, Controller inklusive. Die komplette Auswahl an Samples und Plugins in Form der All Plugins Edition kostet derzeit 479 Euro, die Signature Version für 267 Euro stellt den Middleground dar. Wer sich nach der Testphase für die günstigste Lizenz, die Fruity Version für 99 Euro entscheidet, muss sich auf die geringste Ausstattung einstellen – hier fehlen sogar Automationsclips und sämtliche Features zur Aufnahme und Bearbeitung von Audiosignalen.

Getting Started

Einmal installiert, wird der angeschlossene FLkey37 problemlos erkannt und es kann losgehen. Mittels Browse Button können die Sample- und Plugin-Librarys direkt vom Controller aus durchstöbert werden, wobei eine Handvoll der 16 RGB-Pads als Pfeiltasten fungieren. Was erstmal super klingt, ist besonders im Vergleich zu Maus und Tastatur aber eher unpraktisch. Wurde jedoch erstmal die gewünschte Anzahl an Channels, Samples, Plugins und Effekten verteilt, kann man sich getrost vom Bildschirm abwenden.

Bei gehaltener Shift-Taste wird über die RGB-Pads der Betriebsmodus des FLkey37 ausgewählt. Die obere Reihe der Pads beherbergt alternative Funktionstypen für die Potis, wie Plugin, Mixer Volume und Pan, Channel Volume und Pan oder Custom. Die untere Reihe legt den Eingabemodus fest, wobei die Sequenzer- und Instrument-Modi die Hauptwerkzeuge darstellen. Bei Scale/Chord, User Chord und Custom handelt es sich eher um Utility-Erweiterungen, die in den folgenden Kapiteln näher beschrieben werden.

Sequenzer und Channel Rack

Eine der Besonderheiten von FL-Studio ist das Channel Rack, in dem sich Samples und Plugins auf verschiedene Kanäle verteilen lassen, die über einen jeweils eigenen Sequenzer verfügen. Ist FLkey37 im Sequencer-Modus, können die 16 RGB-Buttons gemäß klassischer Lauflichtprogrammierung für die Noteneingabe genutzt werden. Die Pfeiltasten rechts neben den Pads blättern durch die Channel und im Falle mehrtaktiger Loops erleichtern die Page-Taster die Navigation.

Als besonderes Schmankerl können Steps gehalten und dann via Drehregler mit Parameterlocks versehen werden, bei FL Studio heißt das jedoch Graph Editing. Die auf diese Weise regelbaren Parameter sind Note Pitch, Velocity, Release Velocity, Fine Pitch, Panning, Mod X, Mod Y und Shift. Um beim Graph-Editing mehrerer Steps keine Sehnen- scheidentzündung zu erleiden, haben Novation ein Latch-Feature spendiert, damit die betroffenen Steps nicht mehr gehalten werden müssen.

Die Transportsektion des Controllers spielt in der Echtzeitaufnahme zwar eine größere Rolle, die Undo- und Redo-Funktionen erweisen sich hingegen auch für den Sequenzer als praktisch.

Novation FLKey37 Anschlüsse.

Pot Modes: Channel und Mixer Controls

Abgesehen vom Graph Editor können die Potis auch die Lautstärke und Panning für je acht Kanäle des Channel Racks regeln. Dass es zusätzliche Pot Modes für Mixer Volume und Pan gibt, hängt mit FL Studios flexibler Routing-Philosophie zusammen. Die Zuordnung von

Klangerzeugern und Mixer-Tracks ist Teil des kreativen Prozesses, erlaubt das Erstellen von Sends sowie das Gruppieren von Audioquellen und wird den Produzierenden selbst überlassen. Der Nachteil: Die Belegung der Mixer-Kanäle muss am Rechner passieren.

Bei einer höheren Anzahl an Channels erlauben die Mixer Buttons neben den Drehreglern das Scrollen durchs Rack bzw. Mixer Kanäle, wobei das Display die aktuelle Auswahl anzeigt. Hier hat sich jedoch als problematisch herausgestellt, dass beim Wechseln des aktiven Kanals die Potis mitscrollen, sodass der erste Drehregler immer die Lautstärke des aktiven Channels steuert. Das erfordert nicht nur entsprechendes Mitdenken, sondern bedeutet auch, dass, wenn der letzte Channel aktiv ist, die übrigen sieben Potis unbelegt sind.

Plugin Kontrolle und Custom Mode

Im Plugin-Modus steuern die Potis bis zu acht Parameter des ausgewählten Sampler-, Instrument- oder Effekt-Plugins, wobei das Display am FLKey anzeigt, welcher Werte gerade geregelt wird. Alternativ zeigt ein roter Rahmen in FL Studio an, welche Parameter gerade gesteuert werden. Wer mit der vorgemappten Auswahl von FLKey37 unzufrieden ist, kann mittels Custom Mode und FL Studio's Multilink Feature individuell entscheiden, wie die Zuordnung aussehen soll.

Über die RGB-Pads können auch Program Change und CC Messages verschickt werden. Am besten eignen sie sich, um Channel oder Mixer-Track-Mutes zu realisieren, ein Feature das den FLKeys von Haus aus fehlt. In Novations Software Components gibt es zu diesem Zweck allerdings einige Mapping-Profile zum Download, zusätzlich können dort auch eigene Presets abgespeichert werden.

Realtime Recording und Instrument Mode

Während die Belegung der Pads und Potis je nach Betriebszustand wechselt, erlauben die 37 Keys des Controllers stets das chromatische Spiel des aktiven Plugins beziehungsweise Samples. Dank der Größe der Tasten und der Anschlagsdynamik kommt auch reichlich Spielfreude auf, selbst wenn die Keys aus leichtem Plastik und etwas wackelig sind.

Im Instrument Mode dienen hingegen die RGB-Pads als chromatische Tastatur. Oktavwechsel via Plus- und Minus-Buttons rechts neben den Wheels wirken sich zwar nur auf die Tonlage der Klaviatur aus, zusammen mit den Note Repeat und Fixed Chord Modes können sich aber auch die Pads als nützlich erweisen.

Mittels Scale/Chord und User Setting lässt sich der spielbare Tonraum auf zahlreiche Preset Scales reduzieren oder selbst zusammenstellen, was FLKey37 besonders für Neuzugänge attraktiv macht. Die Fixed-Chord-Funktion, die beim Druck einer einzelnen Taste gleich einen kompletten Akkord ausspuckt, fehlt übrigens beim kleinen Geschwisterchen FLKey mini.

Alle Methoden zur Echtzeitaufnahme profitieren von den dedizierten Funktionstastern zum Quantisieren oder Togglen des Metronoms. Mittels Score Log können MIDI-Noten sogar nachträglich ins Pattern geladen werden, falls beim “goldenen Take” die Aufnahme deaktiviert war. Statt im Sequencer des Channel Racks landen Echtzeitaufnahmen in FL Studios Piano Roll.

Alternativen

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Mehr Informationen

Fazit

FLKey37 ist für alle interessant, die vornehmlich bis ausschließlich mit FL Studio arbeiten und das Bedürfnis nach haptischer Bedienung verspüren. Der recht große Controller hat mit anschlagsdynamischen Keys und Pads, zwei physischen Wheels sowie acht Potis und 16 Triggerpads eine Menge befriedigender Hands-on-Kontrolle zu bieten. Das Problem mit den Potis statt wünschenswerter Endlos-Encoder bleibt zwar bestehen, doch insgesamt dürfte Flkey37 der derzeit beste MIDI-Controller für FL-Studio sein. Das liegt vor allem an den weitestgehend gelungenen, direkt auf die DAW zugeschnittenen Utility-Funktionen, wie das Blättern durch Channel Rack, Mixer-Tracks, Plugin-Presets und die Steuerung des Sequenzers. Ganz ohne Rechner gehts am Ende jedoch nicht. So müssen die Zuordnung von Plugins und Samples auf die Channels sowie das Verteilen von Klangerzeugern auf die Mixer Tracks per Maus und Tastatur passieren. Auch FL Studio’s viel gelobte Piano Roll hat jenseits der Echtzeitaufnahme kaum haptische Steuerungsmaßnahmen erhalten. Wer mit einem hybriden Workflow leben kann, sollte Novations FLKey 37 definitiv auschecken. Wer auch andere DAWs steuern will, schaut sich am besten anderweitig um.

Gesamtwertung:
4,5 von 5,0
Qualität:  
4,5 von 5,0
Klang:  
4,5 von 5,0
Preis-Leistung:  
5,0 von 5,0

Pro

Erster "Komplett-Controller" für FL-Studio
Keys, Potis, Pads und Wheels
Viele Betriebsmodi samt Custom-Belegung
Großartiges Preis-Leistungs-Verhältnis

Kontra

Keine Endlos-Encoder
Zu viele Belegungswechsel beim Scrollen

Preis:

218,00 EUR

Weitere Informationen gibt es auf der Website von Novation.

Veröffentlicht in Tests und getaggt mit FL-Studio , FLKey37 , midi controller , novation , Test

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